Hoyerswerda: Erinnerung an das rassistische Pogrom von 1991

1991: Das rassistische Pogrom von Hoyerswerda

Vor 22 Jahren griff ein Mob aus Neonazis und "ganz normalen" Deutschen über mehrere Tage VertragsarbeiterInnen und Asylsuchende in der sächsischen Kleinstadt Hoyerswerda an. Die Initiative „Pogrom 91“ veranstaltete in Erinnerung an das rassistische Pogrom vor wenigen Tagen eine Podiumsdiskussion in Hoyerswerda. Dabei diskutierten Dr. Harry Waibel und Angelika Nguyen die Frage: „1991 - wie konnte es dazu kommen? Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in der DDR.“

 

Wie bereits in den Jahren 2011 und 2012 erinnerte die Initiative "Pogrom 91" an das rassistische Pogrom von Hoyerswerda 1991. Anlässlich des 22. Jahrestages fand vor wenigen Tagen eine Podiumsdiskussion in Hoyerswerda statt: „1991 - wie konnte es dazu kommen? Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in der DDR.“ Die beiden eingeladenen Referierenden Angelika Nguyen und Dr. Harry Waibel diskutierten dabei, wie präsent Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in der DDR waren - dem Staat, in dem die TäterInnen von Hoyerswerda bis wenigen Monate vor dem rassistischen Pogrom lebten, welches sich kurz nach der deutschen Wiedervereinigung und dem Ende der DDR ereignete.

 

Angelika Nguyen, die in der DDR als Tochter einer deutschen Übersetzerin und eines vietnamesischen Arztes geboren wurde, berichtete bei der Veranstaltung von ihren Erfahrungen als DDR-Bürgerin, die aufgrund ihres Namens und Aussehens oft Ausgrenzung und Diskriminierung erfahren hat. Sie schilderte Begegnungen im Alltag der DDR zwischen offiziellen Solidaritätsbekundungen für das „sozialistische Bruderland“ Vietnam auf der einen Seite und ihren Erlebnissen von Ausgrenzung als „Fremde“ auf der anderen Seite.

 

Harry Waibel erläuterte, dass die DDR, die sich als antifaschistischer Staat verstand, rassistische Vorfälle gegenüber der Öffentlichkeit verschwieg. Nach dem Selbstverständnis der DDR-Führung waren Nazis und Rassismus schon dadurch besiegt, dass der Staat als sozialistische Gesellschaft aufgebaut worden war. Dass diese Einschätzung falsch war und für viele Menschen schlimme bis tödliche Folgen hatte, zeigte sich nicht erst mit Hoyerswerda 1991 – wie Harry Waibel erläuterte, gab es auch vor Hoyerswerda rassistische Pogrome auf dem Gebiet der DDR.

 

Vor 22 Jahren, im September 1991, wurden die in Hoyerswerda lebenden VertragsarbeiterInnen und Asylsuchenden allerdings derart attackiert, dass sie aus der Stadt evakuiert wurden - einige direkt zur Abschiebung. Die Angriffe von Hoyerswerda waren der Auftakt einer Reihe rassistischer Ausschreitungen, in die sich das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen und die Brandanschläge von Mölln und Solingen einreihten. Als Resultat von 1991 wurde Hoyerswerda „ausländerfrei“. Nach der Welle von rassistischen Gewalttaten, die von Hoyerswerda ausging, beschloss der Deutsche Bundestag 1993 die faktische Abschaffung des Grundrechts auf Asyl.

 

Die Diskussionsveranstaltung wurde mitgeschnitten und kann hier angehört und heruntergeladen werden: http://soundcloud.com/initiative-pogrom-91/podiumsdiskussion-rassismus

 

Weitere Infos: http://pogrom91.tumblr.com