[K] „One struggle - one fight!“-Demo für das AZ

[K] „One struggle - one fight!“-Demo für das AZ

Am Samstag, den 6. Juli, versammelten sich über 1000 Menschen um den Verbleib des AZ Köln zu fordern. Mit der Samba-Band an der Spitze, einem FrauenLesbenTransgenderIntersex-Block (FLTI*) hinterm Fronttransparent, einem Lauti in der Mitte, mit rosa AZ-bleibt-Herzen beschildert, unter einem schwebenden Teppich aus roten und schwarzen Luftballons, zog die Demo lautstark durch Kalk in Richtung Innenstadt.

 

Bei sonnigem Wetter sammelten sich viele Anwohner_innen, Tourist_innen und CSD-Besucher_innen in den Straßen. Die fröhliche Stimmung, die lautstarken Parolen und die diversen Solidaritätsbekundungen auf Schildern und Transparenten, fanden positiven Anklang bei den Vorbeikommenden. Es wurde viel diskutiert und tausende Flyer wurden verteilt. Insgesamt schienen viele Menschen bereits über die Lage des AZ informiert zu sein. Die Auseinandersetzung um den Fortbestand ist längst in der Kölner Öffentlichkeit angekommen.

 

Vor, nach und während der Demo wurden Reden für den Verbleib des AZ von den besetzten Bauwagenplätzen aus Leipzig, der Kampagne LiZ für ein libertäres Zentrum in Bonn und den Besetzer_innen des Autonomen Zentrum Köln gehalten. Außerdem gab es eine Rede zu den non-citizens-Protesten und zum Hungerstreik der Geflüchteten in München. Die Polizei wurde mit einem verlesenen Text des Anarcho-Kollektivs crimethink, „7 Mythen über die Polizei“, bedacht. Am Heumarkt, dem zentralen Standort des CSD, wurde eine kritisch-solidarische Rede zum Thema „Echte Emanzipation für alle - jenseits von Geschlechterkonstrukten“ aus den Reihen des Cafe Queeria des AZ gehalten. Vor dem Kölner Rathaus wurde von Seiten der Besetzer_innen Stellung zu der der SPD und den Lokalmedien konstruierten Gewaltdebatte bezogen. Kurz darauf entrollten Aktivist_innen ein Soli-Transpi für die Köpi in Berlin und das AZ. Am Zielpunkt der Demo vor dem Kölner Dom wurde eine Rede des Kölner Erwerbslosen in Aktion gehalten. Den Schlusspunkt setzten einige solidarische Studierende der Musikhochschule ein Swing Konzert.

 

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Es wäre schön, wenn die Aufruftexte zukünftig so formuliert werden, dass man ungefähr auf einen Aktionskonsens der Anmelder/Organisatoren schließen kann. Der Aufruf las sich nämlich keinesfalls so, als wolle man eine Bunte-Luftballon-Schnipsel-Samba-Latsch-Demo. Sonst hätte man sich den Weg sparen können. In Anbetracht der akuten Räumungsbedrohung entspricht das für unsere Bezugsgruppe nicht der geeigneten Antwort. Dass dies aber von den AZ-Leuten/Organisatoren dennoch so gewollt war, hätte man vorher eventuell besser andeuten können.

Ja, immer so ne Sache wenn Projekte noch mit den Eigentümer_innen verhandeln. Aber da hast du recht, ist da immer etwas schwierig rauszulesen was die dann gerade wollen, bzw. nicht wollen. Die Sicht des Projektes wird in etwa so sein: Die Gewalt als Drohszenario, quasi das Ass im Ärmel, das will man aber erst ausspielen wenn alles andere nicht funktioniert hat. Die Angst also nicht mehr verhandeln zu können wenn die Demo aus dem Ruder gelaufen wäre.

Meiner Meinung nach schon verständlich - aber doof für Leute die eben zur Demo fahren und sich dann wundern was da los ist.

Schon ein paar Mal erlebt, auf Demos wegen anstehender Räumung werden Leute ausgebremst (auf teilweise echt ecklige Art) - alles bleibt mehr oder weniger ruhig. Dann wird 2 Wochen später doch geräumt, aber die Leute die Druck auf der Straße erzeugen können/wollen hat man dadurch schon vergrauelt. Also gibts nach der Räumung wieder nur ne Latschdemo...

Ist so ne Sache, zumal das Einzige was Räumungen von wirklich besetzten Projekten hinauszögert (wenns gut läuft: verhindert) ist die Angst vor der Auseinandersetzung auf der Straße. Und da auch nicht die Auseinandersetzung mit der Polizei, ich glaub nem Bürgermeister ist das relativ egal ob es da ne Handvoll verletzter Polizisten gibt. Der hat Angst vor brennenden Autos der Stadtverwaltung, massenhaften Graffitis, umgeworfenen Glaskontainern und eingeschmissenen Scheiben beim Rathaus und den ganzen unendlich vielen Sparkassen-Filialen in Köln und Bonn.

Das AZ kann ja verhandeln, und wenn alles friedlich bleibt und es das Projekt weiter gibt ist es auch super. Wenn geräumt wird, sollte Mensch die Strategie mal überdenken.

Wenn der Pressespiegel der letzten Woche betrachtet wird, sieht man, dass die Politik und die Stadt die Hosen schon erheblich voll haben... Da haben ein paar Aufkleber und einige kaputte Scheiben gereicht um eine gewaltätige Autonomenszene ehrbei zu fantasiere...

Und es ist falsch, zu glauben dass einzig und allein "die Angst vor der Auseinandersetzung auf der Straße" Projekte sichert. Es ist das nebeneinander von verschiedenen Aktionen und auch die Verhandlungsbereitschaft, die Projekte rettet... Militanz muss vermittelbar sein und darf nicht zum Selbstzweck werden. Gerade liegt es allerdings allein in den Händen der Stadt Köln wie dieser Konflikt weiter geht. Der Druck eine "Lösung" zu finden ist jedenfalls mehr als da!

Ja, stimmt schon, die Politiker in Köln scheinen da etwas dünnhäutiger zu sein als in Berlin oder Hamburg. Ich denke was in Köln noch begünstigend hinzukommt ist das es da kein Kapitalinteresse seitens Stadt oder Sparkasse gibt. Schulerweiterung oder Grünstreifen - damit wird kein Geld verdient. Würde man da Appartments oder ne Einkaufmeile bauen wollen und mit hohen Einnahmen rechnen, sähe das wahrscheinlich schon ganz anders aus.

 

Womit du auch Recht hast: Militanz muss vermittelbar sein (ist sie oft auch), sie wird aber nicht vermittelt. Dazu fehlen aber oft auch die nötigen Kanäle die nötig sind die Menschen zu erreichen denen man etwas vermitteln will. Da liegt die Deutungshoheit leider nahezu komplett bei Polizeiberichten und den großen Medien. Gibt Ausnahmen, aber leider sehr wenige.

 

Was einen Verantwortlichen letzlich dazu entscheidet räumen zu lassen, oder eben nicht, werden wir wohl nicht erfahren. Ich denke aber schon das es wenn dann die als unangenehm empfundenen Protestformen sind. Klar (muss dir nochmal zustimmen) sind das nicht nur gewalttätige Geschichten. Berufsverkehr blockieren, offizielle Veranstaltungen massenhaft besuchen, usw. funktionieren da wohl auch - weil sie eben als störend empfunden werden.

die "militanzdebatte" strategisch (und nich dogmatisch) zu führen, ist sicher auch jetzt wichtig. hätte im vorfeld ruhig auch noch deutlicher geführt und evtl. kommuniziert werden können aber es gab ja auch an anderen ecken noch kleine sachzwänge :) denke es ist an dem tag perfekt gelaufen. presse und stadt müssen sich nen keks geärgert haben, dass sie nicht das image bestätigen konnten, das sie anfang der woche mit müh und not versucht haben zusammen zu zimmern. bei vielen bürgis stehn' die, die wegen nen paar farbbeuteln von gewalt und polizeischutz geschwafelt haben jetzt da als hätten sie nur schlecht geträumt.

 

die zeiten der gipfelcamps scheinen zum glück vorbei, bei denen man attac und spd zeigen muss, dass die verhältnisse kein kindergarten sind: die rücksichtslosen hauen zu, wenn derdie erzieher*in gerade hütchen bastelt. kämpfe wie dieser sind etwas konkreter. mit bürgerlichem recht und seinen politikformen zu brechen ist hier nicht nur irgendein geheimer konsens sondern der offene kern des kampfes und als solcher viel weniger leicht zu spalten als irgendwelcher murks aus symbolik, aktivismus und medialer repräsenatation. gleichzeitig wird auch wiederaneignung langsam zu einem thema, das nicht nur in der autonomen blase (die natürlich genauso sinn und notwendigkeit hat) denkbar wird (zwangsräumungen, besetzungen durch familys etc.). ein grund mehr also, die militanz als ein mittel unter vielen zu nutzen. wir haben schließlich viel mehr zu bieten, als spießbürgis und prollobullen =)

 

danke für kloputzen und zement gießen.

richtig schöne zeit war das!