München: Soliaktionen zum Hunger-/Durststreik und Aufruf zu Aktionen

Hunger-/Durststreik 1

Seit Sa. den 22.6. befinden sich in München Flüchtlinge im Hunger- und mittlerweile im Durststreik. Der Streik begann direkt nach einer powerfullen Demo am 22.6. an der sich ca. 500 Personen beteiligten. Die Stadt schritt zunächst nicht ein gegen die Besetzung des Münchner Rindermarkts und das Camp der Protestierende hat sich in den anschließenden Tagen gefestigt. Dieser Bericht  möchte über Aktionen berichten, die am Di., den 25.6, Mi. den 26.6 und heute Do. 27.6. liefen. Es handelt sich hierbei um einen sehr subjektiven Bericht, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

 

Vielmehr werden höchstens Ausschnitte wiedergegeben und Ergänzungen sind ausdrücklich erwünscht. Die Zeit drängt Soli-Aktionen durchzuführen, lokal in München, sowie auch bundesweit.

 

Die Flüchtlinge haben bisher 4 Presseerklärungen herausgegeben, die den Stand der Dinge vermitteln und die eine klare politische Haltung gegenüber der Verlogenheit der Politik (egal welche Partei) zeigen.
Alle vier Pressemitteilungen können hier nachgelesen werden:

 

www.refugeetentaction.net

Der Hungerstreik befindet sich nun am Tag 6 (Durststreik Tag 3). Es sind schon über 20 Streikende kollaboriert und ins Krankenhaus eingeliefert worden. Mindestens eine Person ist auf der Intensivstation (bitte den aktuellen Stand ergänzen).
Die Politik bewegt sich keinen Millimeter, die Gesprächsangebote sind eine Farce, die Kompromisslosigkeit wird nicht nur von Innenminister Herrmann (CSU) gezeigt, sondern auch (welche Überraschung) vom OB Ude (SPD).

Nun noch zu dem was bisher lief (bzw. ein Auschnitt von dem, was bisher gelaufen ist):
++ Am Di, den 25.6. (Tag 4) gab es um 19h eine Kundgebung am Sendlinger Tor. Im Anschluss formierte sich eine nicht-angemeldete Solidemo zum Rindermarkt mit ungefähr 100 UnterstützerInnen.
Die Bullen reagierten erst im Anschluß auf die Demo, indem mehrere Wannen USK und Streifenwägen in den umliegenden Strassen parkten, vermutlich, um auf weitere Spontandemos reagieren zu können. Im anschluss an die
Spontandemos wurden die Forderungen der Flüchtlinge an mehreren Stellen in der Innenstadt verteilt.

++ Am Mi., den 26.6. (Tag 5) wurden vormittags zwei Riesentranspis mit der Aufschrift "NO BORDER - NO NATION" vom Alten Peter gehängt. Wer Fotos hat, bitte in die Ergänzungen einfügen. Der Mann einer am Hungerstreik/Durststreik Beteiligten sollte abgeschoben werden.
Eine Aktivistin verhinderte diese Abschiebung, indem sie mit im Flugzeug saß und beim Start sich weigerte sich zu setzen. Der Pilot weigerte sich daraufhin die Abschiebung durchzuführen. Den Tag über pöbelten vermehrt Rassisten und am Abend versuchte der Rassist
Stürzenberger (blu news/"Die Freiheit") zu provozieren. Diese Provokation konnte verhindert werden, allerdings tauchte eine Hundertschaft Bullen auf.

++ Am Do., den 27.6. nehmen die rassistischen Pöbeleien von aussen deutlich zu. Es ist nun sehr wichtig, dass Viele das Camp unterstützen. Weitere Aktionen vom Tag 6 bitte ergänzen.

Druckt und layoutet die Presseerklärungen der Streikenden oder verfasst eigene Flugblätter und verteilt sie!
Organisiert Solikundgebungen/-demos!
Unterstützt den Streik mit Euren Mitteln, lokal in München oder bundesweit!
In München wäre eine Beteiligung an der großen Mietdemo am Sa. denkbar mit der Forderung nach Abschaffung aller Lager und kostenlosen Wohnungen!
Seid kreativ - Solidarität ist eine Waffe!

"Es gibt keine Möglichkeit, unschuldige Menschen zu beherrschen. Die einzige Macht, die eine Regierung hat, ist die Gewalt, Verbrecher niederzuschlagen. Nun, wenn es nicht genug Verbrecher gibt,
schafft man sie. Man erklärt so viele Dinge zu einem Verbrechen, dass es für die Menschen unmöglich wird, zu leben, ohne Gesetze zu brechen."


Ein kleiner Auszug von aktuellen Presseartikeln:

Do. 27.6, Tag 6:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/fluechtlinge-im-hungerstreik-bereit-...
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/fluechtlinge-im-hungerstreik-bereit-...
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/hungerstreik-in-muenchen-fluechtling...
http://www.tz-online.de/aktuelles/muenchen/kampf-asyl-anerkennung-kein-e...
http://www.tz-online.de/aktuelles/muenchen/haderthauer-fordert-abbruch-a...
http://www.tz-online.de/aktuelles/muenchen/hungerstreik-muenchen-erpress...
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.fluechtlinge-am-rindermarkt-d...

Mi. 26.6., Tag 5:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/fluechtlinge-demonstrieren-in-muench...
http://www.sueddeutsche.de/bayern/asylpolitik-in-bayern-staatlich-geprue...
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.fluechtlinge-am-rindermarkt-h...

Di. 25.6., Tag 4:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/fluechtlinge-im-hungerstreik-bereit-...

weitere Presseartikel:

http://refugeetentaction.net/index.php?option=com_content&view=category&...

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Demoaufruf vom 22.6.:

"                                      Ich rebelliere, deswegen existiere ich

    Nach mehr als fünfzehn Monaten des Zorns und Frustration derer die von der bürgerlichen Gesellschaft ignoriert und vergessen wurden – Hier sind wir.

    Wir, die Asylsuchenden in den kapitalistischen Gesellschaften Europas, positionieren uns als Non-Citizens: Non-Citizens die in Ungleichheit zu Citizens und außerhalb von Europas auf Staatsbürger_innenschaft basierenden Gesellschaftsstrukturen leben müssen. Citizens, dank ihrer Citizen-Position in der Gesellschaft, genießen alle Grundrechte, das Recht auf Arbeit, das Recht auf Bildung, das Recht sich frei zu bewegen, und das Recht den Wohnsitz frei zu wählen. Wir, die Non-Citizens, haben keinen Zugang zu diesen Grundrechten und die Behauptungen der so-genannten demokratischen Regierungen Europas die Menschenrechte zu würdigen, halten der Realität nicht stand. Diese Rechte existieren nicht für uns da wir nicht Citizens sind, Menschen die dazugehören, die in diesen lächerlichen Menschenrechtsdiskurs fallen. Um unseren Status des Überlebens in einen des Lebens umzuwandeln, um Mensch zu werden und die gleichen Rechte wie andere Menschen zu haben, müssen wir von der Position des Non-Citizens in die des Citizens übergehen.

    Alles begann mit dem Selbstmord von einem von uns, Non-Citizens, in einem Lager für Asylsuchende. Die Wut auf diesen vom Staat gelenkten Mord materialisierte sich in dem ersten Non-Citizen Widerstands-Zelt auf einer Straße in dieser entfremdeten Konsum-Gesellschaft des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Die Wut breitete sich auf 7 Städte aus, auf 7 Widerstands-Zelte, ohne dass die Regierung reagierte, und nach und nach begingen mehr und mehr unserer Zellennachbarn Selbstmord in den Lagern, Morde die der Staat zu verantworten hat.

    Und dennoch wuchs und wuchs unser Glaube an die einzige Alternative wie ein Feuer in der Brust – Kampf und starker Widerstand gegen diskriminierende Gesetze. Unsere Stimmen, nach 6 Monaten Widerstand auf den Straßen, und dem Protest-Marsch nach Berlin, überschritten imaginäre Grenzen und hallten weit; mittlerweile auch nach Wien, Amsterdam und Den Haag.

Trotz all dessen erfahren wir immer wieder von Non-Citizen Selbstmorden, täglichen Deportationen und wissen dass keine fundamentalen Gesetzesveränderungen eingetreten sind, weder durch Deutsche noch Europäische Regierungen.

    Heute sind wir überrascht. Wir sind überrascht dass Regierungen, die sich auf strukturelle und gesetzliche Unterdrückung verlassen, davon ausgehen dass Menschen des einundzwanzigsten Jahrhunderts Unterdrückung akzeptieren und ohne Limit über sich ergehen lassen. Sie sollten wissen dass unser Wille die Situation zu ändern keine Grenzen kennt und wir Widerstand als einzige Möglichkeit ansehen unsere Menschlichkeit zu erhalten.

    Wir wollen uns nicht mehr vor Deportations-Albträumen fürchten müssen; wenn wir am Morgen aufwachen, wollen wir uns nicht eingemauert in den isolierten Lagern wiederfinden müssen. Wenn wir uns auf den Straßen bewegen, genau wie jede andere Person dieser Gesellschaft, weigern wir uns die unterdrückende Residenzpflicht zu akzeptieren.

Am 22. Juni werden wir uns in München versammeln und das Recht aller Non-Citizens einfordern Citizens zu werden in dieser Citizen-Gesellschaft und kund tun dass unsere Antwort auf diese strukturelle Diskriminierung, um Veränderung zu bringen, nur lauter und anhaltender Widerstand sein kann."