Karlsruhe - Nach Ausschreitungen bei einer Protestaktion gegen Neonazis ist ein Aufmarsch der Rechten am Samstag in Karlsruhe abgesagt worden. Die zuständige Behörde habe „auf Grund der aktuellen Lage“ entschieden, dass es keinen Aufzug der Rechten geben werde, teilte die Polizei mit. Es fand lediglich eine Kundgebung im Bereich des Bahnhofsvorplatzes statt. Bei den Angriffen der Neonazi-Gegner wurden mindestens sieben Polizisten verletzt.
Etwa 40 Gegendemonstranten hatten nach Polizeiangaben versucht, eine Gittersperre in der Nähe des Bahnhofs zu überwinden. Dabei seien Flaschen, Farbbeutel und auch Feuerwerkskörper gegen Polizeibeamte geworfen worden. Zudem setzten die Demonstranten Pfefferspray gegen die Beamten ein, wie ein Sprecher sagte. Die Polizei wiederum nutzte Schlagstöcke und Pfefferspray, um die Gewaltbereiten zurückzudrängen.
Neonazis fahren wieder nach Hause
Ein Sprecher des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Karlsruhe (AAKA) sagte, 15 Demonstranten seien verletzt worden. Positiv sei aber, dass die Rechten nicht durch die Stadt marschierten. „Wir haben es geschafft, die Nazis am Bahnhof zu halten. Das war super.“
Insgesamt hatten laut Polizei etwa 2500 Demonstranten den geplanten Aufmarsch blockiert. Bis zu 200 Rechtsradikale, die sich zunächst im Bahnhof versammelt hatten, kamen nur auf den Vorplatz. NPD-Flaggen waren zu sehen. Unter dem Motto „Freiheit für alle politischen Gefangenen/Für die Wahrung des Artikel 5 Grundgesetz“ hatten die Rechten ursprünglich um 13 Uhr losmarschieren wollen.
Auf dem Bahnhofsvorplatz schallte ihnen der Lärm aus Trillerpfeifen der Demo-Gegner entgegen. „Nazifreie Zonen schaffen“ war unter anderem auf Bannern zu lesen. Das AAKA und die Stadt hatten zu Gegenveranstaltungen aufgerufen. Nach etwa vier Stunden fuhren die Neonazis wieder nach Hause.
Die Polizei hatte die Zufahrtsstraßen zum Bahnhof abgeriegelt. Zudem war der Straßenbahnverkehr stark beeinträchtigt.
Der Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Mannheim hatte am Freitagabend den Weg für den Nazi-Aufmarsch freigemacht. Die Stadt hatte die Demo wegen möglicher Ausschreitungen und der Gefahr der Volksverhetzung verbieten wollen. Der Argumentation waren weder der VGH noch das Karlsruher Verwaltungsgericht als Vorinstanz gefolgt.