Gegen die Unterbelichtung der linken Bewegung

Umbruch Bildarchiv e.V.

Zur Diskussion ums Verpixeln und ein Plädoyer für einen offensiven Umgang mit Fotos

Seit einiger Zeit häufen sich bei Indymedia und bei indymedia.linksunten Kommentare, die massiv Stimmung gegen linke Fotograf_innen machen. Die Palette reicht von Denunziationen, bestimmte Fotografen seien Handlanger wahlweise des VS/STAATSSCHUTZ/NAZIS, bis hin zu direkten Drohungen. Wir denken, dass es Aufgabe der Moderation wäre, damit umzugehen. Dass sie es nicht tut und derartige Kommentare einfach stehen bleiben, finden wir ein schwaches Bild.

 

Hintergrund der Geschichte ist der Umgang mit Bildern und Veröffentlichungen. Die Kritik geht dahin, dass einige Fotograf_innen (so auch von Umbruch) auf einem Teil ihrer Bilder die Gesichter nicht verpixelt ins Netz stellen. Warum wir das tun, hat gute Gründe – unsere Position dazu wollen wir im Folgenden etwas ausführlicher darstellen.

Eines vorweg:  Wir wollen niemanden gegen ihren/seinen Willen ablichten. Wer auf einem unserer Bilder veröffentlicht ist und das nicht möchte, soll uns bitte eine Email mit der Foto-Nr. schicken, und wir machen sie bzw. ihn unkenntlich. Nur: Von einem generellen Verpixeln halten wir nix. Würde sich das als genereller und künftiger Standard durchsetzen, nähmen wir uns selbst die „Macht der Bilder“.

 

Erfreulicherweise haben wir die Erfahrung gemacht, dass die meisten Leute die Fotos nicht nur unter Sicherheitsaspekten betrachten, sondern auch offensiv mit ihrer Präsenz auf öffentlichen Demos umgehen. Sie finden es ok, sichtbar zu sein. Bilder leben nun mal davon, dass man nicht nur Transparente, Balken, Rücken und Übersichtsaufnahmen, sondern auch die Akteur_innen dahinter sieht.

Bei der Blockade in der Lausitzer Straße 8 war der halbe Kiez morgens um sieben auf den Beinen. In unserem Bericht darüber haben wir bewusst keine Gesichter verpixelt als offensiver Ausdruck, dass hinter den Protesten gegen die Zwangsräumung der (ganze) Kiez steht. Und das erkennt man nicht, wenn die Menschen auf den Bildern nicht zu erkennen sind (jung und alt und überhaupt). Es ist höchste Zeit, dass sich mehr Menschen an diesen Blockaden beteiligen. Eindrucksvolle Bilder können ein Teil der Mobilisierung für die nächste Blockade sein – oder eben dröge Transparentdokumentation für den eigenen Bauchnabel, wenn man auch dort verpixelt, wo es eigentlich nicht notwendig ist.

 

Bei den Oury Jalloh Demos gibt es auf ausdrücklichen Wunsch der Flüchtlingsbewegung seit Jahren die Tradition, die Gesichter nicht zu verpixeln. Dadurch, dass die Bewegung für Oury Jalloh über acht Jahre hinweg so offensiv aufgetreten ist und sich nie jemand groß darum geschert hat, ob das vielleicht irgendwie negative Konsequenzen haben könnte, ist die Kampagne erfolgreich gewesen. Auch deshalb sind wir jetzt an dem Punkt, das es kaum noch jemand in Deutschland gibt, der den Namen Oury Jalloh noch nie gehört hat, und dass sich die B. das nächste Mal gut überlegen werden, ob sie weiterhin Flüchtlinge in Zellen quälen.

Das sind nur zwei Beispiele von vielen. Der kleine, aber deutliche Unterschied auf den veröffentlichten Fotos ist, das die Power und Entschlossenheit der Kämpfenden zu sehen und auch zu spüren ist.

 

Durch dieses offensive Auftreten sind die Menschen klar zu erkennen und von daher kann es zum Konflikt mit dem persönlichen Sicherheitsbedürfnis kommen. Ja, es gibt dieses Phänomen, das nicht alles sicher ist und wir tragen dazu bei, klipp und klar gesagt. Wir geben uns zwar Mühe und es gibt auch oft Diskussionen um dieses Thema, aber auch wir können keine absolute Sicherheit garantieren. Wir handeln offensiv und möglichst sichtbar für die fotografierten Menschen, schiessen nicht aus der Hüfte und auch nicht mit dem Super-Tele. Mehrere von uns verfolgen die Aktionen über lange Zeiträume und kennen die Akteure, so dass wir besser einschätzen, bzw. im Zweifelsfall nachfragen können, ob sie bei Nahaufnahmen mit einer Veröffentlichung einverstanden sind.

Wir denken, es ist gut Gesichter im Widerstand abzubilden, denn wir finden Menschengesichter im Widerstand haben für uns die spannendste und schönste Magie. Wir sind sozusagen auf der Suche nach dem Foto mit den Menschen genau mit diesem ungebrochenen Willen, Dinge zum menschlichen hin zu wandeln, die in eine unmenschliche Bahn geworfen sind. Dabei sind wir ebenso Akteure und teilen diese Lust am Widerstand. Oft genug treten wir zwischen die Fronten, haben schon viele Übergriffe verhindert, oder Übergriffe angeklagt und Empörung hervorgerufen und Veränderungen unterstützt. Wenn uns das gelingt, bestärkt uns das. Wir wissen, dass man unsere Gesichter kennt und schon reihenweise fotografiert hat. Wir werden von mehreren Seiten angegriffen im Bewusstsein, dass unsere Berufung nicht die ungefährlichste ist.

 

Wir versuchen, schon beim fotografieren darauf zu achten, das wir keine Leute gegen ihren Willen aufnehmen. Nicht immer, aber immer öfter fragen wir die Leute direkt, ob sie mit der Veröffentlichung einverstanden sind. Dabei kommt übrigens fast immer Zustimmung und nur selten Ablehnung. Bei den Menschen an Fronttranspis haben wir die Erfahrung gemacht, das sie meist einverstanden sind, erkennbar abgebildet zu werden.
Seit wir Fotos ins Netz stellen (1999) haben wir im Ganzen vielleicht ein Dutzend direkte Beschwerden erhalten von Leuten, die lieber unkenntlich gemacht werden wollten. Das haben wir selbstverständlich respektiert. Unser Konzept ist es, nur dort Leute unkenntlich zu machen, wo eine Gefährdung offensichtlich ist, z.B. bei antifaschistischen Demonstrationen zum Schutz wg. Anti-Antifa oder bei Action-Szenen mit Gefahr möglicher Repression.

Mit Kopfschütteln haben wir zur Kenntnis genommen, das seitens einiger Menschen, die den Polizeikongress ausgewertet haben (siehe https://linksunten.indymedia.org/de/node/79781) selbst unsere Fotoseite zu Magdeburg als Beispiel herhalten muss als Musterseite für „Fotos für Behörden- und Nazikarteien“ (siehe: http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/120113magdeburg.html) Außer dem Portrait einer bekannten Antifaschistin, deren Bild bereits in mehreren Tageszeitungen veröffentlicht wurde (und die mit der Veröffentlichung einverstanden war), sind alle anderen Gesichter zwar nicht verpixelt, aber von uns so unscharf gemacht, das sie für „Karteibilder“ schwerlich verwertbar sind. Nach unserer Ansicht gibt es kein Bild, das irgendwen gefährden könnte. Aber gut, vielleicht müssen wir an diesem Punkt tatsächlich umdenken. Wir hatten die Bilder nur unscharf gemacht und nicht gänzlich verpixelt, um dem Sicherheitsbedürfnis der Aktivistinnen wie auch dem Bild gerecht zu werden. Mit entsprechender Software und Aufwand kann man die Gesichter möglicherweise wieder erkennbar machen. Wir hätten gerne eine Meinung von mehr AktivistInnen dazu, ob sie Bilder wie die, die wir zu Magdeburg veröffentlich haben, als Gefährdung ansehen? Unabhängig davon werden wir bei Berichten über Antifa-Aktionen das in Zukunft noch konsequenter handhaben. Wenn es nicht die ausdrückliche Zustimmung der Akteur_innen gibt, werden wir die Gesichter vollständig verpixeln.

 

Ein Hintergrund, warum die Diskussion um das Verpixeln an Schärfe zugenommen hat, sind sicherlich die jüngsten Durchsuchungen bei etlichen Fotografen in Berlin und anderswo. Der formale Anlass hierzu war eine militante Demo Ende März letzten Jahres in Frankfurt/Main. Die Staatsgewalt war auf der Suche nach Beweismitteln und nach konkreten Menschen, die an einer Körperverletzung eines Polizisten beteiligt gewesen sein sollen. Das bei Fotos von solchen Szenen höchste Vorsicht angebracht ist, ist eine Selbstverständlichkeit. Wir gehen damit so um, das wir schon beim Fotografieren darauf achten, möglichst keine strafrechtlich verfänglichen Aufnahmen zu machen, oder später sichtbar gefährdende Fotos im Zweifelsfall eher zu löschen als sie auf unserer Festplatte zu haben. Bislang ist uns zudem nichts bekannt geworden, dass bei den Durchsuchungen tatsächlich das gesuchte belastende Bildmaterial gefunden wurde. Im übrigen sei erwähnt, das es bei den Durchsuchungen besagter Fotografen vermutlich nicht nur um die „offiziell“ gesuchten Fotos ging, sondern – zumindest auch mit darum, Demonstrant_innen ebenso wie Fotograf_innen zu verunsichern und letztendlich zu entsolidarisieren. Diesen Spaß sollten wir ihnen nicht gönnen.

 

Das die Durchsuchungen trotzdem erst einmal Verunsicherung auslösen, weil dabei vermutlich auch jede Menge anderes Material beschlagnahmt und durchgeschaut wurde, können wir nachvollziehen und sehen das auch als Problem an. Daraus allerdings den Schluss zu ziehen, die Schere im Kopf zuzulassen und auch unverfängliche Bilder wie von der angemeldeten Kundgebung gegen die Zwangsräumung in Reinickendorf siehe: http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/270213zwangsraeumung.html nicht mehr zu veröffentlichen, finden wir schlichtweg zu defensiv.

 

Versteht uns nicht falsch: Wir sind nicht für einen laxen Umgang mit Fotos. Bei zunehmender Überwachung, neueren Gesichtserkennungstechnologien und einem deutlich präsenteren filmenden Polizeiapparat als vor Jahren sowie unzähligen Youtube-Videos halten wir die Auseinandersetzung zum Umgang mit Bildveröffentlichungen für sinnvoll.

Wir wehren uns jedoch dagegen, dass von Einigen bei dieser Diskussion alles in einem Topf geworfen wird. Sie tun so, als ob es gleich gefährlich wäre, Bilder von einer militanten Demo oder einer harmlosen Kundgebung ins Netz zu stellen. Konkret: Wenn es darum geht, eine nicht angemeldete Demo, wie die gegen den Polizeikongress durchzusetzen, hat der Schutz der Akteure eindeutig Vorrang vor dem Interesse der FotografInnen, die Aktion zu dokumentieren. Wir fanden gut, dass der Wunsch nicht zu fotografieren auch schon vor der Demo kommuniziert wurde. Bei den meisten anderen öffentlichen Demos und Kundgebungen gibt es diese Notwendigkeit nicht.

 

Wir sind offen für Kritik und eine lebendige Diskussion. Probieren wir aus, ob auch hier bei Indymedia und indymedia.linksunten eine solidarische Auseinandersetzung möglich ist.

In diesem Sinne: offensiv gegen die Unterbelichtung der linken Bewegung.

 

Fotograf_innen aus dem Umbruch Bildarchiv

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Relevante Fotos einfach von der Festplatte löschen, reicht nicht. Die lassen sich sehr einfach wiederherstellen. Es ist unbedingt notwendig, dass ihr Spezialprogramme (z.B. http://eraser.heidi.ie/) benutzt.

 

Zusätzlich ist es unabdingbar, dass Fotograf_innen ihre PCs und Notebooks komplett verschlüsseln (http://www.truecrypt.org/).

 

Danke für eure Arbeit!

Dir ist schon klar das es nahezu absurd wirkt was du schreibst? 

Dein Ton ist zum kotzen!

Windows und Sicherheit das ich nich lache...

Und der eigentliche Grund die Fotograf_innen werden sich größtenteils mehr Gedanken zu dem Thema gemacht haben als du! 

Wann checkt ihr eigentlich mal das unsere Fotograf_innen einfach gut und wichtig sind. Das eigl. Problem sind doch die kids mit ihren Handys.

[...] sind alle anderen Gesichter zwar nicht verpixelt, aber von uns so unscharf gemacht, das sie für „Karteibilder“ schwerlich verwertbar sind. Nach unserer Ansicht gibt es kein Bild, das irgendwen gefährden könnte. Aber gut, vielleicht müssen wir an diesem Punkt tatsächlich umdenken. Wir hatten die Bilder nur unscharf gemacht und nicht gänzlich verpixelt, um dem Sicherheitsbedürfnis der Aktivistinnen wie auch dem Bild gerecht zu werden. Mit entsprechender Software und Aufwand kann man die Gesichter möglicherweise wieder erkennbar machen.

Dann könnt ihr euch das auch gleich sparen. Scheinbar ist euch nicht so ganz bewusst, wie Sicherheitsbehörden arbeiten. Sowohl beim Berliner LKA (Abteilung Staatsschutz), als auch beim VS (Landes- und Bundesbehörde) und anlassbezogen auch beim BKA gibt es Beamte, die dafür zuständig sind, das Internet nach brauchbarem Material zu durchforsten. Eure Website (ebenso wie Indymedia & Co.) wird vmtl. regelmäßig gecheckt. Und selbstverständlich verfügen die dort über das notwendige Know-How, derartige Fotos verwendbar (sprich: die Gesichter erkennbar) zu machen.

 

Ich persönlich würde es ausdrücklich für gutheißen, wenn das Umbruch-Archiv in Zukunft ausschließlich anonymisierte Fotos ins Internet stellt. Technisch gibt es da verschiedene Möglichkeiten, das so zu machen, dass die Bilder trotzdem ästhetisch ansprechend bleiben. Das mit der "Magie" unverpixelter Fotos halte ich gelinde gesagt für Schwachsinn und ein etwaiger "Erfolg" der Oury-Jalloh-Kampagne (mal abgesehen davon, dass das eine äußerst steile These ist) hängt definitiv nicht davon ab, ob es von deren Aktionen verpixelte oder unverpixelte Fotos gibt.

 

Desweiteren: Verschlüsselte Computer sollten Standart sein, zumal das kein großer Aufwand ist. Und trotzdem: Danke für eure Arbeit.

1999 war es aber noch nicht möglich automatisch Bilddateien zu erfassen und zu kategoriesieren, peronenpezognene Daten zu verknüpfen, .... welche dann im Kontext von Videoüberwachung automatisch dem Daetnsatz zugeordnent werden kann, ...

Hallo, zunächst mal: Danke für eure kontinuierliche und sehr gute Arbeit. Ich stimme eurem Text in voller Gänze zu, außer an einem Punkt:

Ich finde es gut, dass die Moderation die von euch beanstandeten Kommentare nicht entfernt hat, denn dadurch hat es zumindest in meinem persönlichen Umfeld spannende Reallife-Diskussionen über das Thema gegeben, eben weil einige Kommentare sehr drastisch waren.

 

Lasst euch nicht kleinkriegen!

Immer wieder kommt der Vorschlag,Rechner und ähnliches zu verschlüsseln.Das ist natürlich für aussenstehende einfach zu sagen,jedoch wäre die Konsequenz aus einer Verschüsselung der Daten und der Weigerung Bilder freizugeben gewesen,das bei den betroffenen Fotografen sämtliches Arbeitsmaterial beschlagnahmt worden wäre,wie es bei dem passiert ist,der nicht in Deutschland weilte,als man seine Wohnung aufbrach und alles mitnahm.Eine solche Beschlagnahme der ganzen Technik hätte zur Folge,das die betroffenen nicht mehr arbeiten können.Diese sind nun aber einmal auch Fotografen die davon leben müssen.Ohne Technik kein geld und ohne Geld kein leben.Ganz einfach.Das dann ein Gericht irgendwann netscheidet,für diesen Eingriff steht den Fotografen eine Entschädigung zu und ihnen wird ihre Technik wieder zugesprochen,darauf kann mensch,wie man in diesem Fall sehr deutlich sieht,sich nicht verlassen.Ich vertraue darin,das die Betroffenen ihre Daten verschlüsselt haben und so der Zugriff erschwert wird,jedoch möchte ich einen von denen,die hier so fleissig bei Indy immer alles und jeden kritisieren sehen,wenn er ine weile ohne Technik auskommen muss.Zumal es bei den Fotografen dann nicht nur die Rechner,sondern auch die Kameras betroffen hätte,denn damit hatten die durchsuchenden Beamten gedroht,alles zu beschlagnahmen.Zumal viele Posts auch einfach nur nach Trollgerede klingen,vermutlich von Altermediaverstrahlten,die nun keine Heimat mehr haben.

Wer von Bildern lebt und Angst hat, dass sein Equipment beschlagnahmt wird, sollte gleich die Demofotografie lassen. Er bringt nur sich und andere in Gefahr. Das ist keine überzogene Kritik, sondern man muss sich den verschärften Verhältnissen anpassen. Jeder, der an einer Demo teilnimmt, muss mittlerweile damit rechnen, dass dies beruflich und privat Konsequenzen haben kann, alles andere ist verantwortungslose Blauäugigkeit. Wer damit nicht umgehen kann, ist hier falsch. Die Lösung kann nur sein: Daten verschlüsseln, Fresse halten und wenn die teure Nikon zurück kommt, weitermachen. Der Trend geht zum Zweitgehäuse ... oder zur Selbsthilfe der Demonstranten gegen uneinsichtige Fotografen ...

Niemand von den besagten Fotografen ist blauäugig. Und sobald auf den besagten Bildern etwas straffrechtlich relevantes zu sehen gewesen wäre wodurch andere Menschen in den bau hätten wandern können kann ich mir nicht vorstellen dass die Bilder rausgerückt würden. Es wurden nur Bilder rausgerückt die offensichtlich nix relevantes zu sehen bieten. Zudem keiner der mir bekannten Fotografen die entsprechenden Szene weswegen die Durchsuchung gemacht wurde fotografiert hatte.

Daher ist der Vorwurf der Naivität oder dergleichen finde ich nicht gegeben. Hier jetzt wieder zu drohen statt gemeinsam eine Lösung für die von dir bezeichneten verschärften Verhältnisse zu finden oder darüber zu diskutieren finde ich unnötig und spielt der Polizei durch entsolidarisierung in die hände.

 

Es hat mich beeindruckt, dass in Freiburg 150 und in Frankfurt über 300 Menschen in Solidarität mit besagten Fotografen auf die Straße gingen, in Berlin war die Zahl  bedeutend geringer.

 

Menschen die mit ihren Fotos Geld verdienen sind böse und böse Kapitalisten? Und Menschen die im Veganladen (natürlich) teure Biokost verkaufen sind gut? So einfach mag plakative Kritik der herrschenden Verhältnisse sein ^^

 

Ich freue mich wie immer über konstruktive Antworten auf meine Kommentare.

Bitte nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Die gemeinsame Lösung gibt es. Wenn DemonstriantInnen für sich entscheiden, dass sie keine Fotos von Berufsfotografen wollen, lasst die Knipserei einfach.. Es geht um ein Anliegen nicht um ein Event und auch nicht um euren Berufsalltag. Ihr solltet akzeptieren, dass es eine weitreichende Kritik an den Medien gibt, für die ihr die Bilder liefert...Es gibt so viel zu fotografieren, da müsst ihr nicht gegen den Willen von Demonstrierenden agieren.. Respektiert das oder lasst es bleiben, nur beschwert euch nicht über Unfreundlichkeiten...

 

Es gibt doch so viele Menschen, die geil auf eure Fotos sind... die sich sogar freuen, ihre Gesichter in der Zeitung zu entdecken..

 

 

Beispiel für gute Verpixelung, wäre z.B  künstliche Blendenunschärfe, was dann auch asthetisch gut aussieht.

 

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Aber das ist doch bisher genau der Punkt, die Fotografierenden fotografieren ja nicht mit einem Teleobjektiv aus 30 m Entfernung ohne dass besagte Menschen dass mitbekommen. Ich versuche dabei immer auch einen Kontakt herzustellen zu den Fotografierten und wenn sich Menschen abwenden dann ist das ein klares Zeichen.

Anders ist das natürlich bei Übersichtsaufnahmen. Aber auch beim Fronttranspi ist es doch klar dass ich fotografiert werde oder mich zu schützen. Nur ein Beispiel: Bei den Fotos von der Polizeikongressdemo wurde vorgeworfen man hätte keine Rucksäcke verpixelt. Na dann muss ich auf der anderen Seite doch auch sagen, dann kleide dich gefälligst in komplettem schwarz ohne dass man dich an so etwas so einfach erkennt. Gerade weil die Polizei masiver als die Szenefotografen filmt.

 

Und der Medienkritik kann ich mich anschließen. Gerade dabei werden wir wahrscheinlich ziemlich viele Dinge ähnlich sehen. Aber die Konsequenzen die wir daraus ziehen sind unterschiedliche. Mal nur wieder auf den Polizeikongress bezogen, wo ich die von Szenefotografen fotografierten Bilder echt harmlos fand, wäre die Berichterstattung ohne die Szenefotografen nur mit Bildern der Schäden am nächsten Tag gelaufen. Keinerlei Stärke und Entschlossenheit, nur Zerstörungswut. Die Grenzüberschreitung die so gefeiert wird manifestiert sich in Sachbeschädigung. Für mich nicht das adequate Bild.

 

Ich will mit meinen Post nicht die Angst vor Repression verneinen, aber es fehlt ebenso eine Reflektion über die Macht der Bilder. Und die brauchen wir für die richtige Sache.

"Jeder, der an einer Demo teilnimmt, muss mittlerweile damit rechnen, dass dies beruflich und privat Konsequenzen haben kann, alles andere ist verantwortungslose Blauäugigkeit."

 

ganz ehrlich: wer sich so in die hosen scheißt, sollte sich überlegen, ob er/sie nicht vielleicht doch lieber kaninchen züchtet. oder stiefmütterchen pflanzt. als ob die bullen oder der VS, von möglichen arbeitgebern, schulen oder unis ganz zu schweigen, zeit und bock hätten, bspw. alle 25 000 teilnehmer_innen der letzten 1.mai-demo in kreuzberg anzukacken. woran die interesse haben, sind strukturen, zusammenhänge und organisierte menschen (und natürlich die, die "straftaten" begehen) - und dafür brauchen die nicht umbruch, leftvision oder irgendwelche szenefotograf_innen, sondern haben ihre eigenen ermittlungsmethoden. die im übrigen alles andere als unfehlbar sind, aber das wüsstest du vermutlich, wenn du nicht gelähmt vor angst vor dem allmächtigen überwachungsapparat zuhause sitzen und indymedia zutexten würdest.

 

mein tipp: 15-jähriger kleinstadt-kiddie, der sich unheimlich gefährlich vorkommt, weil er neuerdings im carhartt-windbreaker mit antifa-button zur schule geht, oder gleich ein bulle/VSler, der noch ein bisschen verunsicherung schüren will.

 

 

P.S.: ich war noch nie auf einer demo oder aktion, bei der ich das gefühl hatte, mich vor den bekannten (!) szenefotograf_innen in acht nehmen zu müssen. aber schon auf dutzenden sachen, wo touris oder geltungsgeile idioten mit ihren digicams und/oder smartphones voll draufhielten - auch in situationen, in denen jede_r szenefotograf_in schon längst aufgehört hätte, zu knipsen.

Und weil die Bullen ja eh alles selber aufnehmen brauch man als selbsternannter "Szene"Fotograf auch keine Rücksicht zu nehmen?

Da fragt man sich doch nur warum die jetzt bei Fotografen Hausdurchsuchungen machen um an Fotos zu kommen, wenn sie selber nach eurer Aussage schon genug haben??

und wieder eine_, der_die unreflektiert der Staatsmacht das Märchen abnimmt, dass sie Fotos haben wollten.

 

Das war Repression, sonst nix.

Genau so sollte man es machen...alle Platten verschlüsseln, so dass man nicht an daten dran kommt. Wenn nichts gefunden wird, bekommt man auch alles wieder zurück..auch die Kameras und dat janze Zubehör... ;-)

Weder die Polizei noch die AntiAntis dürften auf Fotos von z.B. Umbruch angewiesen sein um an Fotos von Demo- bzw Kundgebungsteilnehmer zu kommen. Die Polizei kommt bereits durch das Abfilmen an entsprechende Aufnahmen und bei den Anti-Antis dürften Videokamera und Fotoapperat auch vorhanden sein und genutzt werden.

Aus meiner Sicht ist bei nicht wenigen eine gefährliche Mischung aus Halbwissen und Paranoia am Werke und damit meine ich nicht die Fotografen. Leider ist damit zu rechnen, dass sich deren Einstellung wie eine Epidemie verbreiten wird

"Die Polizei kommt bereits durch das Abfilmen an entsprechende Aufnahmen"

 

Na anscheinend eben nicht. Wie das Ziel der diese Diskussion auslösenden Durchsuchungen zeigt.

Und Nazis dürfte es noch schwerer fallen Demos zu fotografieren. Jedenfalls wenn die Demo halbwegs offensiv ist.

"Na anscheinend eben nicht. Wie das Ziel der diese Diskussion auslösenden Durchsuchungen zeigt."

 

Und hier schließt sich leider der Kreis, indem den offiziellen Behördenmärchen glauben geschenkt wird. Weil Dir Staatsanwaltschaft und Polizei glaubhaft vermitteln, sie bräuchten die Fotos um einem vermeintlichen Täter aus der linken Szene dingfest zu machen und müssten deshalb auf Fotos von Fotograf_innen zurückgreifen, nimmst Du das kritiklos an?

 

Wie würdest Du es finden, wenn - rein hypothetisch - die Polizei bei Dir um 6.00 Uhr am frühen Morgen einrückt und Deinen Rechner einzieht, mit der Begründung, Du wärest Sympathisant der linken Szene und würdest auf Deinem Rechner Fotos und Nummern von  Aktivist_innen haben, und daraufhin Dein gesamter politischer Freundeskreis Dir Schläge androht, falls Du Dich noch einmal auf einer Demo sehen lässt? Schließlich bist du ein Sicherheitsrisiko und Du  könntest  auf Deinem  Rechner brisante Fotos  oder Telefonnummern haben?

 

Nur einmal zum drüber nachdenken.

 

Und während man  den Fotograf_innen vorwirft, blauäugig und naiv zu sein, nimmt man der Staatsmacht jede Begründung, mit der sie bei den Fotograf_innen eingedrungen ist, offensichtlich genauso blauäugig ab. Die Polizei filmt Dich vor Ort und gleicht in just diesem Moment Dein Foto mit ihrer Datenbank ab und ermittelt Deine Personalien. Die schauen nicht zum Umbruch-Archiv, ob da 1 Monat später ein Artikel erschienen ist.

mal etwas zum Nachdenken:
-was früher für den Fotografen die Dunkelkammer ist heute der PC mit Profisoftware (welche entsprechend kostet)

 

Was könnte demnach ein netter Effekt für die Polizei sein, wenn sie komplette Workstations von Fotografen beschlagnahmt? Möglicherweise, dass die entsprechenden Fotografen an der Ausübung ihrer Arbeit behindert werden bzw diese für die Fotografen unmöglich wird. Dazu ommt noch das sich so mancher Fotograf überlegt ob ihm die Fotos einer Kundgebung ein entsprechendes Risiko wert sind

Na ja, als Verräter würden meine Freund_innen mich wohl nicht bezeichnen, wenn die Bullen auf meinem PC irgendetwas finden würden was andere kompromitiert, aber zu recht würden sie mich in den Arsch treten. Was im vordigitalen Zeitalter mit viel mehr Aufwand möglich war, Telefonnummern, Adressen usw. zu verschlüsseln, sollte im Digitalen eine Selbstverständlichkeit sein.

Ja!

jedes neuere Handy schafft bereits problemlos Videoaufnahmen mit denen eine Identifizierung von Personen auf Einzelbildern möglich ist. Mit etwas Übung kann ein Mensch damit so filmen das es aussieht als ob der telefoniert oder eine SMS verschickt. Kompaktkameras im etwas teureren Segment schaffen bereits 50fach optischen Zoom (1200er Objektiv) - womit man aus relativ großer Entfernung problem Fotos machen kann. Und dies sind nur die Geräte die für den Normalverbraucher zu haben sind. Geräte mit denen es selbst Nazis nicht schwer fällt eine Demo unauffällig abzufotografieren. Das bereits gute Gesichtserkennungssoftware für den Normalverbraucher zu haben ist muss wohl nicht im Detail erklärt werden - über welche technischen Möglichkeiten die Polizei verfügen dürfte kann man sich wohl denken

 

Das Ziel der Durchsuchungen dürften nicht irgendwelche Fotos gewesen sein - sondern einfach nur Unsicherheit und Paranoia zu verbreiten. Womit die Polizei anscheinend auch vollen Erfolg gehabt hat

ich sehe das ähnlich, trolls posten schwachsinn, team green macht ne medienwirksame aktion, und dann wird geschaut was sich rührt!

Umbruch, archiv für soziale bewegungen, kanal b......

 

DANKE FÜR EURE ARBEIT!

 

an alle anderen: RUHE BEWAHREN!

 

hoch die kampf dem!

Bislang habe ich die linke Bewegung gerne unterstützt, weil ich ihre Anliegen für berechtigt und wichtig finde. Das fällt mir zunehmend schwerer. Warum? Weil ich nicht mehr weiß, welche Ziele Ihr verfolgt. Kraftvolle Demonstrationen, Emotionen, Menschen die für etwas einstehen, Gesicht zeigen, Proteste, die etwas bewegen. Was wollt Ihr, was sind Eure Ziele, was wollt Ihr Proteste erreichen und wen? Erst wenn es darüber Klarheit gibt, können wir Fotografen auch unterstützen. Ihr wollt Fahnen ohne Menschen, verpixelte Gesichter, Geisterbilder? Emotionslosigkeit? Nein, das ist nicht mein Verständnis von guten Demoaufnahmen. Vielleicht reichen sie Euch, das mag sein, es mobilisiert aber nicht. Vielleicht aber ist Mobilisierung auch nicht das Ziel und Ihr wollt unter Euch bleiben?

Darüber müsst Ihr Euch klar werden. Wenn es Euer Ziel ist, dass nur Fahnen und gesichtslosen Menschengruppen fotografiert werden, dafür braucht Ihr weder Presse, noch Szenefotografen. Dann trefft Ihr Euch einmal im Jahr, fotografiert 10 Transparente und schreibt jeden Monat einen Blog über die linke Bewegung. Leider befürchte ich, dass dieses Konzept unbrauchbar ist. Deshalb die Bitte: Denkt darüber nach, was Ihr erreichen wollt und welche Aufgabe ein öffentlicher Protest haben soll. Ironischerweise haben die "Bewegungsfotograf_innen" die Freiheit, sich von dem ganzen Spuk fern zu halten, wenn sie neben den Bullen und Nazis auch noch von den eigenen Leuten bedroht werden. Diejenigen, die sich nicht fern halten können und auf die Ihr immer zählen könnt, sind jene die mit der Fotografie ihr Geld verdienen. Aber genau die wollt Ihr auch nicht. Ironie.

Wer ist "ihr"?

Wer ist "die linke Bewegung"?

Und was ist dein Vorschlag wo sie sich einmal auf einen Tee treffen sollte um das zu beschließen was du gern wissen möchtest?

Geht es hier nicht um Eigenveratnwortung?

Warum unterstützt du nicht einfach das was du für richtig hältst? Warum machst du es davon abhängig, was "die linke Bewegung" von deinen Vorstellungen von Öffentlichkeitswirksamkeit hält?

 

Klar, wir können uns nur auf die Fotograph_innen, die Geld mit ihren Fotos verdienen, wirklich verlassen! Darauf, dass sie immer das fotographieren werden, was von ihnen verlangt wird, weil sie abhängig sind und darauf, dass sie sich im Zweifelsfall einen Dreck um die Sicherheit und Privatssphäre scheren werden!

Seit einiger Zeit häufen sich bei Indymedia und bei indymedia.linksunten Kommentare, die massiv Stimmung gegen linke Fotograf_innen machen. Die Palette reicht von Denunziationen, bestimmte Fotografen seien Handlanger wahlweise des VS/STAATSSCHUTZ/NAZIS, bis hin zu direkten Drohungen. Wir denken, dass es Aufgabe der Moderation wäre, damit umzugehen. Dass sie es nicht tut und derartige Kommentare einfach stehen bleiben, finden wir ein schwaches Bild.

 

Es ist sehr schwierig, bei der Moderation der Kommentare die richtige Grenze zwischen Schutz und Zensur zu ziehen. Wir haben durchaus eingegriffen bei Gewaltandrohungen gegen linke FotografInnen und entsprechende Kommentare gelöscht. Aber was, wenn in einem Kommentar zum Beispiel eine klare Grenze aufgezeigt wird, bei deren Überschreitung die Person mit Gewalt reagieren würde. Muss die Diskussion an dieser Stelle von der Moderation unterbunden werden?

 

Eines vorweg:  Wir wollen niemanden gegen ihren/seinen Willen ablichten. Wer auf einem unserer Bilder veröffentlicht ist und das nicht möchte, soll uns bitte eine Email mit der Foto-Nr. schicken, und wir machen sie bzw. ihn unkenntlich.

 

Dito. Wenn ihr ein Problem mit der Moderation eines Kommentars habt, könnt ihr uns gerne kontaktieren.

Das Gejammer "linker Medienmacher" nervt echt.

Einige haben sich dafür entschieden, mit Bildern von linken Aktionen auch ihr Geld zu verdienen, ihre Bilder landen dann bei den bürgerlichen Medien.

Für diese Berufswahl das Verständnis von Leuten einzufordern, deren Widerstand nicht nur aus Finger am Auslöser bzw. an der Tastatur besteht, ist schon anmassend.

Es geht IMMER um viele Jahre Knast für jene, die einem Bullen eine verpassen, Barris bauen oder Scheiben einschlagen.

 

Das die Bullen auf der Suche nach Leuten sind, die bei M31 einen Bullen angegriffen haben, ist REAL, ihre Sicherheit ist für uns das wichtigste, dass die ganze Durchsuchungaktion nur Paranoia schüren soll, keinen Teil einer konkreten Fahndung darstellen soll, ist eine extreme Verarsche für jene, die nicht wissen, ob ihnen nicht morgen die Tür vom SEK eingetreten wird. Und sagt viel über den Narzissmus jener "Dokumentaristen der Zeitgeschichte" aus.  

 

Der Konflikt ist uralt, schon in den 80igern meinten "Szenenfotografen" direkt in aktionistische Blöcke rein fotografieren zu müssen, nur eine klare "Ansage" und die Androhung von körperlicher Gewalt hat diese Verhalten beendet.

Meineswegen soll auf dem Ostermarsch rumfotografert werden, bei der Zwangsräumungsgeschichte  in 36 sind später Steine auf Bullen und Banken geflogen, inwieweit die geschossenen Fotos der "linken Fotografen" den Bullen beim Abgleich von Vorher-Währendessen- Hinterher Bildern hilfreich  und für Repression dienlich sind, kann weder Umbruch noch sonst jemand konkret einschätzen.

 

Die GenossInnen, die die Demo gegen den Bullenkongress vorbereitet haben, posten auf ihrem blog ja auch, wie sie

sich verantwortliche Medienarbeit am Beispiel von Filmaufnahmen vom Angriff auf die Demospitze vorstellen.

Ich kann darauf auch noch verzichten.

Wer weiterhin die Sicherheit von AktivistInnen mit Film-oder- Fotoaufnahmen gefährdet, muss halt auch damit rechnen, dass ihm das unmöglich gemacht wird, insofern ist die "Ansage" der GenosssInnen aus der "Vorbereitung Bullenkongress" unmissverständlich und aus meiner Sicht notwendig.

 

Aktivisten in Griechenland dokumentieren übrigens in den letzten Jahren ihre militanten Geschichten teilweise selber und stellen sie dann ins Netz. Wer selber seinen Arsch und seine Freiheit riskiert, dürfte sich nämlich im Zweifelsfall immer für die Sicherheit der Aktivisten entscheiden, bei denen, die wie Umbruch aus wohlwollender Distanz ihrer "Berufung" nachgehen, scheint dies nicht unbedingt der Fall zu sein, wie auch die obige Stellungnahme zeigt.

"Aktivisten in Griechenland dokumentieren übrigens in den letzten Jahren ihre militanten Geschichten teilweise selber und stellen sie dann ins Netz. "

 

Unter diesen Umständen ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Feindseligkeit, die momentan von Einigen gegenüber Fotograf_innen besteht, dann auf andere Aktivst_innen richtet. Deine tollen Genoss_innen, die die Bullenkongressdemo vorbereitet haben, hatten diese übrigens mit einem unverpixelten Foto beworben. Aber da ist es dann natürlich etwas anderes.

Zum Stand der Technik

Gesichtserkennung steckte 1999 noch in den Kinderschuhen und hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Mittlerweile ist die Technologie allgemein, frei und kommerziell, verfügbar für die Bullen, Nazis und auch für uns. Ein Beispiel: Ladet euch Bilder von Naziaufmärschen der letzten Jahre herunter (z.B. von lfa.blogsport.de), importiert sie in GooglePicasa, klickt auf Gesichtserkennung und taggt eine beliebige Hackfresse. Nun könnt ihr nachvollziehen auf welchen weiteren Demos die Person gewesen ist, automatisiert entsprechende Porttraitfots extrahieren sowie Personenzusammenhänge nachvollziehen. Erschreckend einfach. Mit Schwarmintelligenz - also der kollektiven Speisung der Foto-Namenszuordnungen z.B. durch verschiedene lokale Antifa-Gruppen - könnten wir vermutlich einen Großteil der Gesichter auf einer beliebigen Naziansammlung identifizieren. (Spätensts hier muss sich für eine verantwortungsvolle radikale Linke allerdings die Frage stellen wie weit wir gehen!)

Gibt es auch die Möglichkeit, anhand eines Fotos die Identität von bisher unbekannten (also nicht manuell getaggten) Personen festzustellen? Verschiedene Firmen behaupten, dies zu praktizieren indem sie die Gesichtscharakteristika mit im Internet verfügbaren Bildinformationen abgleichen. Aufgrund der Datenmenge dürften im Momenat real aber nur Facebook und Google tatsächlich in der Lage hierfür sein. Beide Konzerne speisen Gesichts-Charakteristika ihrer sozialen Netzwerke in die Cloud ein - gibt es irgendwo dort bereits ein Bild der Person, so wird sie wiedererkannt. Eine Schnittstelle für staatliche Akteure wäre durchaus denkbar.

Unscharf gemachte Bilder wieder scharf zu machen ist nur möglich, wenn der verwendete Algorithmus umkehrbar ist (z.B. bei Verzerrungsfiltern). Andernfalls gilt schlicht: Informationen die in einem Bild nicht vorhanden sind können auch nicht wiederhergestellt werden. Allerhöchstens können Heuristiken angewandt werden, wenn Annahmen über das Bild existieren (etwa bei Bewegunsunschärfe) oder die Kontrastlinen verstärkt werden. Mit recht grober Verpixelung sollte mensch allerdings auf der sicheren Seite sein.

Festplattenverschlüsselung ist nicht nur jedermenschs gutes Recht sondern mittlerweile wirklich einfach zu installieren (TrueCrypt). Wichtig ist, dass die gesammte Festplatte verschlüsselt wird -- alles andere ist für Szene-Fotograf*innen und Aktivist*innen unverantwortlich.

Zum Stand des Apperates

Die vernetzte innerstädische Videoüberwachung und automatisiertem Bildabgleich ist (noch) Distropie. Der Staat ist nicht allmächtig - gerade bei unangemeldeten Demos und Aktionen braucht er doch ein wenig Zeit zu reagieren. "Die Cops filmen sowieso" stimmt zwar mittlerweile meist (und wir wehren uns immer seltener dagegen), aber dennoch ist das Videomaterial nicht zwangsläufig brauchbar oder gar gerichtsfest. Desweiteren können Löschungsfristen hinzukommen (ob sie diese einhalten steht auf einem anderen Blatt). Aus öffentlichen Quellen (Internet) zugängliche Bilder dürfen hingegen generell vor Gericht verwendet werden.

Ein typisches Szenario wäre etwa, eine polizeiliche Materialsichtung (auch via Internet), wenn bei Auseinandersetzungen eindeutige Merkmale (z.B. Aufnäher, grüne Schnürsenkel, etc.) zuzuordnen sind und von anderer Stelle (z.B. bei Beginn der Demo) unvermummte Bilder der Person existieren. Hier liegt es natürlich in der Verantwortung der Aktivist*innen, sich entsprechend einheitlich zu kleiden (inkl. Wechselklamotten). Dennoch müssen wir es ihnen nicht noch leichter machen.


Zur "Macht der Bilder"

Bei jeder Aktion sollten wir uns fragen, welchen Zweck sie hat und wofür wir sie eigentlich machen. Sind überhaupt keine Bilder erwünscht, so kann dies vorher nach außen und damit auch an Szenefotograf*innen kommuniziert werden. Andererseits: Es gibt eine "Ästhetik des Widerstandes": Eindrucksvolle Bilder wirken mobilisierend und bei vielen Aktion wollen wir größtmögliche Sichtbarkeit und Außenwirkung erreichen - am liebsten natürlich auch über unsere eigenen, linken Medien. Also noch schnell das Bild runterskalieren (typischer Anfängerfehler), EXIF-Daten rausnehmen und fertig.

Dennoch gibt es gute Gründe (und die müssen Szenefotografinnen eben nicht zwangsläufig kennen oder nachvollziehen), nicht mit eigenem Gesicht sichtbar zu sein. Diese Selbstbestimmung der Beteiligen muss respektiert werden, und zwar in Form einer konesequenten opt-in Policy: Vorher Fragen und nicht erst Fotos machen, diese in's Netz stellen und später können Aktivist*innen dann die Löschung beantragen. Letztlich müssen Akteure selbst enscheiden können, wie mit Fotos ihnen umgegangen wird, auch wenn wir damit einen Teil unserer Attraktivität und Mobiliserungsfähigkeit einbüsen. Das Ganze errinnert übrigens an die (leider wenig fruchbare) Facebook-Debatte vor einigen Monaten.

Immer wieder kocht auf Indy die Bilddebatte hoch. Die Fotobeschlagnahme (M 31 Frankfurt) letztens gab vermutlich auch Anlass dazu. Ein erwünschter Nebeneffekt, den die Polizei einkalkuliert. Wenn mit der Bildaktion keine verertbaren Beweise gefunden wurden, bzw. die Öffentlichkeit hochkochte, dann haben wir wenigstens das erreicht, das die Szene selbst den Fotographen das Leben sauer macht. Oder es versucht. So wie früher geht das eh nicht mehr. In der guten alten Zeit waren Fotographen zahlenmäßig überschaubar, heute ist praktisch jeder Demonstrant auch Fotograph. Das kannst nicht stopopen, auch njicht mit Psychoterror oder Drohungen. Und davon mal abgesehen, wem "gehört" eigentlich eine Demo? Dem, der dazu aufruft oder allen die daran teilnehmen? Wer hat das Recht, anderen etwas zu verbieten oder zu erlauben? Wer maßt sich an, auf Demos das BGB (ja, das BGB, auf das man sich bei einer Verhaftung z.B. beruft) außer Kraft zu setzen und seine eigenen Gesetze zu verkünden? Nur so ne Frage.

 

Und nach wie vor aktuell zum Thema:

 

Demofotos

Demofotos

Demofotos

Demofotos

 

Und der passt auch noch ;-)))

 

Aufstand im Terrarium

Da auch viel Kritik am Fotografieren von den Veranstalter_innen der Polizeikongress-Demo kam: Die Verbreitung des verantwortungslosesten Fotos, dass ich rund um den Polizeikongress-Protest gesehen hab kam nicht von irgendwelchen Szene- oder Medienfotograf_innen sondern von den Organisator_innen. Zu mobilisieren auf Kosten von Aktivist_innen, bloß weil ein verwendetes Foto nicht in Berlin aufgenommen wurde ist wirklich das letzte: http://polizeikongress2013.blogsport.de/2013/01/11/berlin-congreso-polic...

Das war die größte Satire. Eine Aktion, bei der den Fotograf_innen Schläge für Fotos angedroht wurde, selbst mit einem unverpixelten Foto zu bewerben.

wie wollen wir eine gewaltfreie gesellschaft verwirklichen? wir schaffen es nicht einmal hier.

 

ich wünsche mir verantwortung. ich wünsche mir fotografen die verstehen, dass ihre kameras ein instrument der macht sind.

ich wünsche mir verantwortung. ich wünsche mir demonstranten die verstehen, dass ihre drohungen ein instrument der macht sind.

 

die organisatoren der unangemeldeten demonstration zum polizeikongress haben einen verständnisorientierten schritt getan und durch beispiele gezeigt, was sie sich wünschen. gleichzeitig haben sie zweimache macht ausgeübt: zur gewalt gegen fotografen aufgerufen und einen aktivisten unverpixelt für ihre mobilisierung eingesetzt. schade.

 

das umbruch archiv hat auch einen wichtigen schritt getan.

 

was machen wir daraus? können wir nicht gemeinsam - fotgrafen und demonstranten - nach wegen der fotoaufnahmen suchen, die ästhetisch und anonym sind? ich wünsche mir ein gemeinsames etwas und keine gewaltspiralen.

 

danke.

Wie großzügig von euch: "Wer auf einem unserer Bilder veröffentlicht ist und das nicht möchte, soll uns bitte eine Email mit der Foto-Nr. schicken, und wir machen sie bzw. ihn unkenntlich." ... nach der Veröffentlichung... absoluter Quatsch. Was weiß ich wo das Bild dann bereits gelandet ist.

 

Eine Frage: Wer meint ihr guckt sich die Bilder an? Bei der Bedeutung die ihr euch (z. B. für die Oury Jalloh Demos) einräumt sollte mensch schon ne ziemliche Breitenwirkung erwarten dürfen.

das motto "erst mal veröffentlichen" ist absolut leichtsinnig und fahrlässig

Liebe Umbruchler*innen,

 

Danke für Eure Gedanken. Alles nachvollziehbar. Nicht Ihr seid das Problem, das Netz ist das Problem. Ihr seid doch keine Internetfotocommunity, oder doch?

Ich lese auf Euren Seiten, dass Ihr regelmäßig eine CD herausgebt, vermutlich an Uni's und Co? Warum anonymisiert Ihr nicht die Fotos im Internet? An Eure Kunden könnt Ihr die Fotos doch problemlos nicht anonymisiert herausgeben. Die Agenturjournalisten sind unproblematischer; Die spülen nicht ihren ganzen Bilderpool ins Netz. Im Gegenteil. 

 

Alles Liebe,

ein_ Besorgte_ Menschenkind