Nazis scheitern mit Heßmobs

Nazikleinfamilie

Am 17. August 2007 – dem 22. Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß – versuchten sich die Nazis in ganz Deutschland an einer für sie neuen Aktionsform: Flashmobs. Nach der erneuten Bestätigung des Verbot eines zentralen Aufmarsches zum Grab von Heß im oberfränkischen Wunsiedel durch das Bundesverfassungsgericht, blieb den Nazis mal wieder nichts anderes übrig als dezentral ihrem Bruchpiloten zu gedenken. Bis auf die Medienöffentlichkeit im Sommerloch allerdings mit mäßigem Erfolg:

 

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Rudolf Heß war schon immer eine spektrenübergreifende Leitfigur für die Nazis, da er bis zu seinem Selbstmord 1987 in Berlin Spandau nie Reue für seine Verbrechen zeigte. Bereits im Jahr seines Todes 1987 gab es den ersten Naziaufmarsch zu seinem Gedenken. Jahr für Jahr versuchten die Nazis sich möglichst in Wunsiedel zu sammeln, den Höhepunkt erreichten sie 2004 mit 4.700 Nazis. Im folgenden Jahr gab es eine entsprechende Gegenmobilisierung von 2.200 Antifas nach Wunsiedel, alleine aus Baden-Württemberg fuhren 11 Busse.

 

Die Politik nahm die drohende Straßenschlacht zum Anlass, mit der Ausweitung des § 130 StGB die Aufmärsche zu verbieten, doch noch immer ist keine endgültige Entscheidung im Hauptsacheverfahren getroffen. Letztendlich haben aber bereits die diesjährigen Proteste gezeigt, wie sehr die alljährlichen Naziaktionen am Todestag von Rudolf Heß zu einer Karikatur verkommen sind. Heutzutage haben andere Nazigroßevents wie Dresden oder Dortmund die Bedeutung der Heß-Märsche übernommen – das Problem lässt sich mit Verboten nicht lösen.

 

 


 

Noch ein Wort zu dem Startbild dieses Artikels. Es zeigt eine Nazikleinfamilie in Bad Säckingen am 17. August 2009 und ich möchte ihnen auf diesem Weg mitteilen, dass ich sie angelogen habe: Die Titelseite des Lokalblatts werde sie nicht zieren, aber immerhin haben sie es auf die Titelseite von linksunten geschafft.

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Zusammenfassung einiger Kurzberichte aus Köln:

 

In Köln konnte offensichtlich dank einiger spontaner couragierter Kleingruppenaktionen von Antifas (Outen, rufen, Eier, wegdrängen) das Auftreten von ca. 10 Neonazis vor dem Hbf auf den Treppen am Dom (Domplatte) verhindert werden.  Die Nazis waren spät dran und zwei Altkader mussten sofort flüchten als einzelne Antifas sie vertrieben. Die später ankommenden zehn Nachwuchs-Nazis (zum Teil sogar mit offen getragenen "Landser" Shirts) mussten vor einem zweiten kleinen Mob in die Fußgängerzone auf der anderen Seite des Doms und dort in einen Media-Markt flüchten. Dort wurden sie aber wiederum von mutigen (nicht organisierten) Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf ihre Landser-Shirts angesprochen und gestellt. Danach löste sich der ganze Nazi-Spuk in Luft auf.

 

Die bürgerliche Presse (WDR, NRHZ) war auch mit zwei KorrespondentInnen auf der Domplatte vertreten. Nahm sich aber nur die Zeit, ein paar Bilder von den sich schon viel früher vor dem Hauptbahnhof treffenden Antifas (ca. seit 18 Uhr) und Sonstigen zu machen und wurde später nicht mehr gesehen.

 

Die Polizei war, vermutlich auch wegen des Fußballspiels - Alemannia Aachen gegen den FC St. Pauli - in Aachen mit relativ starker Präsens (ca. sechs Bullis und Wannen) am kölner Hbf vertreten. Einzelne Zivis patroillierten wie üblich neben den Ordnungsamtsschergen und der Bahnsicherheit  rund um den Dom. Die Polizei zeigte allerdings wenig Interesse den Nazis zu helfen und ließ sich Zeit beim Nachsehen ob es tatsächlich zu körperlichen Auseinandersetzungen kam.

 

Erstaunlich war, daß die Polizei um ca. 20 Uhr plötzlich selbst so gut wie komplett verschwunden war. Anscheinend gab es da in der Nähe von Köln (oder nach Aachen als Unterstützung gerufen) noch einen anderen Einsatz zu dem dieser Teil der Bereitschaft gerufen wurde und der als wichtiger als die paar kleinen Nazis befunden wurde.

 

Ein fast schon eindeutiger Beweis, daß die Nazis die sog. Flashmobs selbst geplant haben und nun, wo sie wieder einmal gescheitert sind ,  versuchen wegzuleugnen, ist daß z.B. auf den Webseiten des so genannten "Aktionsbüros West" (AG-Rheinland, ANs) der Nazis das Propagandamärchen gestreut wird, die Antifa hätte sich stattdessen die Flashmobaktion ausgedacht. Diese Rumheulerei der Nazis ist vielleicht nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, daß sie selbst nicht rechtzeitig genug "Kamerad(Inn)en" zusammenbekommen hätten um ihre kleinen "Blitzaufläufe" in effektiver Form hätten veranstalten zu können... Ein Blick auf die Nazi-"Soli"-Seiten von "Widerstand.info" verrät uns auch zum Teil warum. Dort sind die Namen und vormaligen Wohnsitze (vor dem Knast), nebst Anschriften, der Nazis aufgelistet die gerade einsitzen müssen. Die anderen Gründe sollten allerdings auch auf der Hand liegen. Wollen sich doch (nach wie vor/immer) weniger Jugendliche auf die Seite des rechten Bauernopfer-Rands ziehen und wie Kartoffeln zerreiben lassen. Schließlich fordern die Nazis wie immer schon viele Opfer von ihren eigenen Kameraden und outen sich damit schon als das was sie unter anderem (in diesen modernen Zeiten) auch sind, eine wahnhafte Sekten-Vereinigung, die nicht zuletzt an den "biologischen Fortbestand" von "Völkern" glaubt (Siehe Nazi-Webseiten  vom "AB-West", insbesondere in ihren Erklärungen und ihren Einschätzungen zu "Rechtspopulismus" ala "pro Köln" die sie selbst als "philosemitisch", "reaktionär" und "spießbürgerlich" bezeichnen).

 

Was nun bei den nächsten Kommunalwahlen in Köln herauskommen wird ist fraglich, hoffen wir daß es kein "OB gegen die Moschee" ("pro Köln") sein wird und daß auch die ohnehin (in Köln und Umland zum Glück) stark angeschlagene NPD keinen Stimmenzuwachs verzeichnen wird. Wieviele Leute das Wissen und den Mut haben werden dem System die linke Faust zu zeigen ist abzuwarten. Kann doch eigentlich nur das Ungültig-Wählen oder das Wählen einer basisdemokratischen antiparlamentarischen Liste den Wahlausgang entscheidend nach links beeinflussen. Wer der Linkspartei oder den diversen bürgerlichen Rechtsabspaltungen noch sein Vertrauen schenkt kann später kaum Mitleid erwarten.

 

Zu begrüßen wäre es also in Köln, bis zum 30. August, wenn nochmal ein paar mehr entschlossene, anarchistische AntifaschistInnen den Gegenwahlkampf subversive, mit spaßigen Aktionen, unterstützen würden.

 

Bis dahin

Solidarische Grüße aus Köln

Eine Übersicht über Aktionen und Gegenaktionen in Baden Württemberg gibt es bei stattweb:
http://www.stattweb.de/baseportal/NewsDetail&db=News&Id=5865