KREIS PINNEBERG. War der Anschlag
auf das Kreisbüro der Grünen das Werk von Rechtsextremisten? Die Grünen
sind davon überzeugt. Und sie sind auch davon überzeugt, dass im Kreis
Pinneberg etliche Rechtsextremisten unterwegs sind. "Wir wissen, dass es
eine etablierte rechte Szene gibt. Und mit Ingo Stawitz gibt es in
Uetersen eine etablierte rechte Figur", sagte Luise Amtsberg, ehemalige
Landtagsabgeordnete der Grünen und nun Spitzenkandidatin für die
Bundestagswahl.
Gemeinsam mit Cem Özdemir, dem Bundesvorsitzenden
der Grünen, war sie gestern bei den Kreisgrünen in Pinneberg zu Gast,
um über Rechtsextremismus und Rassismus in der Region zu sprechen. Mit
Sorge blickten sie nicht nur auf die Attacke Mitte Juli zurück, sondern
auch auf ein Konzert rechter Bands oder den Überfall auf ein
Punkertreffen zurück. Beides passierte in Elmshorn.
Zur Attacke
auf das Kreisbüro sagte Özdemir: "Ich war erstaunt, dass die Polizei
nicht von sich aus sofort alle Spuren gesichert und eine politisch
motivierte Tat in Betracht gezogen hat. Immerhin waren ein Parteibüro
und das Büro einer Bundestagsabgeordneten Ziel des Angriffs."
Die
Spuren waren erst etliche Tage nach der Tat gesichert worden (diese
Zeitung berichtete). Die Staatsanwaltschaft bleibt bis heute bei ihrer
Feststellung, keine Hinweise auf eine politisch motivierte Tat zu haben,
wie Sprecher Peter Müller-Rakow auf Anfrage mitteilte.
Bei den
Grünen wächst derweil der Unmut über die Ermittlungsarbeit der Polizei.
"Die Aussage der Polizisten im Juni war: Aus Urinresten lassen sich
keine DNS-Spuren sichern. Wir könnten den Tatort reinigen. Es kann nicht
sein, dass erst Tage nach der Tat die Polizei wieder anrückt, um doch
noch Spuren zu sichern, weil das Thema durch die Presse gegangen ist",
sagte Kreissprecher Holger Nohr. Amtsberg sieht ein landesweites
Problem: "Es gab auch andere Abgeordnete, etwa der Linken, deren Büros
angegriffen wurden."
Özdemir fordert deswegen einen Umbau der
Behörden, sieht aber vor allem bei den Ermittlern in den Ländern
Hemmnisse. "Nach vielen Fehlern bei den Ermittlungen zum rechtsextremen
NSU hätte man das Personal der Behörden in Nürnberg etwa komplett
austauschen müssen. Und ein Umbau der Landesämter für Verfassungsschutz
scheint wegen regionaler Befindlichkeiten nahezu unmöglich."
In der Region wollen die Grünen nach dem Bundestagswahlkampf im Bündnis gegen Rechts neue Impulse setzen.