Am 19. August 2012 hatten fünf Aktivist_innen die 10:00-Uhr-Messe im Kölner Dom gestört. Nun hat ein Gerichtsprozess gegen eine_n der Aktivist_innen begonnen. Vorwurf: Gemeinschaftliche Störung der Religionsausübung, versuchte Körperverletzung, versuchte Nötigung. Nach einer Stunde Prozess wurde die Verhandlung auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, weil der Saal zu wenig Publikumsplätze zu bieten hatte.
Die Vorgeschichte:
Am 18. August 2012 wurden drei Pussy-Riot-Aktivist_innen in Russland wegen ihrem Punk-Gebet zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Einen Tag später solidarisierte sich eine Gruppe während des Gottesdienstes im Kölner Dom. Sie trugen ein Transparent mit der Aufschrift “FREE PUSSY RIOT AND ALL PRISONERS” bei sich und sangen und schrien nach Maria, die ihnen helfen solle, das System abzutreiben und Pussy-Riot zu befreien. Vorgeworfen wird: gemeinschaftliche Störung der Religionsausübung, versuchte Körperverletzung, versuchte Nötigung. Wie auch der Auftritt der russischen Aktivist_innen dauerte die Performance im Kölner Dom nur wenige Sekunden. Sofort stürmten engagierte Domschweizer auf die singenden Aktivist_innen zu und trugen, schubsten oder zerrten sie unter Einsatz von Würgegriffen und Knietritten aus der Kirche. Dort wurden sie festgehalten bis die Polizei eintraf. Ca. ein halbes Jahr später stellte sich heraus das die Aussagen von diversen deutschen Politiker_innen „in Deutschland wäre das höchstens eine Ordnungswidrigkeit“ wohl nur Propaganda zur Inszenierung des gütigen deutschen Rechtsstaates gegenüber dem bösen Russland darstellte. Das Amtsgericht Köln verschickte im Auftrag der Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl von 40 Tagessätzen an zwei der Aktivist_innen. Eine von beiden zog den Widerspruch gegen den Strafbefehl aus persönlichen Gründen zurück.
Der Prozess:
Am 15.5. versammelten sich zahlreiche Prozessbeobachter_innen und Journalist_innen vor dem Amtsgericht, um den Prozess gegen den Aktivisten zu begleiten. Einigen Unterstützer_innen wurde der Zutritt in den Saal verwehrt da der Saal, den Richter Krebber für den Prozess wählte, lediglich 30 Publikumsplätze vorweisen konnte. Weit kam die Justiz mit ihrer Verhandlung nicht. Patrick und ihr Verteidiger stellten Befangenheitsanträge gegen den Richter in dem sie u.a. den strukturell patriarchalen Charakter von Justiz und Kirche offenlegten. Dieser wurde von Richter Krebber als unzulässig abgewiesen. Anschließend vertagte er die Verhandlung mit der Begründung “die Größe des Saals kommt dem regen öffentlichen Interesse an der Verhandlung nicht nach” auf unbestimmte Zeit.
“Ich konnte den Prozess nutzen um meine Solidartät mit Pussy-Riot kundzutun und meine Kritik an Staat und Kirche zu äußern. Der Russische Staat wurde (zu Recht) scharf kritisiert für die Anklage der Pussy-Riot-Aktivistinnen. Nun zeigt der Prozess, dass in Deutschland Menschen wegen vergleichbarer Taten Repression erfahren. Ich finde, Gerichte und Strafen sind nie ein sinnvolles Mittel zur Konfliktlösung”, sagte eine_r der Aktivist_Innen.
Auch für weitere Prozesstermine ist ein solidarisches Publikum ausdrücklich erwünscht.
Kontakt: pussiriotkoeln@gmx.de
FREE PUSSY RIOT AND ALL PRISONERS
Video von der aktion:
Gerichte selbstständig zubereiten:
http://www.projektwerkstatt.de/antirepression/kobra/laien.html
Presse zu dem Prozess:
http://www.sat1nrw.de/Aktuell/Pussy-Riot/42d8945/
http://www.ksta.de/koeln/prozess-solidaritaet-mit-pussy-riot-hat-nachspi...
http://www.rundschau-online.de/koeln/pussy-riot-in-koeln-farce-statt-ank...
http://www.radiokoeln.de/koeln/rk/1028148/news/koeln
http://www1.wdr.de/themen/panorama/UrteilDomstuermer100.html
http://www.express.de/koeln/zu-viele-sympathisanten-prozess-um-koelner-p...