Mitarbeiter-Streik: Zoff bei Neupack: Hamburgs härtester Streit

Erstveröffentlicht: 
02.09.2013

Es war der wohl längste Streik, den die Stadt je gesehen hat. Neun Monate harrten Mitarbeiter der Firma Neupack aus, kämpften für bessere Löhne und einen Tarifvertrag. Vor gut drei Wochen stimmte der Betriebsrat dem gemeinsam mit der IG BCE erzielten Verhandlungsergebnis zu. Von Euphorie aber keine Spur. Der Streik ist zu Ende, der Ärger bleibt.


Ralf Duda (60) öffnet den gelben Container, der als Streikzentrale diente. Rundherum sind noch Spuren des Dauer-Protests sichtbar. Fahnen, Schilder, eine Feuerstelle, die im Winter die Streikenden wärmte. Duda sitzt seit sieben Jahren im Betriebsrat. Er wirkt nicht glücklich. "Wir wollten einen Tarifvertrag. Das haben wir nicht geschafft. Man wird erst in ein bis zwei Jahren sehen, was von der erzielten Betriebsvereinbarung umgesetzt wird."

Vereinbart wurde eine Wochenarbeitszeit von 38 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Der Lohn beginnt laut Gewerkschaft nun bei mindestens neun Euro pro Stunde. Zuvor sollen es 7,80 Euro gewesen sein. "Wir wollten gleichen Lohn für gleiche Arbeit und ein transparentes Entgeltsystem. Das haben wir geschafft", sagt dagegen Streikführer Ralf Becker von der IG BCE zufrieden.

Beckers Freude kann Wirtschaftsanwalt Rolf Geffken nicht teilen. Er schreibt von einem "Tabubruch historischer Dimension": "Die Gewerkschaft hat nach 150 Jahren Gewerkschaftsgeschichte erstmals auf einen Tarifvertrag verzichtet. Das ist ein historisch bedeutsamer Rückschritt."

Ralf Duda blickt im Container zurück auf den Beginn des Streiks. "Die Mobilisierung hat sehr gut geklappt", sagt er. "Dann aber kamen die Leiharbeiter aus Polen, die die Leute ersetzt haben." 57 Streikbrecher wurden befristet eingestellt, ihre Verträge laufen spätestens Anfang 2014 aus.

Neupack hat laut Gewerkschaft einen Plan vorgelegt, wie viele Mitarbeiter benötigt werden. Mögliche betriebsbedingte Kündigungen sollen sich nach der Dauer der bisherigen Beschäftigung richten und damit die Stammbelegschaft bevorzugen.

Duda aber spricht von aktuellen Fällen, bei denen Mitarbeitern, die sich am Streik beteiligt hatten, wegen Lappalien gekündigt wurde. "Es gibt noch immer eine Spaltung in der Firma." Er hofft, dass endlich Ruhe einkehrt nach neun Monaten Streik, 64 Streikzeitungen und breiter Unterstützung. Vielleicht bleiben dann ja die Fahnen im Gebüsch die letzten Überbleibsel des Arbeitskampfes. Ob Duda noch mal einen so langen Streik durchziehen würde? "Bei dem Ergebnis nicht." 

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