Was BILDet ihr euch eigentlich ein?
Am Dienstag schrieb die BILD mal wieder einen Hetzartikel über Beate Schmidt, wegen mehrfachen Mordes angeklagt. Wegen dieser Morde glaubt die Zeitung, das Recht auf geschlechtliche Anerkennung dieser Frau mit Füßen treten zu dürfen. Da sie seit 22 Jahren im Gefängnis untergebracht ist, wird ihr die Möglichkeit auf juristische Anerkennung als Frau versperrt.
Die BILD verspottet
sie als „rosa Riesen“, stellt sie als Damenwäsche tragendes männliches
Monster dar, das sich einer „Geschlechtsumwandlung“ unterziehen will.
Damit
soll den Leser_innen eine Gesellschaftsordnung in die Köpfe gehämmert
werden, die weder menschengerecht noch demokratisch-freiheitlich ist:
Diskriminierungsschutz, Anerkennung im eigenen Geschlecht, Menschenwürde
und Freiheit von Schikane, all das soll offensichtlich nur für Menschen
gelten, die sich nichts zu Schulden kommen lassen, im „richtigen“
Körper zur Welt kommen
(was richtig und falsch ist, erklärt uns
selbstverständlich auch die BILD) oder das nötige Kleingeld bzw.
Elternhaus aufbringen, um sich optische Anpassungen an die
Schönheitsnorm sofort leisten zu können, die andern haben sich
über-anzupassen, unterzuordnen, alles gefallen zu lassen, was sind denn
auch Grundrechte?
Dabei ist es nirgends auf der Welt allzu schwer, die Anerkennung als
Mann bzw. Frau verweigert zu bekommen oder aus anderen Gründen nicht ins
Konzept des braven, angepassten „Normalbürgers“ zu passen. Und nicht
nur in Deutschland kann man wegen Schwarzfahrens, BtMG-Verstoßes, sogar
unabsichtlicher Sachbeschädigung im Gefängnis landen, wo man dann nach
Meinung der BILD nicht mehr anerkennungswürdig ist und oft keine Chance
auf eine Korrektur des Vornamens und der offiziellen Anrede hat.
Sexismus,
insbesondere gegen als „transsexuell“ fremdbezeichnete, Hetze und das
bewusste Schüren von Feindbildern ist typisch BILD, aber leider nicht
nur dort Gang und Gäbe und führt nicht selten zu Hassverbrechen,
Selbstmorden Stigmatisierter und sozialer Ausgrenzung. So beging im Mai
eine englische Lehrerin Selbstmord, nachdem sie mehrfach von einem
sexistischen Reporter der „Daily Mail“ öffentlich verspottet, ihr Umfeld
so gezielt
gegen sie aufgehetzt worden war. Ihr „Vergehen“: Sie wurde mit einem Penis geboren.
Regelmäßig
werden weltweit Menschen getötet, misshandelt oder zusammengeschlagen,
weil die TäterInnen sie für keine echten Frauen/Männer, minderwertig
oder gar störend halten. Regelmäßig werden Frauen bedroht, verprügelt,
ermordet die, nachdem sie (oft unfreiwillig) angebaggert wurden, von den
Tätern z.B. wegen ihrer Stimme für Männer gehalten werden. Die Zahl
solcher Hassverbrechen steigt weltweit an und die Täter fühlen sich oft
im Recht.. Dieses Denken wird mit jedem Artikel, in dem Menschen nicht
in ihrem Geschlecht anerkannt, sogar für ihr angebliches „Anderssein“
verspottet und vorgeführt werden, geschürt und als korrekt und normal
bestätigt.
Darum fordern wir:
- Eine öffentliche Entschuldigung der BILD-Zeitung bei Beate sowie allen geschlechtlich
falsch zugewiesenen, trans* und inter* Personen, deren Würde immer wieder durch
menschenverachtende, sexistische Hetzartikel (z.B. „Polizist nennt diese schöne
Transe Herr mit schönen Titten“) mit Füßen getreten wurden und werden
- Eine Rüge des Presserates und besseren Schutz vor diskriminierenden, sexistischen
Hetzartikeln in den Medien
- Eine selbstbestimmte, dem Diskriminierungsschutz gerechte Medienberichterstattung
ohne verallgemeinernde und herablassende Schubladen, Zuweisungen und
Geschlechtermärchen („die Frau die zum Mann wurde“), weil wir selbst am besten
wissen, wer wir sind, welche Worte die richtigen für uns sind und welche uns Probleme,
Schikanen und Vorurteile schaffen
- Die rechtliche und sonstige Anerkennung JEDES Menschen in seinem/ihrem/*
Geschlecht zu jeder Zeit und ohne lange Schikaneverfahren, Sonderbedingungen,
„Zuckerbrot und Peitsche“ Spiele und Zwangs-“Therapie“maßnahmen.(s. dt.
„Transsexuellengesetz“ und internationale Krankheitskataloge DSM/ICD)
- Eine lückenlose Bestrafung und Ächtung aller Medien, Einzelpersonen und
Institutionen, die die geschlechtliche Selbstbestimmung und den
Diskriminierungsschutz dargestellter Personen und Gruppen, egal ob minderjährig
oder volljährig, straffrei oder verurteilt, verletzen oder ignorieren und dadurch Hass,
Vorurteile und soziale Ausgrenzung nachhaltig fördern
- Selbstbestimmte und vorurteilsfreie Aufklärung an Schulen, Universitäten und
Medieninstituten, am besten durch selbst von geschlechtlicher Fehlzuweisung
Betroffene
- Dass wir ohne Nachteile, Entzug unserer Grundrechte und ewig lange
(Diskriminierungs-) schutzlose Wartezeiten über unsere Körper und unser öffentliches
Geschlecht entscheiden dürfen (in einigen anderen Ländern, z.B. Argentinien, längst
selbstverständlich), unsere Gleichberechtigung endlich ernst genommen wird
- Das sofortige Verschwinden genitalsexistischer (Penis = Mann, Vagina = Frau,
„biologisches Geschlecht“, „Geburtsgeschlecht“, „normale/richtige“
und„behandlungsbedürftige/falsche Körper bzw.Menschen) und heterosexistischer
Propaganda („homo/bi/poly ist etwas besonderes, erklärungsbedürftiges, hetero
dagegen normal“) aus allen öffentlichen Räumen, Medien und Institutionen, denn wir
wollen Gleichberechtigung und Akzeptanz statt Angst, Spott und Körperhierarchien.
Bitte unterstützt uns bei unserer Kundgebung am Freitag, 19.Juli um 17h
vor dem Axel Springer Verlagshaus
(Axel-Springer-Straße
65, 10969 Berlin, U6 Kochstraße), mit Transpis, Redebeiträgen (bei
Interesse schreibt uns einfach an,
ago_berlin@yahoo.de, ausgenommen im Namen staatlicher Verbände und Parteien), Kreatität und/oder eurer Solidarität!