| 18.05. | 18:00 | Albertsplatz Coburg | Antifaschistische Demonstration gegen studentische Verbindungen
HERRSCHAFT, KEIN GRUND ZUM FEIERN – STUDENTISCHE VERBINDUNGEN AUFLÖSEN!
Ein
Erdbeben geht durch die Korporationslandschaft. Auf Grund von
vermehrten und andauernden Protesten gegen studentische Verbindungen
geraten Burschis zunehmend unter Druck. Die Deutsche Burschenschaft (DB)
kommt wegen eindeutig rassistischen Äußerungen nicht mehr aus den
Schlagzeilen, Distanzierungen und eine wachsende Anzahl von Austritten
prägen das Bild des Convent Deutscher Akademikerverbände (CDA).
Die wohl wichtigste Verbindungsstelle zwischen Dachverbänden ist nach den Austritten von Coburger Convent (CC) und DB faktisch nicht mehr handlungsfähig. Die öffentliche Empörung beschränkt sich dabei ausschließlich auf die Ausfälle der DB und auch der CC glaubt, dass eine Distanzierung von dem ausgemachten Sündenbock ausreicht, um sich der Kritik zu entziehen. Die Distanzierung bezieht sich lediglich auf die gröbsten Dummheiten, während die Zusammenarbeit, zum Beispiel in Waffenringen munter weiterläuft. Doch das Blut-und-Boden-Denken der DB war jahrzehntelang kein Problem für den CC und ist auch in dessen eigenem Selbstverständnis tief verwurzelt. Lediglich die nach außen dringende Form erschien untragbar. Deshalb ist unsere Aufgabe, mit der Kritik tiefer zu gehen und grundsätzliche Probleme im Verbindungswesen zu benennen.
Sexistische Mackerhaufen
Studentische
Verbindungen sind in aller Regel reine Männerbünde, das heißt Frauen
können nicht Mitglied werden. Der Unterschied zu einem für Männer oder
Frauen exklusiven Sportverein, ist dabei, dass ein Sportverein nicht
darauf ausgelegt ist, seine Mitglieder in gesellschaftlich relevante
Positionen zu bringen oder einen „Lebensbund“ aufzubauen. Aus der
Perspektive studentischer Korporationen, sind Frauen also nicht als Teil
der Elite vorgesehen, es sei denn als „schmückendes Beiwerk“ der
Männer. Darin drückt sich auch ein extrem konservatives
Rollenverständnis aus. Verbindungsstudenten fällt es schwer sich Frauen
in anderen Rollen als Mutter, “Putze” oder Sexobjekt vorzustellen. Alles
was davon abweicht gilt als verachtenswert. Darunter fällt ganz
besonders Feminismus: Selbstbewusstes Leben außerhalb einer
Heterobeziehung (mit Gottes Segen) ist ebenso undenkbar, wie Frauen in
Führungspositionen. Frauen gleichzubehandeln sei schlicht gegen die
Natur. Frauen werden aber nicht nur als anders und minderwertig
betrachtet, sondern kommen überhaupt nur als Gegenstück zum Mann vor.
Dieser Androzentrismus, stellt Männer in den Mittelpunkt der Welt und
brandmarkt alles, was von angeblich männlichen Idealen abweicht als
weiblich und damit minderwertig.Diese Sicht der Dinge findet sich auch
den vielbeschworenen Damenverbindungen, die ebenfalls ein konservatives
Frauenbild pflegen und darüberhinaus in der Verbindungslandschaft
keinerlei Einfluss haben und in den Dachverbänden nicht repräsentiert
sind.
Autoritäres Pack
Verbindungen stehen
aber nicht nur der Emanzipation von Frauen im Weg, sondern einer freien
Gesellschaft als solcher. Klare Hierarchien kennzeichnen das
Verbindungsleben nach innen, der Anspruch Elite zu sein nach außen. Wer
neu in eine Verbindung kommt (Fux), hat zunächst gar nichts zu sagen,
steht in der Rangordnung ganz unten und muss vor allem gehorchen. Dies
gilt, egal wie oft Verbindungen ihr sogenanntes Demokratieprinzip in
Anschlag bringen und betonen, dass alle Mitglieder gleich seien. Die
ersten Jahre in einer Verbindung muss man sich führen lassen, um später
selbst führen zu können. Darum geht es bei der korporativen Erziehung:
es sollen möglichst autoritäre Charaktere produziert werden, die
einerseits obrigkeitshörig sind, sich aber gleichzeitig anmaßen über
andere bestimmen zu können und besondere Führungsqualitäten zu haben.
Während die Füxe ganz unten stehen, kümmern sich die Burschen der
Aktivitas um Veranstaltungen und die aktuelle Politik ihrer Verbindung.
Doch das letzte Wort hat faktisch immer die Altherrenschaft, die nicht
nur zahlenmäßig immer die Oberhand behält, sondern auch die Verbindung
finanziert und über Connections in etablierte gesellschaftliche Kreise
verfügt. Da immer die alten das Sagen haben und es deshalb schwierig
ist, die Richtung einer Verbindung zu ändern, kann man auch von
strukturellem Konservatismus sprechen.
Nazis? Fast!
Einer
Auseinandersetzung mit seiner Rolle im Nationalsozialismus weigert sich
der CC noch immer. Gern stellt man das verzerrte Bild dar, die
Verbindungen, hätten nichts mit den NS-Apparaten zu tun gehabt und die
Deutsche Landsmannschaft (DL) wäre zu NS-Zeiten verboten worden. Doch
der Schein trügt. Der Vorgängerdachverband des CCs die DL war stets
bemüht den aufkeimenden Antisemitismus zu schüren und beschloss schon
1894, auf einem Kongress in Coburg, in einem sogenannten
Arierparagraphen, den Ausschluss von Juden auf explizit rassistischer
Grundlage. Die vorerst herrschende Ablehnung gegenüber dem
Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) beruhte nicht
auf inhaltlichen Differenzen, sondern auf der als erhaltenswert
betrachteten Eigenständigkeit der DL. Spätestens nach der Machtübergabe
an die NSDAP 1933 war man sich aber innerhalb der DL über den NSDStB
einig und ging bewusst und ohne Not eine Kooperation ein. In der
Landsmannschaftler-Zeitung gab man zu den Hintergründen einen
offenkundigen Kommentar der ausgeprägten Demokratiefeindschaft ab:
„Gleichschaltung der Deutschen Landsmannschaft, das Bedeutet Befreiung
der landsmannschaftlichen Idee von dem Schutt des gestützten
liberalistisch-demokratischen Systems und sieghafte Wiederauferstehung
der Landsmannschaft im Geiste der durch sie von jeher gepflegten
Wehrhaftigkeit und der von ihr stets ausgesprochenen Ablehnung jedes
Standesdünkels. Soldaten Adolf Hitlers wollen wir sein, sonst nichts.“
Die Haltung des CCs stand damals in engem Zusammenhang mit der
endgültigen Hegemonie der Nationalsozialisten, es handelte sich dabei um
eine Melange aus schon vorhandener völkischer Grundhaltung und einem
Anbiedern an die Macht.
Nach 1945 wurden Studentenverbindungen, auf
Grund ihrer Rolle im Nationalsozialismus vorerst durch die Alliierten
verboten. Dieses Verbot wurde aber im Westen schnell wieder unterlaufen,
da man dem Ostblocks gegenüber nicht auf diese bewährten
antikommunistischen Kräfte verzichten wollte.Noch heute übt man sich in
den Riten und Traditionen der DL und vollzieht das sogenannte
Heldengedenken an dem, von der DL in Hochzeiten der völkischen
Ausrichtung gebauten 3-Schwerter-Denkmal. Jedes Jahr erneut wird hier
den NS-Tätern gedacht, ohne auch nur einen einzigen Blick auf die
deutsche Barbarei zu riskieren. Um sich der lautstarken Kritik zu
entziehen beschließt man seit kurzem, diese beispielhafte Verkörperung
des verbindungsstudentischen Geschichtsrevisionismus als Gottesdienst zu
vollziehen. Statt sich der historiscen Verantwortung zu stellen, tun CC
und die Coburger Stadt weiter so, als wenn es Auschwitz nie gegeben
hätte.
Vaterland my Ass
Der Vaterlandbegriff
nimmt einen prominenten Platz im Wahlspruch des CCs ein, doch ist
interessant was der CC unter Dingen wie Deutschland versteht. Sein
nationales Verständnis leitet der CC nicht von existierenden
Staatsgebilden ab, sondern beruft sich auf ein völkisches Verständnis
vom ‘Deutschsein’ welches auf Blut-und-Boden-Ideologie basiert. Dies
kommt unter anderem durch die Aufnahme von Verbindungen aus Österreich
zum Ausdruck, die sich selbst als deutsch-national verstehenden. Aber
auch im krönenden Abschluss des Fackelmarsches, der Feierstunde am
Marktplatz, bei der die sogenannte Wiedervereinigung Deutschlands unter
großdeutschem Vorzeichen zelebriert wird, drückt sich der agressive
Nationalismus aus.Der CC sprang zwar dankbar auf den
Extremismustheorie-Zug auf und distanzierte sich daraufhin von
‘jeglichem Extremismus’, aber wenn man die Mitte praktischerweise bei
sich selbst ansiedelt, ist die Folge, dass der Feind vor allem links
steht. Nach rechts hat man hingegen traditionsbewusst nur wenig
Berührungsängste. Der CC hält immer noch Verbindungen zur Neuen Rechten,
toleriert Verbindungen mit einer extrem rechten Vergangenheit, wie der
Cimbria Wien in seinen Reihen und sieht auch weiterhin keine
Schwierigkeiten in einer Doppelmitgliedschaft von NPD und
CC.Studentische Verbindungen stellen also summa summarum eine
ideologische Schnittstelle zwischen konservativer Mehrheitsgesellschaft
und extremer Rechten dar. Ihre Mischung aus Obrigkeitshörigkeit und
rechter Geschichtsdeutung, Antifeminismus und dem Kampf gegen
vermeintliche politische Korrektheit, ist gepaart mit ihrer, nicht nur
eingebildeten Eliteposition nicht zu unterschätzen. Ihr politischer
Wirkungskreis ist auf jeden Fall weitaus größer, als der irgendeiner
Dorf-Kameradschaft.
Jedes Jahr zu Pfingsten…
…findet
in Coburg der Pfingstkongress des CC statt. Mehrere Tausend Korporierte
treffen sich und prägen für vier Tage das Bild der Stadt. Als wäre die
bloße Anwesenheit nicht genug, wird der Jahreshöhepunkt mit ekelhaften
Ritualen zelebriert. Von der Stadt hofiert, werden unter anderem das
Heldengedenken, zahlreiche Verbands interne Veranstaltungen und ein
Fackelmarsch abgehalten, der sich einer Ästhetik bedient, die auch bei
Faschisten sehr beliebt ist. Außerdem findet alljährlich ein Festball
statt, bei dem sich die Elite feiert. Dieses Jahr nicht ohne uns! Denn
Herrschaft ist kein Grund zu feiern. Bereitet euch vor, kommt nach
Coburg und macht den Pfingstkongress zum Desaster!
Elitäre Kräfte in die Krise stürzen!
Deutsch-Nationale Feste zum Trauerspiel machen!
Sexistische Männerbunde zerschlagen!
Mehr Infos zu den Protesten:
http://coburgerconvent.blogsport.de