[DU] Jahresbericht 2012 - Die extreme Rechte in Duisburg: Strukturen, Aktivitäten, Handlungsträger_innen & Entwicklungen

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Aus dem Vorwort:

Mit diesem Jahresbericht (pdf-Download) zu den Strukturen, Aktivitäten und Entwicklungen der extremen Rechten Duisburgs wollen wir über bestehende Zusammenhänge informieren und die Leser_innen sensibilisieren, dass es neben den klassischen Neonazis auch weitere nicht minder gefährliche extrem rechte Strömungen, aber auch menschenverachtende Einstellungen jenseits solcher Gruppierungen, gibt.

Wie schon 2010 und 2011 berichten wir über Freie Kameradschaften, Parteien und weitere extrem rechte Zusammenhänge Duisburgs in der gewaltaffinen Fußballszene. Die im letzten Jahr aufgenommene Kategorie „Grauen Wölfe“, welche wir aufgrund ihrer ideologischen Nähe zu “deutschen” Nazis ebenso als extreme Rechte betrachten, haben wir ebenfalls beibehalten. Außerdem ist eine weitere Kategorie – neue Rechte – hinzugekommen, zu denen die so genannte „Identitäre Bewegung“ gehört. Des Weiteren fühlen wir uns dieses Jahr aufgrund eines neuen Höhepunkts antiziganistischer Hetze aus dem bürgerlichen Spektrum und der damit teilweise einhergehenden inhaltlichen Nähe zu extrem rechten Positionen dazu gezwungen, ein Kapitel zu Alltagsrassismus mit in den Jahresbericht aufzunehmen.


Wie auch in den Jahren zuvor wollen wir nicht nur Strukturen und Aktivitäten, sondern auch führende Personen benennen, um interessierten Duisburger_innen eine detaillierte Darstellung der extremen Rechten auf örtlicher Ebene bieten zu können1.
Die meisten der o.g. Themen und Gruppierungen waren in der Öffentlichkeit bzw. in der Berichterstattung der Duisburger Lokalpresse im Jahre 2012 kaum präsent. Nur über die “Division Duisburg”, ihre extrem rechte Einstellung und ihre Verbindungen zu freien Kameradschaften (s. entsprechendes Kapitel) berichtete das Medienportal „DerWesten.de“ mehrere Male relativ ausführlich. Hierbei wurde auch aus unserem letzten Jahresbericht zitiert2. Am meisten präsent in den Medien war wohl die antiziganistische Hetze, sowohl in der Lokalpresse als auch in der überregionalen Presselandschaft. Allerdings beteiligten sich die Medien mehr an der Hetze als diese zu reflektieren und zu kritisieren und kamen somit ihrem Bildungsauftrag nicht nach. Zu einigen wenigen Naziaktivitäten (Schmierereien und Denkmalschändung) berichtete die Lokalpresse, wobei in einem auf dem Medienportal „DerWesten.de“ veröffentlichten Kommentar3 dazu wieder mal die längst wissenschaftlich widerlegte4 Extremismustheorie bedient wurde. Angesichts der unhaltbaren Gleichsetzung von menschenverachtenden Ideologien und dem Streben nach mehr Emanzipation sowie der weiten Verbreitung rassistischer und antiziganistischer (über 40%, vgl. W. Heitmeyer (Hg): Deutsche Zustände: Folge 10. Berlin: Suhrkamp Verlag, 2012) Einstellungen in der Gesellschaft und nicht nur an ihren sog. “Rändern”, ist die Extremismustheorie abzulehnen.
Rassistische und antiziganistische Hetze war 2012 auch ein Thema für die Polizei, allerdings übernahm sie dabei die Rolle, durch ihre Äußerungen in der Presse massive Vorurteile gegen die Zuwanderer_innen aus Bulgarien und Rumänien zu schüren. Ende 2011 behauptete die Polizei abermals, dass es keine Neonazi-Szene in Duisburg gäbe.5 Diese “nicht vorhandene Szene” ist für 38 Straftaten im ersten Halbjahr 2012 verantwortlich.6 Selbst wenn es keine gut organisierte Szene gibt, heißt dies – wie die Vergangenheit gezeigt hat7 – nicht, dass die nichtorganisierten Neonazis minder gefährlich seien. Worauf eine kontinuierliche Verharmlosung extrem rechter Gruppierungen und ihrer Aktivitäten hinauslaufen kann, wird am Beispiel Dortmund, wo sich eine der größten und stärksten Neonazi-Szenen in NRW herausgebildet hat, sichtbar8.
Vor diesem Hintergrund ist es mehr als nötig ausführlich über die extreme Rechte zu informieren, sowie (extrem) rechte Einstellungen in der sog. “Mitte der Gesellschaft” zu entlarven und die davon ausgehende Gefahr zu beleuchten, was wir mit diesem Jahresbericht tun wollen

 

1 Vgl. dazu Dortmund www.derwesten.de/staedte/dortmund/stadt-dortmund-darf-namen-von-neonazis...
id7164345.html
2 www.derwesten.de/staedte/duisburg/die-hooligans-ihre-nazi-symbole-und-de...
3 www.derwesten.de/staedte/duisburg/nord/wehrhafte-demokraten-vor-id651294...
4 www.extrem-demokratisch.de/extremismusklausel/statements-von-wissenschaf...
5 www.rp-online.de/niederrhein-nord/duisburg/nachrichten/polizei-keine-rec...
6 www.derwesten.de/politik/rechtsextremisten-wenden-zunehmend-gewalt-an-id...
7 www.thomas-meiser.de/tcrime/mordbuben.html
8 www.derwesten.de/staedte/dortmund/warum-dortmund-noch-immer-eine-neonazi...

 

 


 

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