Göttingen. Die Universitätsstadt bietet anscheinend gute Wachstumsbedingungen für Cannabis-Pflanzen im Freien: Das dokumentieren zahlreiche Fotos, die für den Internet-Fotowettbewerb "Hanf im öffentlichen Raum" bei der Grünen Jugend Göttingen eingegangen sind.
Es grünt so grün: Die Hanfsamen, die im Göttinger Stadtgebiet von einer Aktionsgruppe verteilt wurden, haben Wurzeln geschlagen. Wer eine Pflanze findet, kann bei einem Foto-Wettbewerb der grünen Jugend teilnehmen.
Der politische Nachwuchs hatte sich des "grünen" Themas angenommen - auch um sich solidarisch mit der Göttinger Gruppe "Einige Autonome Blumenkinder" zu zeigen.
Die Aktionsgruppe hatte im Juni Blumenbeete auf dem Wilhelmsplatz mit Hanfpflanzen bestückt und wollte damit auf die Forderung nach Legalisierung des Hanfanbaus in Deutschland hinweisen. Dort hat der Baubetriebshof bereits alle Spuren der illegalen Pflanzen beseitigt, doch die Saat der Aktivisten ist andernorts inzwischen aufgegangen.
"Die Pflanzen werden natürlich vernichtet, wenn sie von den Beamten vorgefunden werden", erklärt Joachim Lüther, stellvertretender Pressesprecher der Polizeiinspektion Göttingen. Einen Unterschied zwischen den weiblichen Pflanzen, die eine berauschende Substanz in den Blüten tragen, und den männlichen, die wiederum keine Drogen beinhalten, mache man nicht. "Alles was nach Hanf aussieht, wird vernichtet." Man wolle die Beamten nicht extra schulen, damit sie den Unterschied erkennen.
Auch die Grünflächenpflege des Baubetriebshof ist alarmiert: "Wir haben da natürlich ein Auge drauf", sagt Gerrit Lebensiek, Leiter der Abteilung. "Wir müssen der Polizei mitteilen, wenn wir einen neuen Standort gefunden haben." Die Pflanzen werden dann samt Wurzeln entfernt und auf dem Kompost entsorgt, erklärt Lebensiek: "Wir behandeln das als Unkraut."
Doch das Internet ist schneller als der Baubetriebshof. Für den Foto-Wettbewerb sind inzwischen sind etwa 30 Fotos eingegangen auf denen einige Orte und öffentliche Plätze in der Göttinger Innenstadt zu erkennen sind. Dort scheinen die Hanf-Pflanzen offenbar gute Wachstumsbedingungen vorzufinden.
Die Grüne Jugend ruft auch weiterhin dazu auf, Bilder zu schicken. "Die durch ihren Mitmach- und Nachmach-Charakter besonders sympathische Aktion hat unsere volle Solidarität", heißt es auf der Internetseite. "Wir wollen den Gärtnern deswegen eine Bühne bieten."
Von Moritz H. Schäfer und Thomas Kopietz
Die Bilder können geschickt werden an: goettingen@gj-nds.de
Anzuschauen sind die Fotos unter: gj-goettingen.de/der-cannabis-fotowettbewerb-hat-begonnen/
Laien erkennen den Unterschied nicht
Der bewusstseinsverändernde Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) kommt nur in den Blüten der weiblichen Hanfpflanzen vor. Solange die Pflanze jedoch keine Blüten gebildet hat, ist der Unterschied für Laien nicht zu erkennen.
Die Konzentration des Wirkstoffs in der Pflanze kann variieren, sagt Elisabeth Mickler-Kirchhelle von der Göttinger Drogenberatung. „Moderne Züchtungen haben einen sehr hohen Wirkstoffgehalt.“
Ob die Pflanzen in der Innenstadt eine hohe oder niedrige Konzentration haben, vermag sie nicht einzuschätzen. „Man sollte trotzdem vorsichtig sein und die Finger davon lassen“, sagt sie. Auch solle man darauf achten, das Kinder keine Pflanzenteile verschlucken. (mhs)