Ein Berg voll Nazi-Klamotten

Protest gegen Nazibekleidung 2009 in Friedrichshain.
Erstveröffentlicht: 
23.12.2013

Berlin: Nazimarke »Walhall Athletik« in Friedrichshain und Pankow

Doorbreaker-Filalien in Weißensee und Pankow vertreiben Mode eines Rechtsextremisten.
Antifaschistische Gruppen protestieren gegen den Vertrieb der Mode-Marke »Walhall Athletik« in Berlin, die von einer zentralen Figur der süddeutschen Neonazi-Szene gegründet wurde.

 

Martin Peters

»Walhall Athletik« lautet der Name der Kampfsportmarke, die in den Filialen der Freizeit- und Sport-Bekleidungskette »Doorbreaker« in Weißensee und Friedrichshain vertrieben wird. Was der Name bereits erahnen lässt, bestätigt ein Blick auf die Hintergründe der Modemarke. Denn der Gründer des Labels »Walhall Athletik« ist Daniel Weigl. Der ehemalige NPD-Politiker gilt laut der »Antifaschistischen Dokumentations-, Informations- und Archivstelle München« als einer der Drahtzieher der süddeutschen Neonaziszene. Zugleich ist er als eifriger Geschäftsmann in Sachen Fashion und Rechtsrock unterwegs.

 

So gründete Weigl den »Final Resistance«-Mailorder, der mittlerweile als maßgebliche Versandstruktur des »Freies Netz Süd« (FNS) fungiert. Das FNS war Teil des Unterstützernetzwerks der Terroristen des »Nationalsozialistischen Untergrundes« (NSU) und ist tonangebender Kameradschaftsverbund in Bayern. Weigl pflegt europaweit Neonazi-Kontakte, streckt seine Fühler aber auch immer mehr in Richtung der sogenannten »Mischszenen« aus. Dafür spricht auch, eine Marke für das eher »unpolitische« Kampfsport-Klientel zu produzieren.

 

»Über die Hintergründe der Marke haben wir die Inhaberin des Doorbreakers bereits Anfang Juli in einem Brief informiert, jedoch ohne Reaktion«, berichtet Markus Roth von der »Initiative gegen Rechts Friedrichshain«. Sonderlich überrascht gibt man sich jedoch nicht: »Wir haben seit Jahren Ärger damit, dass der Doorbreaker immer wieder solche Bekleidung verkauft«. Zuletzt organisierte die Initiative am 9. März mit antifaschistischen Gruppen aus Pankow Protestaktionen vor den Filialen des Doorbreakers, um auf den Verkauf der Marke »Label 23« aufmerksam zu machen. Der Gründer des »Label 23«, der ehemaligen deutsche Kickbox-Meister Markus Walzuck, wird vom Verfassungsschutz ebenfalls als rechtsextrem eingeschätzt.

 

Mitte März dieses Jahres nahm Doorbreaker »Label 23« aus dem Sortiment, nicht jedoch die Marke »Walhall Athletik«, die seit Beginn des Jahres verkauft wurde. Ladenbetreiberin Sandra Dönitz wandte sich daraufhin an die Friedrichshainer Grünen-Politikerin Canan Bayram, um mitzuteilen, dass man den Brief der Initiative sehr wohl wahrgenommen habe. Jedoch habe man »einen ganzen Berg« der »Walhall Athletik«-Klamotten und müsse die Sachen irgendwie loswerden. Bayram solle doch bitte um Verständnis für ihre Situation werben. Man habe die Marke von einem Zwischenhändler im Paket mit anderen Waren bekommen.

 

Ob dies nun aus Unwissenheit geschehen sei, bleibt jedoch fraglich. Schließlich verkaufte Doorbreaker von 2002 bis 2008 ungeniert und vollkommen kritikresistent die bei Rechten beliebte Marke »Thor Steinar«. Kämpfer des von »Walhall Athletik« gesponserten Gewichtheber-Teams »Metalpower Powerlifting« aus Tschechien werden im Übrigen auch von »Thor Steinar« unterstützt. So präsentieren sich »Metalpower«-Mitglieder nicht nur gern in Kleidungsstücken des Labels, die lokalen »Thor Steinar«-Stores sponsern auch deren Turniere und Box-Clubs.

 

Um den eigenen Ruf als auch um die eigene Sicherheit besorgt, ließ die Ladenbesitzerin die Schaufenster im März mit Aushängen bestücken, auf denen zu lesen war: »Wir sind kein Naziladen!« »Darum geht es doch gar nicht«, entgegnet Martin Sonnenburg von der Pankower Gruppe North East Antifa. »Es geht darum, dass die immer wieder Nazi-Klamotten ins Sortiment nehmen, um Outlaw-Images zu bedienen. Das gehört zu deren Geschäftskonzept.« Der Umzug des Hohenschönhausener Doorbreaker-Shops im Oktober nach Weißensee bedeute für den Stadtteil eine Erweiterung des rechten Lifestyle-Angebotes, gerade weil man davon ausgehe, dass sich die Problematik im Doorbreaker wiederholen würde, so Sonnenburg.

 

Nur fünf Minuten Fußweg vom Weißenseer Doorbreaker entfernt befindet sich der »Tønsberg«, Berlins letzter »Thor Steinar«-Laden. Das Friedrichshainer Geschäft der Firma musste nach vier Jahren zähen Ringens im September schließen. Bleibt zu hoffen, dass der Verkauf rechter Lifestyle-Bekleidung auch in Weißensee nicht von Dauer ist.