Die „Kampagne des zivilen Ungehorsams“, die in Port Said begann und sich mittlerweile auch auf andere Städte ausgedehnt hat, dauert nun schon fast zwei Wochen an.
Betriebe werden bestreikt, wichtige Strassen und Zugstrecken blockiert, Händler in den Innenstädten schliessen sich an und halten ihre Geschäfte tagsüber geschlossen, Verwaltungs-und- Regierungsgebäude werden blockiert, die Beschäftigten (teilweise erfolgreich) zur Teilnahme an den Protesten aufgefordert.
Dabei kommt es immer wieder zu Zusammenstössen mit den Bullen, teilweise greifen Milizen der Islamisten die Aktivisten an.
Besonders heftig waren die Zusammenstösse in den letzten Tagen in Mansoura, dort waren am Mittwochabend hunderte Angehörige der Moslembrüder mit Aktivisten zusammengestossen.
Gestern Abend gingen die Bullen vor dem Sitz der Provinzregierung mit Schrotgewehren und Tränengas gegen Demonstranten vor.
Der 29jährige Abdel-Azim, der sich garnicht an den Auseinandersetzungen beteiligt hatte, wurde von einem Mannschaftwagen der Bullen mit hoher Geschwindigkeit überfahren und starb wenig später an seinen schweren Verletzungen.
In Port Said kam es daraufhin zu schweren Kämpfen vor einem Bullenrevier. 500 Leute griffen das Revier mit Steinen und Molotovs an, nachdem das Gebäude in Flammen stand, hinderte sie die Feuerwehr daran, die Flammen zu löschen.
Für heute Nachmittag sind Solidaritätsdemonstrationen in Kairo, Alexandria und Mahalla geplant, in Mansoura selber gibt es seit heute morgen neue Proteste, erneut kommt es zu Strassenkämpfen.
Die Bullen beschiessen den Trauerzug für Abdel-Azim mit CN und Schrot, es gibt unbestätigte Meldungen über weitere Tote.
Angehörige von black bloc egypt haben unterdessen angekündigt, heute nach Mansoura zu fahren, „um die Demonstranten zu beschützen“ .
Videos zur „Kampagne des zivilen Ungehorsams“ und den Auseinandersetzungen
Der US- Amerikanische Aussenminister Kerry ist unterdessen in Kairo eingetroffen. Die USA stützen weiterhin massiv die Macht der Moslembrüder, was nun sogar einige bürgerliche Oppositionelle wie Mohammed El Baradei dazu gebracht hat, ein Treffen mit dem Aussenminister zu boykottieren. Gegen den Besuch von Kerry wird es heute weitere Proteste geben.
Unterdessen hat der ägyptische Wirtschaftsminister den IWF formal zu neuen Gesprächen nach Kairo eingeladen.
Man strebe an, die Verhandlungen über einen Kredit in Höhe von 4,8 Milliirden US Dollar nun bis Ende April abschliessen zu können. Die sich daraus ergebenen Kürzungen bei staatlichen Subventionen für Lebensmittel, Treibstoff und Heizöl/gas würden also erst nach den Parlamentswahlen wirksam werden.
Hintergrundberichte zur aktuellen Entwicklung in Ägypten
Le Monde Diplomatique
Michael Fütterer auf "Ränkeschmiede" - Texte zur Internationalen ArbeiterInnenbewegung
http://uprising.blogsport.de/2013/02/24/ein-aufbruch-der-arbeiterinnen/
Weitere Kurzberichte zu Ägypten von uns sowie Berichte aus anderen Medien zu Ägypten wie immer auch auf unserem blog