[B]-NK: „Dieser Neonazi legte Schweineköpfe vor Moschee!“ (Bild-Titelzeile, Juni 2012)

Harald Bankel trägt Leittransparent auf BASO Demo 2004

Neonazi-Outing in Berlin: Lichtenrader Neonazi Harald Bankel (ca. 26 J.) im Wohnumfeld bekannt gemacht – ein Vorwurf: rassistische Beschimpfung und Beleidigung von Muslimen – Täter seit Jahren als Anti-Antifa in Neukölln auffällig – Beteiligung an gewalttätigen Strukturen des NW Berlin wahrscheinlich.

 

Die Antifa Berlin informiert über den umtriebigen Neonazi Harald Bankel aus Lichtenrade, der bislang nahezu unbehelligt und im Schutz der Anonymität in Berlin und insbesondere in Neukölln aktiv war. Im folgenden wird auf Aktivitäten und Werdegang des „Autonomen Nationalisten“ eingegangen, der nun schon über viele Jahre hinweg an rassistischen und gegen Linke gerichteten Attacken beteiligt ist.

 

Attacken auf Neuköllner Sehitlik-Moschee am Columbiadamm

Am 28. April 2012 wurden vor der Neuköllner Sehitlik-Moschee am Columbiadamm zwei abgetrennte Schweineköpfe abgelegt. Bereits in der Nacht 07./ 08.04.12 wurde die Moschee mit Farbbeuteln beworfen und das Bild eines Schweinekopfes hinterlassen. Darauf die höhnische Aufschrift: „Frohe Ostern“. Die muslimische Gemeinde erhielt auch Drohschreiben, überwiegend aus dem Spektrum der neonazistischen „Reichsbürger“.

Einige Wochen später fand am 28.06.12 gegen 6 Uhr 15 eine Hausdurchsuchung in der Krügerstr. 6, der Wohnadresse von Harald Bankel in der Nähe des S-Bahnhofs Lichtenrade statt. Dabei stellte die Polizei bei ihm „rechtsgerichtetes“ Propagandamaterial und weitere Beweismittel sicher. Auch der PKW von Harald Bankel wurde durchsucht. Staatsschutz-Fahnder waren ihm auf die Spur gekommen, weil er am Tatort die Verpackung eines Schweinekopfes liegen ließ – inklusive Kassenbon. So konnte zunächst der Supermarkt ermittelt werden, aus dem das Fleisch stammte. Laut BZ ergaben weitere Nachforschungen der Polizei, dass der 25-Jährige dort seinen Einkauf mit Kreditkarte bezahlt hatte. Die Bild zitierte wiederum einen Ermittler, der sagte, dass der Kassenbon zu einem Supermarkt in Blankenfelde (Teltow-Fläming) geführt habe, in dem der Tatverdächtige in der damaligen Zeit als Kassierer arbeitete. Bei Aldi hatte Harald Bankel seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gemacht. Aktuell arbeitet Harald Bankel dort jedoch nicht mehr.

Der juristische Vorwurf für das Ablegen der Schweineköpfe lautet: Beschimpfung von religiösen Bekenntnissen und Beleidigung. Die Staatsanwaltschaft prüfe, ob Harald Bankel für weitere Taten infrage käme. Er verblieb jedoch auf freiem Fuß und soll keine Aussagen, z.B. über seine MittäterInnen aus den Kreisen des „NW Berlin“, gemacht haben. Laut übereinstimmenden Presseberichten ist Harald Bankel zu diesem Zeitpunkt bereits einschlägig vorbestraft. Gegen ihn wurde schon wegen „fremdenfeindlicher Beleidigung, Körperverletzung und Widerstand“ ermittelt.

 

Beginn der Karriere als Anti-Antifa im Umfeld der BASO – Übergriffe in Britz (Neukölln)

Harald Bankel ist (als: „Harry aus Lichtenrade“) schon seit etwa 9 Jahren in der neonazistischen Szene Berlins auffällig geworden. So trug der „Autonome Nationalist“ bei einer Demonstration von René Bethages Kameradschaft BASO (Berliner Alternative Süd-Ost) am 04.12.2004 unter dem Motto „Für ein Nationales Jugendzentrum“ als damals 17-jähriger das Leittransparent. 

Nach dem Verbot der BASO und der Gründung der JN Neukölln im September 2005 soll Harald Bankel hier Mitglied geworden sein. In der Folge fiel er unter anderem im Neuköllner Stadtteil Britz als „Schutz“ bei NPD-Infoständen auf. So mischte er mit, als am 20.05.2006 ca. 8 Neonazis einen NPD-Informationsstand am U Britz-Süd durchführen und dabei protestierende linke Jugendliche bedrohen. Der damalige Chef der NPD Neukölln Thomas Vierk ging mit einer Metall-Stange auf die Jugendlichen los. Harald Bankel trug zu diesem Anlass bereits seine auffällige Zopf-Frisur, von der auch der Tagesspiegel im Nachgang der Hausdurchsuchung wegen der Schweineköpfe zu berichten wusste .

 

Anton-Schmaus-Haus 2007

Harald Bankel suchte in der Folge immer wieder Auseinandersetzungen mit linken und alternativen Jugendlichen. Zu den wichtigsten Ereignissen gehört sicherlich der gescheiterte Angriff einer ca. 15-köpfigen Gruppe Neonazis, die am 23.06.2007 einer Gruppe von antifaschistischen Gästen der „Beach-Party gegen Rechts“ im Britzer Anton-Schmaus-Haus auflauerte, welche sich auf dem Heimweg befand. Die Neonazis aus NPD- und Kameradschaftsspektrum überwiegend aus Neukölln und Spandau warfen dabei u.a. mit Glasflaschen aus dem Hinterhalt. Neben Sebastian Thom und Thomas „Steiner“ Schirmer war auch Harald Bankel über den Abend verteilt als Kundschafter der Neonazis um Robert Marilow (Spandau) eingesetzt worden. Gemeinsam mit den Buckower Neonazi-Skinheads Dennis Kittler und Roman Kische, die später bei der Kameradschaft „Frontbann 24“ unterkamen, hatte Harald Bankel die ersten Flaschen geworfen. Die Neonazis tauchten auf, nachdem sie offenbar beobachtet hatten, dass die zum Schutz der Veranstaltung eingesetzte Polizei etwas zu frühzeitig Feierabend machte. Die vorbereitete Attacke der Neonazis scheiterte jedoch. Das Tatgeschehen konnte nie wirklich aufgeklärt werden, weil die Polizei sofort wegen der vermuteten Gegenwehr ausschließlich gegen Links ermittelte. Der Attacke am 23.06.2007 waren mehrere neonazistische Sprühereien gegen das Kinder- und Jugendzentrum und auch ein versuchter Angriff von 40 (!) Neonazis (am 17.11.06) vorausgegangen, der nur knapp von der Polizei gestoppt werden konnte.

In der Folge beschimpfte zwar die NPD Neukölln die SPD-nahen Falken, die das Kinder- und Jugendzentrum betreiben, es gab aber zunächst jahrelang keine weiteren Angriffe dieser Art mehr. Erst 4 Jahre später, im Jahr 2011, kam es zu 2 schweren nächtlichen Brandanschlägen auf die Einrichtung, wobei zumindest der erste auf einen per Email verschickten codierten Befehl des von Sebastian Schmidtke und Björn Wild geführten „NW Berlin“ („Nationaler Widerstand Berlin“) hin erfolgte – einer gewalttätigen Berliner Neonazi-Organisation, der unter anderem auch Harald Bankel zuzuordnen ist...

 

Kreuzberg-Demoversuch und aktuelles Auftreten

Am 14. Mai 2011 wollten insgesamt 144 Neonazis aus Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen einen Aufmarsch durch Kreuzberg durchführen. Unter dem Motto „Wahrheit macht frei“ versammelten sie sich am Mehringdamm, wo sie sehr schnell von mehreren hundert Gegendemonstrant_innen blockiert wurden. Sie konnten keinen Meter laufen, verletzten jedoch mehrere Personen auf dem U-Bahnhof und auf der Straße. Auch Harald Bankel und auf dem größeren Bild rechts mit grüner Hose und dem Rücken zu den Opfern zu erkennen  , nahm an dieser Aktion teil, die den Abschluss der „Ausländer raus“-Kampagne des „NW Berlin“ bildete.

Bankel scheint jedoch nicht zu jeder Aktion und Demo zu gehen, sondern über Jahre darauf geachtet zu haben, nicht allzu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wahrscheinlich, um gewalttätigen nächtlichen Aktivitäten unerkannt nachgehen zu können.

Nach der jüngsten NPD-Veranstaltung im Gemeinschaftshaus Gropiustadt in Neukölln am 16. Februar 2013 war Harald Bankel im Lokalfernsehsender Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zu sehen. Er verhöhnte als Teil des neonazistischen Publikums dort gemeinsam mit Kameraden eine Bürgerin und Betroffene neonazistischer Gewalt aus Britz und jubelte dem als Hardliner geltenden Redner Udo Pastörs (NPD) aus Mecklenburg-Vorpommern zu.

 

Harald Bankels „Kameraden“: FN Mitte, Neukölln und Teltow-Fläming

Wenn man darstellen soll, welches die engsten Kameraden und Kontaktpersonen von Harald Bankel sind, ist zum einen die Kameradschaft FN Mitte zu nennen , mit dessen Führungsperson Steve Henning er seit etlichen Jahren ein Vertrauensverhältnis pflegt.

In einer anderen von den Rudowern Jill-Pierre Glaser und Sebastian Thom angeführten Schlägergruppe, die am 02.09.2006 am Rande einer antifaschistischen Demonstration etwas abseits der Demo (vergeblich) auf Auseinandersetzungen mit Linken aus war, wurde Harald Bankel aber bereits damals schon erkannt. Die Verbindung zu den Neuköllner „Autonomen Nationalisten“ ist besonders interessant, so gehört Harald Bankel zu einer 5-köpfigen Clique, in der Patrick Weiß und Marcel Königsberger den Ton angeben. Gewöhnlich gut informierte Kreise der Antifa machen diese Gruppierung für die zahlreichen Sprühereien und Sachbeschädigungen in Neukölln mitverantwortlich.

Zur militanten Kameradschaftsszene in Teltow-Fläming, die mehrfach mit teils ungeklärten Brandanschlägen in Erscheinung trat, hält Harald Bankel allerdings ebenfalls langjährige Kontakte. In einigen Orten Teltow-Flämings, wie etwa Zossen, waren zudem die „Reichsbürger“ in den vergangenen Jahren sehr präsent.

 

Einschätzung

Politisch interessant, aber im Grunde nicht wirklich erstaunlich, ist die Fokussierung auf mehrere Gegnergruppen durch diesen „Autonomen Nationalisten“. Wer erwartet, dass diese Strömung wegen ihrer „Anti-Antifa“-Ausrichtung ausschließlich gegen aktive Nazi-Gegner_innen vergehen würde, täuscht sich. Die „Ausländer raus“ - Kampagne des „NW Berlin“ aus 2011 bildet den politischen Background für das Agieren von Harald Bankel und seiner noch nicht gefassten KomplizInnen. Neben Alf(!) Börm  aus Mecklenburg-Vorpommern ist mit „Schweinekopf-Harry“, wie er von Antifas spöttisch genannt wird, der zweite neonazistische Aktivist im Jahr 2012 auf die Bühne der Öffentlichkeit getreten, der mit unfassbarem Dilettantismus bei seinen nächtlichen Aktionen von sich reden machte. Sicher kann man Harald Bankels Vorgehen zu Recht als „saudämlich“ (Bild) bezeichnen, aber Neonazis waren nie wegen ihrer herausragenden Intelligenz eine Bedrohung. Gerade in Harald Bankels Wirkungskreis sind auch im Jahr 2013 noch mehrere Brandanschläge mit neonazistischem Hintergrund unaufgeklärt. Auf dem Friedhof der Sehitlik-Moschee am Columbiadamm liegt im übrigen der am 05.04.2012 in Neukölln ermordete Burak B. begraben. Wegen der Tatumstände ist von einem rassistischen bzw. neonazistischen Motiv auszugehen. Andere sinnvolle Erklärungen sind nach wie vor nicht ersichtlich. Harald Bankel und seine MittäterInnen dürften von der Bestattung von Burak B. aus den Medien erfahren haben. Ihre Schweinekopf-Aktion ist deshalb, sowie vor dem Hintergrund der „Entdeckung“ des rechtsterroristischen NSU, als ein gezieltes und kalkuliertes rassistisches Signal an BerlinerInnen mit Migrationshintergrund zu verstehen.

Dass sich Harald Bankel nun nicht mehr in der Anonymität verstecken kann, ist unsere antifaschistische und antirassistische Antwort.

 

Antifa Berlin, Juli 2013

 

 

Presse zur „Schweinekopf-Aktion“ im Jahr 2012:

Tagesspiegel

http://www.tagesspiegel.de/berlin/schweinekoepfe-vor-moschee-polizei-fasst-rechtsradikalen/6811440.html

BZ Berlin

http://www.bz-berlin.de/tatorte/schweinekoepfe-vor-moschee-verdaechtiger-ermittelt-article1491576.html

Berliner Zeitung

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/festnahme-anschlag-auf-berliner-moschee-geklaert,10809148,16502594.html

 

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Donnerstag, 30. Januar 2014

 

Bizarrer Moschee-Prozess Der Neonazi und die Schweineköpfe

 

Moabit –  

Der Schweinekopf-Anschlag auf die Neuköllner Sehitlik-Moschee geht auf das Konto des mutmaßlichen Neonazis Harald B. (26, F.). Das entschied ein Amtsrichter. Urteil: 1200 Euro Strafe wegen Beleidigung von Religionen.

Am 28. April 2012 waren vor der Moschee die blutigen Hälften eines Schweinekopfes abgelegt worden. Für Muslime eine schwere Beleidigung, denn das Schwein gilt im Islam als unreines Tier. Auf B. kam die Polizei durch einen Kassenbon am Fleisch: 6,48 Euro, bezahlt mit der EC-Karte. Vor Gericht schwieg Abiturient B., sein Anwalt wollte Freispruch. KE.

 

http://www.berliner-kurier.de/polizei-justiz/bizarrer-moschee-prozess-de...