Antifa in Paris ermordet, Linker in Istanbul ermordet - 9. Juni 2013 - Demo in Berlin

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Am 5. Juni 2013 wurde der 18 jährige Antifaschist und Gewerkschaftsanhänger Clément Méric von Faschisten ermordet. Der Mord hat in Frankreich landesweite Proteste ausgelöst. Die Tat wird vor von vielen Seiten als Resultat einer rechten Mobilmachung innerhalb der Gesellschaft gesehen.

 

Nur zwei Tage vor dem Mord in Frankreich töteten Zivilpolizisten Mehmet Ayvalıtaş. Er war Aktivisten der linken Gruppe Sosyalist Dayanışma Platformu  (SODAP) und war wie viele Tausende  in den vergangenen Tagen gegen die rechte und reaktionäre Politik auf die Straße gegangen, die die AKP mit Knüppeln und Tränengas gegen die Bevölkerung durch zu setzen versucht.


Wir wollen Clément und Mehmet gedenken, wir wollen ein gemeinsames, internationales Zeichen gegen Faschismus und Rechtsentwicklung in der Gesellschaft setzen. Darum rufen wir zu einem Antifa-Block auf der Solidaritäts-Demonstration für die Aufstände in der Türkei am 9. Juni in Berlin auf.


>> Paris

Am Mittwoch dem 6. Juni besuchte Clément zusammen mit Freunden am Nachmittag einen privaten Kleider-Basar für Designer- und Sportbekleidung , wie es sie in Paris häufiger gibt. In einer  Wohnung in der Rue Caumartin im 9. Arrondissement, trafen Clément Méric und seiner Freunde, auf eine Gruppe Neonazis. Eine Frau und zwei Männer, mit Hakenkreuz-Tatoos, "Blood and Honour"-Aufdrucken auf ihren Pullovern. Nach einem heftigeren Wortwechsel verließen die Rechten die Wohnung – und warteten draußen in der Rue Caumartin, einer belebten Fußgängerzone, auf ihre  Widersacher.
Die Gruppe, einer von ihnen mit einem Totschläger bewaffnet, schlugen auf den schmächtigen Clément ein. Dieser stützte zu Boden und zog sich eine tödliche Kopfverletzung zu. Er wurde ins Krankenhaus Salpetrière-Pitié eingeliefert, wo die Ärzte jedoch nur noch seinen Tod feststellen konnten.

In Frankreich wird der Mord vor dem Hintergrund eines gesellschaftlichen Klimas gesehen, welches geprägt ist von seit Monaten andauernden homophoben Mobilisierungen gegen die Ehegleichstellung. So konnten sich die FaschistInnen durch diese Formierung der Reaktion gestärkt fühlen und neues Selbstbewusstsein schöpfen. Federführend bei der Mobilisierung des rechtsradikalen gegen die „Ehe für Alle“ ist die Organisation Jeunesses Nationalistes Révolutionnaires (JNR). So wurden im Zuge der Proteste Abgeordnete der Nationalversammlung bei Veranstaltungen mehrfach am Reden gehindert, mehrere BefürworterInnen der Homo-Ehe mit dem Tod bedroht, einige sogar zusammen geschlagen.  Deutlich wurde dabei, dass die Riots während der rechts-konservativen Protestmärsche von Gruppen wie Jeunesses Nationalistes Révolutionnaires (JNR), Groupe Union-Défense (GUD), Renouveau Français (RF), Jeunesses Nationalistes (JN), dem Bloc Identitaire und anderen gezielt provoziert wurden. Frankreichs radikale Rechte feiert diesen Schulterschluss zwischen Nazis und Spießbürgern als rechtes „Paris 68“.

>> Istanbul

Ende Mai 2013 besetzten AnwohnerInnen und politische Gruppen den Istambuler Gezi-Park,  in unmittelbarer Nähe zum Taksim-Platz. Anlass war der geplante Bau eines Einkaufszentrums auf dem Gelände des Parks. Nach dem am 31. Mai Polizeieinheiten die Besetzung brutal zerschlugen und Ministerpräsident Erdoğan das Vorgehen der Polizei mit aller Macht verteidigte. Der Protest gegen den brutalen Polizeieinsatz und die Räumung weiteten sich rasch zu landesweiten Protesten gegen die reaktionäre und autoritäre Politik der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP aus. „Gegen den AKP-Faschismus!“ ist derzeit auf den Straßen Istanbuls häufig als Losung zu lesen.

Die Parteiführung gedenkt jedoch nicht einzuknicken und lässt weiterhin brutal gegen die Protestierenden vorgehen. Mittlerweile wurden bereits zwei Demonstranten getötet. Einer von ihnen ist der 20-jährige Mehmet Ayvalıtaş, ein Mitglied der sozialistischen Organisation Sosyalist Dayanışma Platformu (SODAP).
Zivilpolizisten fuhren  am 3. Juni im Istanbuler Stadtteil Ümraniye gezielt mir einem Taxi in die Menge, wodurch Mehmet so schwere Verletzungen erlitt, dass er an deren Folgen starb. Die kommunistische Hacker-Gruppe Red Hack, sprechen in diesem Zusammenhang von einem gezielten Mordanschlag des Staates.

>> Berlin

Clément Méric studierte Politikwissenschaft, war Teil der gewerkschaftlichen StudentInnenorganisation SUD Étudiant und der Action Antifasciste, Mehmet Ayvalıtaş, soll laut Internetberichten auch Mitglied von Red Hack gewesen sein. Mehr können wir über diese zwei Menschen aus der Ferne leider  nicht sagen. Was wir aber wissen ist, dass zwei junge Menschen, die für eine soziale und gerechte Welt einstanden feige getötet wurden.

Was wir aber über unser Handeln sehr wohl sagen können…
Unsere Pflicht als AntifaschistInnen, als RevolutionärInnen, als denkende und humanistisch fühlende Menschen ist es den ermordeten zu gedenken. Weil wir am Leben sind. Unsere Pflicht ist es klar Position zu beziehen gegen staatlichen Terror, gegen faschistische Morde und gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft.

Kommt am 9. Juni nach Berlin zur Demonstration nach Berlin. Beteiligt euch am Antifa-Block, bringt Transparente mit, bildet Ketten.
Faşizme Karşı Omuz Omuza! – Schulter an Schulter gegen Faschismus!
On est ensemble, on n’oubliera pas – Wir stehen zusammen, niemand wird vergessen!

Autonome und antifaschistische Gruppen
Berlin, 7. Juni 2013

 

Clément Méric – von Faschisten getötet.
Mehmet Ayvalıtaş – von Bullen ermordet.
WIR VERGESSEN NICHT!

Demonstration
- So. 9. Juni 2013 | 15 Uhr | Hermannplatz
- Kommt in den Antifa-Block
- Transparente und Fahnen mitbringen, in Ketten laufen

 

[Anmerkung zur Demo am Sonntag, den 9. Juni: Die Demo wird von linken türkischen Gruppen organisiert]

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wasn mit den anderen ermordeten in der türkei?

es sollen ja 3 menschen umgebracht wurden seien?

Von diesen drei bestätigten Todesopfer (im Internet und unabhängigen türkischsprachigen Medien ist von 7 die Rede), ist einer ein Polizist. Dieser ist während seine Einheit eine Hetzjagd auf Aufständische veranstaltet hat von einer nicht gesicherten Brücke in die Tiefe gestürzt, also wurde er im eigentlichen Sinne nicht ermordet