Lothar König hält Prozess für politisch motiviert

Lothar König hält Prozess für politisch motiviert
Erstveröffentlicht: 
14.02.2013

Der Jenaer Jugendpfarrer über seine geplante Strafverhandlung am Amtsgericht Dresden

 

Dresden (dapd-lsc). Der Jenaer Jugendpfarrer Lothar König hält den geplanten Prozess gegen ihn am Amtsgericht Dresden auch für politisch motiviert. "Es fällt schwer, diesen Prozess nicht als politisch anzusehen", sagte König im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd in Dresden. Er habe am 19. Februar 2011 gemeinsam mit anderen Demonstranten gegen Neonazis in Dresden protestiert. "Es war nicht mein Anliegen, mit der Polizei in Auseinandersetzung zu geraten", betonte König. Er sei sich daher keiner Schuld bewusst. "Ich bestreite die Vorwürfe gegen mich", betonte König.

Dem 58-jährigen wird ab 19. März wegen seiner Teilnahme an Demonstrationen gegen Rechtsextreme in Dresden der Prozess gemacht. Er soll am 19. Februar 2011 in der sächsischen Landeshauptstadt unter anderem zu Gewalt gegen Polizisten aufgerufen haben. Die Staatsanwaltschaft Dresden wirft König schweren Landfriedensbruch, Beihilfe zum Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und versuchte Strafvereitelung in zwei Fällen vor. König droht eine Gesamtfreiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und 15 Jahren.

"Es ist ein hartes Ding, dass man mir unterstellt, dass ich wissentlich und willentlich nach Dresden gefahren bin, um die öffentliche Sicherheit zu gefährden", sagte König weiter. "Das trifft nicht zu." Natürlich sei er politisch nicht neutral, sondern gegen Rechtsextremismus. "Ich hatte aber nicht vor, mich deshalb mit der Polizei anzulegen." Er habe hingegen versucht, deeskalierend zu wirken. Dafür gebe es Beweise.

So könne er für den Prozess auf "durchgängige Videomitschnitte" vom Protest zurückgreifen, die seine Unschuld bezeugten, sagte König. "Ich soll beispielsweise gesagt haben, 'deckt die Bullen mit Steinen zu'", berichtete König. "Mit dem Videomaterial können wir das hoffentlich eindeutig widerlegen." Die Vorwürfe gegen ihn empfinde er als gemein. Sollte er verurteilt werden, könne "kein Mensch mehr ruhigen Gewissens zu einer Demonstration gegen Neonazis gehen".

Am 19. Februar 2011 waren in Dresden 3.000 Neonazis aus dem Bundesgebiet aufmarschiert. 20.000 Gegendemonstranten, darunter Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) und andere Spitzenpolitiker, gingen dagegen auf die Straße. Dazu gehörte auch der Jenaer Jugendpfarrer Lothar König. Am Rande lieferten sich linke Demonstranten Auseinandersetzungen mit der Polizei und Rechtsextremen. Müllcontainer brannten, Pflastersteine wurden zu Wurfgeschossen. In einigen Straßen herrschte Ausnahmezustand. 100 Polizisten wurden verletzt.
dapd