Pleiten für „Die Rechte“

Pleiten für "Die Rechte"
Erstveröffentlicht: 
23.09.2013

Einen Tag vor der Wahl wollten Neonazis von Christian Worchs Partei in Wuppertal demonstrieren, wie sie sich Wahlkampf vorstellen. Es wurde ein Reinfall. Und auch an den Wahlurnen war am Sonntag für „Die Rechte“ nichts zu holen.

 

Auf dem Rückweg zum Bahnhof stimmen die Neonazis in den vorderen Reihen des Demonstrationszuges ein Lied an: „Vor uns marschieren mit sturmzerfetzten Fahnen / die toten Helden der jungen Nation. / Und über uns die Heldenahnen, / Deutschland, Vaterland, wir kommen schon!“ Manche Staatsanwaltschaften werten das Singen des Liedes „Ein junges Volk steht auf“ als Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen – immerhin handelte es sich um ein Pflichtlied der Hitlerjugend. Doch Angst vor Gerichtsverfahren haben die singenden Neonazis an diesem Tag offenbar nicht. Und auch sonst werden sie eine Spur deutlicher als sonst. „Nationalsozialismus – jetzt, jetzt, jetzt“, grölen sie.

Sturmzerfetzt sind die Fahnen, die die Neonazis auf dem Weg zurück zum Bahnhof schwenken, zwar nicht, doch ansonsten haben sie einen Tag mit Pleiten, Pech und Pannen erlebt. Man habe sich „den Tag etwas anders vorgestellt“, räumen die Veranstalter von Christian Worchs Neonazi-Partei „Die Rechte“ (DR) ein, als alles vorbei ist. Als erste Pleite mögen sie empfinden, dass gerade einmal um die 170 Neonazis zu der seit mehr als einem Vierteljahr in der Szene beworbenen Veranstaltung gekommen sind. Rund 300 waren erwartet worden.

Zweite große Pleite: Der „Marsch“ durch Wuppertal endete bereits auf halber Strecke. Die Polizei mochte offenbar Blockaden von Gegendemonstranten nicht räumen, die Neonazis wollten andererseits Alternativrouten nicht akzeptieren. Stattdessen ließen sich die meisten von ihnen erst einmal auf der Straße nieder. Doch ein „Sitzstreik“ ohne Aussicht auf Erfolg war nicht im Sinne aller. Die „Einheit“ bröckelte: 30 bis 40 Neonazis zogen es vor, allein wieder zum Bahnhof zu gehen, statt es auf eine Kraftprobe ankommen zu lassen. Die „Schlacht von Wuppertal“, als die der Neonazi-Rapper Makks Damage die Demo in einem „Mobi-Track“ vollmundig beworben hatte, fiel jedenfalls aus.

 

Traum von „besseren“ braunen Zeiten

 

Weil die Demo ein vorzeitiges Ende fand, kamen auch vier der eigentlich zehn vorgesehenen Redner gar nicht mehr zu Wort, darunter Parteichef Worch. Die Stimmung heizten insbesondere der Kölner Neonazi Paul Breuer und Manfred Breidbach, einst bei der NPD aktiv und nun stellvertretender DR-Kreisvorsitzender in Düsseldorf/Mettmann, an. Breuer, einer der Angeklagten im Koblenzer Verfahren gegen das „Aktionsbüro Mittelrhein“, träumte von „besseren“ braunen Zeiten in der Zukunft: „Dann wird aus den Trümmern dieses morschen Minussystems die neue Ordnung entstehen: ein freies, sozialistisches und nationalistisches Deutsches Reich.“

Ermittlungs- und Gerichtsverfahren haben Breidbach bei seinen öffentlichen Auftritten ein wenig gebremst. Wegen seiner ungehemmt nazistisch-antisemitischen Tiraden war er in den letzten Jahren fast schon umfeierter Star brauner Aufzüge. Jetzt belässt er es an manchen Stellen seiner Rede bei Andeutungen, doch seine „Kameraden“ wissen sehr wohl, wen er meint, wenn er von „Parasiten“ spricht. „Steckt Euch Eure Scheißdemokratie in Eure fetten Bonzenärsche!“, schreit er gegen Ende seiner Rede, und sein Publikum johlt.

Am Sonntag folgte der Pleite von Wuppertal die Pleite an den Wahlurnen. Gerade einmal 2288 Stimmen beziehungsweise 0,02 Prozent holte „Die Rechte“ in NRW, dem einzigen Bundesland, in dem sie auf den Stimmzetteln stand. Die NPD, der man so gerne die Vorherrschaft im neonazistischen Lager streitig machen würde, konnte im einwohnerstärksten Bundesland – wenn auch auf niedrigem Niveau – von 0,9 auf 1,0 Prozent zulegen und holte 40 Mal so viele Stimmen wie die „Rechte“. Sogar in ihrem „besten“ Wahlkreis in Dortmund sprangen für die Worch-Partei gerade einmal verschwindende 0,085 Prozent heraus.