Seit knapp drei Monaten mobilisieren Antifaschistinnen und Antifaschisten im Bündnis "Nazis stoppen!" zu Gegenprotesten nach Göppingen. Am heutigen 12. Oktober sollte nun der großspurig angekündigte Aufmarsch der selbsternannten "Autonomen Nationalisten" von statten gehen. Über 1500 GegendemonstratInnen stellten sich seit den frühen Morgenstunden dem Aufmarschversuch entgegen und versuchten, die Route der Nazis zu blockieren. Letztlich ist es nicht gelungen, die Demonstration der Faschisten zu unterbinden, dennoch musste die Polizei die Route der etwa 140 Nazis aufgrund der Gegenproteste um mehr als 1/3 kürzen. Den gesamten Tag über gingen 2000 PolizistInnen und Spezialkräfte rigoros gegen Blockadeversuche vor. Mehrere Dutzend Menschen wurden dabei verletzt, einige davon schwer. Annähernd 200 Menschen wurden den gesamten Tag über in Gewahrsam genommen.
# Der Morgen in Göppingen
Nachdem die Göppinger Stadtverwaltung am Vorabend zwei Kundgebungen des "Nazis stoppen!"-Bündnisses verboten hatte, blieb für den frühen Samstagmorgen nur die Hauptkundgebung in der Nähe des Partnerschaftsbrunnen als Anlaufpunkt. Dort sammelten sich bis etwa 11 Uhr etwa 150 Menschen und zogen spontan gegen 11.30 Uhr über die Markstraße und den Marktplatz in Richtung Schillerplatz, dem geplanten Zwischenkundgebungsort der Nazis. Auf der Strecke wuchs der Demonstrationszug schnell auf über 300 Menschen an. Nach kurzem Stopp an der Absperrung zum Schillerplatz, dort standen neben Pferden und Gittern auch mehrere Reihen PolizistInnen der Sponti gegenüber, zog diese in die Schloßstraße, um von dort auf den Schillerplatz zu gelangen. Noch im Laufe der Demonstration griff die Polizei die BlockierInnen an, verletzte durch Pfefferspray und Knüppel mehrere Menschen und kesselte den Rest in der Schloßstraße. Bis auf wenige Ausnahmen sollten alle TeilnehmerInnen dieses Blockadefingers den Weg in Richtung Gesa und Polizeigewahrsam finden.
Nahezu zeitgleich zum Start des Blockadefingers an Punkt A versuchten etwa 120 AntifaschistInnen vom Norden der Stadt mit einer Spontandemonstration auf Höhe des Amtsgerichts auf die Naziroute zu gelangen. Auch sie wurden vom massiven Polizeiaufgebot in der Nähe des Schillerplatzes direkt angegriffen. Parallel dazu gelang es knapp 50 Aktivisten von Süden her an die Bahnhofstraße zu kommen, diese scheiterten jedoch an der Polizeiabsperrung. Ein zweiter Versuch auf der Stuttgarter Straße forderte zwar die dortigen Einsatzkräfte, blieb aber ohne größeren Erfolg.
Bereits gegen 13 Uhr waren annähernd 200 AntifaschistInnen im Innenstadtbereich in mindestens zwei Kesseln, in der Schloßstraße und in der Nähe des Bahnhofs, aktionsunfähig. Mehrere Menschen mussten zu diesem Zeitpunkt teils ambulant behandelt werden, bei mindestens einer Person steht der Verdacht eines Schädel-Hirn-Traumas im Raum.
# Nazidemo und Protest am Mittag
Zur Mittagszeit sammelten sich annähernd 400 AktivistInnen in der Burgstraße oberhalb der Sperrzone und zogen mit einer Demonstration über die Lorcher-Straße bis auf die Gleise westlich des Göppinger Bahnhofs, um dort einen Zug mit Nazis aus Hessen und dem Großraum Stuttgart zu blockieren. Bereits zuvor war der Zugverkehr auf der Strecke Stuttgart-Ulm wegen eines Brandes nahe der Gleise auf Höhe Plochingen gesperrt gewesen. Diese Zeit wurde durch das Vorgehen der AntifaschistInnen verlängert, so dass die Nazis erst mit knapp anderthalb-stündiger Verspätung den Göppinger Bahnhof erreichten. Nach Auskunft der Deutschen Bahn musste der Zug zudem aufgrund von Beschädigungen die Fahrt im Göppinger Bahnhof beenden. Auch die Nazis sprachen von massiven Angriffen auf ihr Fortbewegungsmittel.
Währenddessen hielt die Polizei die bestehenden Kessel aufrecht, musste aber gleichzeitig öffentlich eingestehen, dass sie trotz dem massiven Technik und dem Menschenaufgebot nicht in der Lage war die Route der Nazis durchzusetzen. Auf einem leeren Nebenplatz des Bahnhofs begannen die Faschisten mit zwei Stunden Verspätung ihre Auftaktkundgebung durchzuführen. Im Anschluss folgte eine 10-minütige Kurzroute durch die Weststadt, die von starken antifaschistischen Protesten geprägt war. Trotz vieler AktivistInnen im Kessel versuchten mehrere hundert GegendemonstrantInnen, die Nazis zu übertönen und auf die Route zu gelangen. Wieder ging die Polizei ans Äußerste und verletzte in Prügel- und Pfeffersprayorgien mehrere Menschen.
Auch der Schillerplatz, eigentlich als Zwischenkundgebung der Nazis angedacht und dann zum Wendepunkt deklariert, wurde von AntifaschistInnen belagert. Ettliche Polizeiketten, Hamburger-Gitter und Einsatzfahrzeuge waren zum Schutz der knapp 140 Faschisten aufgefahren worden. Die dortige Kundgebung hielten die Nazis, wenn dann nur für sich selbst. Immer wieder versuchten Antifaschisten auch hier auf den Platz zu gelangen, kurzzeitig gelang es einigen durch ein Parkhaus direkt an die Kundgebung der Nazis zu kommen. Diese beendeten ihre Kundgebung gegen 17 Uhr und wurden von Polizisten mit dreifachem Spalier auf jeder Seite durch die menschenleeren Straßen zurück zum Bahnhof geleitet. Auch dort wurden sie von AntifaschistInnen lautstark "empfangen" und nach kurzer Zeit in die Züge verfrachtet.
# Antifaschistische Solidarität statt rassistische Hetze
Weitere AntifaschistInnen solidarisierten sich derweil mit den restlichen AktivistInnen in den Kesseln und in der Gefangenensammelstelle in der Pfarrstraße. Auch die Volksküche wechselte ihrem Standort und versorgte die Freigelassenen mit heißen Getränken und warmem Essen. Bis in den Abend hinein provozierten Greiftrupps der Göppinger BFE-Einheiten abreisende AntifaschistInnen und versuchten immer wieder Menschen festzusetzen.
Auch die Situation der Verletzten entspannte sich gegen Abend merklich. In einer ersten Stellungnahme sprechen die Demosanitäter von knapp 150 Verletzten. Von den 15 schwerer Verletzten mussten mindestens 10 im Krankenhaus behandelt werden.
# Kurze Auswertung
Noch stärker als im vergangenen Jahr hatten Stadtverwaltung und Polizeikräfte in diesem Jahr auf einen störungsfreien Ablauf der Nazidemo gesetzt und dafür nur wenig unversucht gelassen. Letztlich räumten die Ordnungsbehörden den kompletten Westteil der Göppinger Innenstadt und auch neben dem menschenleeren Innenstadtbereich bemühte sich die Polizei auch im restlichen Göppinger Stadtgebiet um den notwengigen Ausnahmezustand. Selbst zwei Polizeihubschrauber, drei Wasserwerfer,Räumfahrzeuge Spezialkräfte, Hunde und Pferde - im Gesamtem über 2000 PolizistInnen - konnten den störungsfreien Ablauf der Nazidemonstration nicht gewährleisten. Einerseits sah sich die Polizei genötig, die Route um mindestens ein Drittel der angemeldeten Strecke zu kürzen, andererseits sah sie sich auch an den Gittern immer wieder mit entschlossenem antifaschistischen Protest konfrontiert. Dieser blieb, trotz massiver Repression, den Tag über ständig in Bewegung, strukturierte sich immer wieder neu und sorgte trotz polizeilicher Übermacht für einen antifaschistischen Teilerfolg.
Den Nazis ist es hingegen nicht gelungen, aus ihrem Oktoberaufmarsch ein attraktives Event für die rechte Szene zu machen. Noch etwas weniger Nazis als im vergangenen Jahr folgten dem Aufruf der selbsternannten "Autonomen Nationalisten" und verbrachten mit Sicherheit keinen angenehmen Tag. Jetzt gilt es auch über den Oktober hinaus den Nazis in Göppingen entgegenzutreten und die Praxis des Wegschauens zu durchbrechen.
Wir vom Bündnis "Nazis stoppen!" bedanken uns bei allen, die nach Göppingen gekommen sind, um sich den Nazis in den Weg zu stellen, dem Ermittlungsausschuss, den DemosanitäterInnen und den Menschen, die die Vokü betreut haben. Unsere Solidarität gilt den Verletzten und den AktivistInnen, die den Tag über in Gewahrsam verbringen mussten.
Gemeinsam die Nazis stoppen! Immer und überall!
Was wäre eigentlich...
...wenn wir ohne Bullen mit Nazis umgehen dürften/müssten?
Ich denke, wenn bekannt wäre, dass keine Polizei die Nazi-Demo sichern würde, könnte das schon zu solchen Kämpfen kommen, wo Antifas und Nazis sich gegenseitig direkt körperlich bekämpfen. In so einer Situation würde sich aber die gesamte Linke neue Konzepte ausdenken, um Nazis am Demonstrieren zu hindern, ohne dass es Schwerverletzte auf beiden Seiten gibt, aber diese Situationen haben wir nunmal nicht: Wir als Linke kommen gar nicht in den "Genuss" sagen zu können "Okay, wir müssen die Nazis am Marschieren hindern und versuchen, das ohne Verletzte hinzukriegen, und müssen dabei uns nicht mit Bullen rumärgern.".
Vielleicht sollten wir uns überlegen wie wir mit so einer Situation umgehen müssten, weil die Geschichte zeigt, dass der Bürgerkrieg auf der Straße hierzulande immer der Ruf nach einem starken Mann zur Folge hatte und den Nazis eben nicht die Basis entziehen wird. Es sei denn, unser Kräfteverhältnis wäre noch so gut, wie es heute großteils ist, weshalb die Nazis sich gar nicht erst auf die Straße trauen.
Keine Bullen → kein Faschoaufmarsch
Wenns keine Trennung gäbe gäbs keinen Faschoaufmarsch, würden sich selbst die blödesten Faschos nicht trauen, sind doch immer zig mal mehr Antifaschisten da. Und wenns drum ging sich direkt Faschos in den Weg zu stellen und sich nicht nur mit Bullen rumzuärgern wärens sicher nochmal deutlich mehr.
militante Wunschträume
Ohne Trennung wäre nur ein Bruchteil der Demonstranten anwesend, und wiederum nur ein Bruchteil wäre zu militanten Aktionen bereit....
Völlig unnötige Gedankenspiele!
Vollkommen Irrelevant
Diese Vorstellung ist doch volkkommen absurd, warum denkt man überhaupt mit so einem Gedankengebäude ? Doch nur um antifaschistischen Protest zu delegitimieren. Es macht überhaupt keinen Sinn darauf einzugehen und weiter zu diskutieren. Wir sind als AntifaschistInnen in der Pflicht überall dort den Faschismus zu bekämpfen wor er auftritt, egal ob mit Polizei oder ohne, ob mit vielen oder wenig Menschen- Punkt.
Das ist Antifaschismus.
Ach ja?
Das werden wir sehen, auch in Hamburg gibt es da einige Erfahrung. Gruss aus der Schanze an alle, die das Nazipack offensiv angreifen.
na...
Na dann übt euch doch mal in einer Drittortauseinandersetzung!
Mehr Fotos
Mehr Fotos gibt es hier:
http://www.flickr.com/photos/agfreiburg/sets/72157636483131424/
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Noch mehr Fotos
Noch mehr:
http://www.flickr.com/photos/polo-m-sky/sets/72157636497797573/
Viel wichitiger ist doch wie gehen wir künftig mit den Bullen um
Wieder einmal hat sich gezeigt, dass die Bullen überhaupt kein Interesse daran haben, einen Naziaufmarsch ins Leere laufen zu lassen.Genauso wenig hat die Politik, hier das grüne Kasperle Kretschmann, ein Interesse daran diesen Typen den Tag zu versauen.
Das genaue Gegenteil ist der Fall. Der Feind steht für die Bullen immer schon links, das bedeutet man lässt Aktionen nur soweit zu, solange keine Gefahr besteht, dass die Nazis in ihren Aktionen zu stark behindert werden. Und hier tun sich die Bullen schon deshalb so leicht und einfach, weil sie auf einen Gegner stoßen, der ihnen auf den 1. Blick völlig unterlegen ist. 2 verletzte Bullenschweine, aber mindestens 69 verletzte Antifas, das spricht eine klare Sprache. Woran liegt das, natürlich an der militärischen Überlegenheit der Bullen. Wasserwerfer, Räumpanzer, Pferde und Hunde, da können wir nicht gleichziehen, das muss jedem klar sein. Pfefferspray, Mundschutz, Kopfschutz, Knüppel, Stangen, da sieht die Sache schon etwas anderst aus.
Ja aber, höre ich jetzt einige sagen, alles verboten, passive Bewaffnung ect. Da Frage ich mal ganz provokativ zurück, wenn heute die Revolution ausbricht und der Einsatzbefehl lautet den Bahnhof besetzen, löst man dann erst eine Bahnsteigkarte oder was macht man?
Also, ob passive Bewaffnung, schon alleine der Ausdruck ist zum Kotzen, erlaubt ist, oder nicht sollte uns als Antifa überhaupt nicht interessieren.
Dieser Ausdruck und das Verbot kam doch nur deshalb, weil die Bullen Angst hatten, sie könnten nicht mehr tun und lassen was sie wollen.
Warum verdammt noch einmal, kann nicht endlich mal jemand dazu aufrufen, bei der nächsten Demo rüsten wir mal so richtig auf. Zumindest jeder Demonstrant trägt einen Helm und die Gefahr mit einem Hirn-Schädel-Trauma oder gar schlimmeren im Krankenhaus zu landen wird minimiert.
Für Männer einen Schutz für den Unterleib, in jedem gut sortierten Sportgeschäft zu haben und unter der Kleidung erst einmal nicht sichtbar, auch Klamotten für Motorradfahrer kann sich jeder kaufen, da gibt es Protektoren an den Armen, Ellenbogen, und für den Rücken, wenn dann der Knüppel trifft ist der Schaden viel geringer, wie ohne Schutz. Auch Gasmasken gegen übermässigen Pefferspray Einsatz kann man in sog. Militarialäden günstig erstehen, die haben in jedem Rucksack Platz. Dann der Holzknüppel, der ein kleines Pappschild an seiner Spitze trägt oder eine kleine z.B. rote oder schwarze Fahne, auch kein Problem und zum guten Schluß eventuell noch die richtig langen, dafür angespitzten Stangen, um sich z.B. heranstürmende Bullenhorden auf Distanz zu halten. Natürlich kann es bei der Anreise schon die 1. Probleme geben, aber die gibt es doch sowieso.
Und ein Pfefferspray gegen Hunde, da man eine Allergie gegen Hunde hat, der Arzt wird das gerne bestätigen, gibt es in allen Arten und Größen.
Man sieht also, es gibt viele Möglichkeiten etwas gegen die Bullen in die Wagschale zu werfen.
Und immer wieder bin ich erstaunt, dass bei Aktionen wie jetzt in Göppingen, die Genossen Anwälte nicht vor Ort sind, um z.B. direkt bei Einkesselungen aktiv zu werden. Wenn der Einsatzleiter nämlich gleich klargemacht bekommt, dass er Ärger bekommt, dann kann man sehen, dass das Restgehirn einer solchen Person abwägt, ist mir dies den ganzen Ärger Wert oder nicht.
Abschließend hoffe ich, dass hier mal in der Linken eingehend ein Diskussionsprozess in Gang gesetzt wird.
Wir wollen nicht mehr nur Prügel von Dumpfbeulen, Marke Bullen, bekommen.
Wehrt Euch leistet Widerstand, wie so oft angekündigt, mit allen Mittel und auf allen Ebenen, aber eben auch gegen die Bullen.
Die zahlenmässig stärkste rechtsradikale Gruppe in Deutschland.
haha
Vielleicht cleverer, den Nazis den Alltag so dermaßen zu vermiesen, dass diese erst gar nicht mehr demonstrieren.....
Allerdings müsste dann auf Mackergehabe und Szeneoutfit verzichtet werden.....
Seine (verbalradikale) Visage auf Demos vorzuführen ist sowas von oldschool!
Eskalation gegen Polente führt zu nichts
Es geht darum, sich gegen Nazis zu engagieren. Hierzu sollte man sich gute Ideen überlegen, vielleicht auch mal mit Gedanken spielen, daß solcher Widerstand wirksamer wird, wenn man es schaffen sollte, mehr Leute oder gar die Medien auf die eigene Seite zu bekommen.
"Die Politik" bzw. auch ein grüner MP und die Bullerei müssen die Nazis schützen, weil das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung (Ja, Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen, aber das sehen die Verwaltungsgerichte leider oft anders) samt Recht auf Demo leider auch den Nazis zugestanden wird. Die Nazis sind zudem zumindest so schlau, sich der jeweiligen Rechtssprechung anzupassen, damit sie ihre Demos genehmigt bzw. durchgeklagt bekommen. Am Rande: Die Annahme, Bullen wäre alle rechts und würden Nazis gern schützen ist ein etwas einfaches Weltbild.
Eine Eskalation gegen die Bullerei führt zu nichts, denn im Zweifelsfall sitzen die am längeren Hebel, sei es aus juristischer Perspektive, der Ausrüstung oder schierer Anzahl. Wenn hier nach Aufrüstung im schwarzen Block gerufen wird, führt das höchstens zu mehr sinnloser Gewalt, mehr Verletzten, und engagierten Jugendlichen, die wegen schwerer Körperverletzung längerfristig im Bau landen als mal einen halben Tag im Kessel. Zuletzt: Hauen sich Bullen und Linke, freut sich der Nazi: 2:0 für ihn.
Differenzierter Blick
meiner Auffassung nach muss dieses Problem doch etwas differenzierter betrachtet werden. Zunächst ist festzuhalten, dass sich eine klammheimliche Kumpanmei von Behörden und Nazis nicht auf die Kooperationen mit dem sog. Verfassungs"schutz" beschränkt. Selbstverständlich gehen Polizisten, die ihre Freizeit mit Bibelstunden beim Kukluxklan verbringen, mit Linken anders um, als mit denen, die ihnen bei der Interpretation von Texten aus dem Neuen Testament eine Woche zuvor noch behilflich waren. Und seit Stuttgart21 weiss man, dass die Polizei von BadenWürttemberg bei der Wahrnehmung demokratischer Rechte durch die Bevölkerung das süddeutsche "Leben und Lebenlassen"-Prinzip ganz schnell vergisst.
Gewalt durch die Demonstranten ist dafür keine Lösung, nutzt eher den Nazis. Vielmehr sind hier politische Aktivitäten gefragte, wie z.B. Kommentare und Richtigstellungen in den Massenmedien oder auch Druck bei öffentlichen Diskussionen auf die grünen Mittäter. Zusätzlich und ausserdem gilt es, mit aller Härte juristisch gegen uniformierte Schläger vorzugehen. Das funktioniert natürlich nur, wenn diese unprovoziert gewalttätig wurden und nicht vorab bereits seitens der Demonstranten als Notwehr deutbare Situationen geschaffen wurden. Filmmaterial ist dabei immer hilfreich, gegen lügende Uniformträger vorzugehen (wie am Beispiel des Pfarrers König sehr schön sichtbar wurde).
Differenzierung ist gut
Differenzierung ist tatsächlich angebracht, denn es gibt noch einige weitere Aspekte: Die Cops machen einerseits die Erfahrung, daß Nazis sich bei Demos meistens ruhig verhalten (Medienwirkung, nächste Demo genehmigt bekommen), während sie von Antifas regelmäßig verhauen werden. Andererseits werden die Cops nicht so schnell vergessen, daß der NSU eine Kollegin kaltblütig und ohne Chance umgelegt hat - und in Göppingen marschierte dessen offen bekennendes Unterstützerumfeld. Dazu kommen neue Vorgesetzte durch eine grün-rot Regierung im Land und grüne Bürgermeister in großen Städten, und der oft übersehene Effekt, daß der Anteil der Migranten auch bei der Bullerei langsam aber sicher steigt (neulich interessanter Artikel in der Stuttgarter Zeitung dazu).
weitere Fotos und Bericht
www.einpoesiealbum.de
Der Tag war alles andere als ein Erfolg
Für Antifaschist_innen war der Tag alles andere als ein Erfolg.
Dies aus mehreren Gründen: zum einen konnte der Aufmarsch der Faschist_innen nicht verhindert werden, lediglich ein kleiner Teil ihrer ohnehin kurzen Route wurde weggekürzt durch die Bullen. Zum anderen muss mensch siche eingestehen, dasz der Tag ausser haufenweise verletzte Antifaschist_innen und zahlreiche Festnahmen, Ingewahrsamnahmen und garantiert dutzender eingeleiteter Strafverfahren gegen unsere Aktivist_innen nichts, aber auch gar nichts gebracht hat.
Die Nazis präsentierten sich, wenn auch in deutlich geringerer Zahl leider einmal mehr friedlich und dort gab es, soweit bekannt, keine Festnahmen.
Die Normalbürger_innen sahen nur wieder - wie bereits im letzten Jahr bei den Protesten gegen den damaligen Faschoaufmarsch in Göppingen - "randalierende linke Chaoten" um es mal im Sprachgebrauch wieder zu geben, wie es bei der örtlichen Bevölkerung sicherlich aufgefasst wird.
Ich war dabei aber überlege mir ernsthaft, ob ich nächstes Jahr nochmals dem Bündnisaufruf folgen werde, denn was da abging hat der Antifa mehr geschadet als genutzt. Und schlussendlich haben die Nazis einen Erfolg errungen und lachen sich ins Fäustchen.
Soviel Selbstkritik sollte erlaubt sein, reflektiert bitte den vergangenen Samstag und lasst es Revue passieren. Und zieht die Lehren aus den Verfehlungen.
Öde Behauptungen...
Außer ziemlich öden Behauptungen fällt dir nichts ein? Wo sind denn die Argumte? Wenn es kein Erfolg ist, dass in GP etwa 1500 Menschen gegen Nazis auf die Straße gehen, auch 2000 Bullen den Aufmarsch nicht nach Belieben durchsetzen können, der Aufmarsch erst nach längerer Verzögerung und dann nur in einem abgesperrten Gebiet kurze Zeit laufen kann, nur 140 Nazis die Mühen auf sich nehmen, es vielfältige antifaschistische Aktionen gibt... was dann? Klar geht es immer besser, aber es gibt auch deutlich schlimmere Situationen.