Die neue Landesgeschäftsstelle der NPD Baden-Württemberg liegt in Bayern. Zwar ist die offizielle Adresse des NPD-Landesverbands Baden-Württemberg weiterhin das Postfach 1608 in Crailsheim. Doch die faktische Geschäftsstelle ist mit dem Landesgeschäftsführer Alexander Neidlein von Weikersheim nach Gastenfelden umgezogen. Das mittelfränkische Gastenfelden mit seinen rund 100 EinwohnerInnen gehört zur Gemeinde Buch am Wald im Landkreis Ansbach und liegt zwischen Heilbronn, Würzburg, Nürnberg und Ulm.
Romantisches Franken
In Gastenfelden, wo der Bürgermeister Priester heißt, haben sich die Neidleins niedergelassen. Alexander und Alexandra Neidlein, geborene Franke, kauften den Bauernhof mit Scheunen und Land in Gastenfelden 9, 91592 Buch am Wald. Sie zogen im Dezember 2011 ein und renovierten bis Sommer 2012 Haus und Hof. Dort richteten sie sich mit Hunden, Katzen, Pferden und Federvieh in der spießigen Landidylle ein. Der Hauskauf war lange geplant, mehr als zwei Jahre suchten die beiden Nazis nach einem geeigneten Objekt möglichst weit entfernt von antifaschistischen Strukturen. Denn „es gibt Regionen, da ist es schwieriger, und es gibt Regionen, da ist es nicht so schwierig“ – so Alexander Neidlein im Interview mit „FSN-TV“. „Ich wohne, sagen wir mal, ziemlich ländlich, ich habe nicht so Probleme mit der organisierten Antifa.“
Hetze aus dem Weltnetz
Das aus der Oberpfalz stammende Nazimedienprojekt „FSN-TV“ wird wie „Radio FSN“ von dem in der Kameradschaftsszene als Verräter geltenden NPDler Patrick Schröder und dem Schüler Daniel Franz alias „Vendetta“ betrieben. Schröder half Neidlein bei der Sammlung von Unterstützungsunterschriften für die NPD im Vorfeld der baden-württembergischen Landtagswahl 2011. Zudem stellte Schröder der NPD Kundendaten von „FSN“ und „Wikingerversand“ zu Wahlkampfzwecken zur Verfügung. Die Weitergabe von Kundendaten ist unter Nazis gängig und wird beispielsweise auch von der NPD-Parteizeitung „Deutsche Stimme“ (DS) praktiziert, bei der Neidlein ab 2000 angestellt war.
Söldner in Kroatien
Alexander Neidlein wurde am 23. Februar 1975 in Crailsheim geboren. Gegenüber „FSN-TV“ gab Neidlein an, nach dem Verbot der Nazipartei „Nationale Offensive“ 1992 keine Möglichkeit mehr gesehen zu haben, sich politisch zu organisieren. Aus diesem Grund ging Neidlein für anderthalb Jahre nach Bosnien und wurde laut eigenen Angaben Söldner der kroatischen Armee „Hrvatsko vijeće obrane“ („Kroatischer Verteidigungsrat“). Im Kampf gegen die „Muselmänner“ erhielt Neidlein einen Bauchdurchschuss und lag anschließend für zwei Monate im Krankenhaus. Neidlein pflegt auch heute noch Kontakte zu kroatisch-deutschen Nazis wie Markus Frntic, Friedhofstraße 10, 74366 Kirchheim am Neckar. Frntic war der Kopf der Naziorganisation „Furchtlos und Treu“, einer 1999 gegründeten militanten Abspaltung des „Blood & Honour“-Nazinetzwerkes.
Söldner in Südafrika
Auch heute noch identifiziert sich Alexander Neidlein mit der kroatisch-nationalistischen Bewegung. Im November 2012 erschien in der „Deutschen Stimme“ Neidleins Artikel „Der Sturm des Sieges“ zum Freispruch der kroatischen Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac. Nach seiner Zeit in Kroatien überfiel Neidlein im Dezember 1993 ein Postamt in Lübeck, um mit dem Geld nach Südafrika zu fliegen. Dort kämpfte er gemeinsam mit anderen deutschen und südafrikanischen Nazis gegen das Ende der Apartheid. Neidlein dazu im „FSN“-Interview: „Wir hatten uns da vorgestellt, dass man da eventuell diese ganze Geschichte mit den freien Wahlen eventuell noch rückgängig machen könnte. Aber das hat nicht so ganz geklappt. (...). Die haben dann gewählt und logischerweise haben die Neger vom ANC die Mehrheit bekommen.“ Neidlein wurde in Südafrika wegen illegalen Waffenbesitzes zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und nach Deutschland abgeschoben, wo er wegen des Postraubs zu einer Haftstrafe verurteilt wurde.
Zeit der Spaltung
Kurz nach Alexander Neidlein musste auch der damalige NPD-Bundesvorsitzende Günter Deckert 1995 eine Haftstrafe antreten. In der Folge konnte sich Udo Voigt 1996 in einer Kampfabstimmung als NPD-Bundesvorsitzender durchsetzen. Unter Voigt radikalisierte sich die NPD und ihre Jugendorganisation öffnete sich für freie Kameradschaften und Naziskinheads. Alexander Neidlein war von 1998 bis 2000 „Stützpunktleiter“ der „Jungen Nationaldemokraten“ im baden-württembergischen Schwäbisch Hall/Ostalb. Schon damals half übrigens der Verfassungsschutz aktiv am Aufbau der Naziszene im Allgemeinen und der JN im Besonderen mit. Während dieser Zeit spalteten sich anlässlich der „Causa Babic“ eine Riege völkischer Hardliner um Achim Ezer und Lars Käppler von der JN ab und gründeten die „Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft“ (BDVG). Die BDVG versuchte jahrelang sich mit einer Strategie der Dauerpräsenz durch Aufmärsche in Schwäbisch Hall und Crailsheim in der Ostalb zu etablieren.
Gebrannter Nazi...
Ab 2002 war Alexander Neidlein Mitglied im Bundesvorstand der JN und ab 2003 JN-Landesvorsitzender Baden-Württemberg. Neidlein hatte keine Berührungsängste zu den Nazis um Lars Käppler und Mario Matthes und unterstützte Käppler und Andreas Thierry beim Kauf der Gaststätte „Goldenes Kreuz“ in Hohenberg in der Ostalb. Vier Monate nach einer antifaschistischen Demonstration mit 1.000 TeilnehmerInnen am 9. April 2005 in Hohenberg kehrte Käppler zur NPD zurück. Die Entwicklung in Hohenberg lief trotzdem alles andere als gut für die völkischen Nazis. Nach finanziellen Problemen, heftigem Streit und Auszugsgerüchten wurden im April 2007 Pläne bekannt, dass in der ehemaligen Gaststätte die Landesgeschäftsstelle der NPD eingerichtet werden sollte. Daraufhin wurde am 5. Mai 2007 ein Großteil des Gebäudes durch Brandstiftung zerstört.
...scheut das Licht
Anfang 2009 musste die NPD aus dem „Goldenen Kreuz“ ausziehen, da die Gemeinde das Gebäude gekauft hatte. Daraufhin zog Alexander Neidlein in aller Stille nach Weikersheim-Elpersheim und baute dort die nächste Landesgeschäftsstelle der NPD Baden-Württemberg auf. In der folgenden Zeit wurden von Seiten der NPD um den Landesvorsitzenden Jürgen Schützinger wiederholt öffentlich Gerüchte um geplante Hauskäufe etwa in Tuttlingen und Schwenningen zwecks Einrichtung einer neuen Landesgeschäftsstelle gestreut. Neidleins Resümee: „Bei der alten Landesgeschäftsstelle, da hatten wir eventuell einen Fehler gemacht, da hatten wir eine ehemalige Gaststätte. Die NPD ist mit Pauken und Trompeten eingezogen, hatte die Fahne raushängen, und da ist uns das halbe Haus abgebrannt.“
Braunes Hinterland
So dient – neben der Verwirklichung des Traums vom Eigenheim – das Anwesen in Gastenfelden auch als politische Infrastruktur. Alexander Neidlein führt von hier die Geschäfte der NPD Baden-Württemberg und nutzt den Hof als Logistikstützpunkt – vermeintlich außerhalb der Reichweite antifaschistischer Gegenwehr. So machte beispielsweise der pompös „Flaggschiff“ genannte NPD-Werbelastwagen auf dem Weg durch Städte in Baden-Württemberg und Bayern im Sommer 2012 Halt auf dem Hof der Neidleins. Zudem stammt Neidlein ursprünglich aus Crailsheim und ist seit Jahren Vorsitzender des NPD-Kreisverbands Schwäbisch Hall. Soziale Kontakte pflegen die Neidleins beispielsweise zu ihrem Hufschmied, dem NPD-Parteikameraden und Landtagskandidaten 2011 für Göppingen und Geislingen, Michael Beier, Gerabronner Straße 19, 74582 Gerabronn. Alexander Neidlein organisierte dem NPD-Kandidaten Sven Niebler, Am Egelsee 6, 97990 Weikersheim eine Ablehnung fürs Arbeitsamt auf dessen Scheinbewerbung bei Hufschmied Beier.
Zweckfusion & Liebesheirat
Alexandra Neidlein wurde als Alexandra Franke am 02. März 1984 geboren. Sie wohnte vor ihrem Umzug nach Gastenfelden in Neuried-Ichenheim in der Ortenau und erhält wegen psychischer Probleme monatlich 1.300 Euro EU-Rente. Insgesamt stehen den Neidleins laut eigenen Angaben monatlich 2.500 Euro netto zur Verfügung. Unter Mithilfe des letzten DVU-Vorsitzenden Matthias Faust stimmte Alexandra Neidlein mit einem zurückdatierten DVU-Mitgliedsausweis für die Fusion von DVU und NPD. Matthias Faust hatte Gerhard Frey 2009 als DVU-Vorsitzenden abgelöst, sein Stellvertreter wurde Ingmar Knop aus Dessau. Beide sind seit der Fusion Mitglied im Bundesvorstand der NPD. Alexandra Neidlein empfiehlt bei juristischen Schwierigkeiten Ingmar Knop als Rechtsanwalt.
Kommende Parteitage
Alexandra Neidlein ist wie ihr Ehemann eine überzeugte Nationalsozialistin: „Ich stimme voll mit dem Grundgedanken des Nationalsozialismus, nachzulesen in Hitlers Werk ‚Mein Kampf‘, überein.“ Sie schreibt eine regelmäßige Kolumne in der DS und steckte hinter der Facebook-Seite „Deutschland gegen Kindesmissbrauch – Keine Gnade für Kinderschänder.“ 2011 unterstützte sie Nicolai Hessmann beim Versuch des Aufbaus eines NPD-Kreisverbandes in der Ortenau. Ende 2011 versuchte Alexandra Neidlein die Abtsberghalle in Zell-Weierbach bei Offenburg für den NPD-Bundesparteitag unter dem Vorwand anzumieten, dort „eine Veranstaltung einer Selbsthilfegruppe gegen sexuellen Missbrauch“ abhalten zu wollen. Aktuell plant die Nazipartei den nächsten NPD-Landesparteitag Baden-Württemberg am 17. März 2013 und den NPD-Bundesparteitag am 6. und 7. April 2013.
tierschutz88@web.de
Bei der baden-württembergischen Landtagswahl im März 2011 verfehlte die NPD mit einem Wahlergebnis von 0,97% der gültigen Stimmen sogar die Wahlkampfkostenerstattung: Die Nazipartei ist in Baden-Württemberg politisch weitestgehend irrelevant. Dennoch stellt sie eine Gefahr dar, denn in ihr sammeln sich intellektuelle Geschichtsrevisionisten genauso wie militante Straßenkämpfer. Daniel Heintz, Wehrgasse 1, 79379 Müllheim, tritt zum Beispiel in der Öffentlichkeit lieber als seriöser Wissenschaftler oder rechtsintellektueller „Junge Freiheit“-Autor auf. Er veröffentlichte Bücher zum „Tierschutz im Dritten Reich“ im Naziverlag „Wara“ oder zum „Vergehen gegen die historische Wahrheit: Über die angeblichen und tatsächlichen Verbrechen der Wehrmacht in Polen im September / Oktober 1939“ im Naziverlag „Regin“ und ist mit seinen Nazidiskursen offenbar im entpolitisierten Wissenschaftsbetrieb anschlussfähig. Zumindest ist nicht bekannt, dass Daniel Heintz an der Uni Freiburg, wo er Neuere und Neueste Geschichte, Politik und Volkskunde studierte, auf nennenswerten Widerstand gestoßen wäre.
Salonfaschisten der NPD
Der Nazi-Hetzer Wolfgang Grunwald, Alte Kirchstraße 10, 79282 Ballrechten-Dottingen, beschrieb Heintz 2008 im Rahmen der Planung eines NPD-Vortrags als „Konservativen“, der „insgeheim mit unserer Sache sympathisiert“. Der neuheidnisch-rassistischen Avalon-Gemeinschaft von Adrian Segessenmann gab Daniel Heintz 2009 ein ausführliches Interview, im selben Jahr referierte er beim „5. Nationalen Gesprächskreis“ im Altenburger Land zum Thema „Tier- und Umweltschutz ist Heimatschutz“. Zur baden-württembergischen Landtagswahl 2011 sammelte Heintz Unterstützungsunterschriften für die NPD: „Habt Ihr eigentlich einen Überblick über die Unterstützungsunterschriften? Wie viele fehlen noch für den Wahlkreis Müllheim. Ich bin nämlich in nächster Zeit viel unterwegs und bin zusammen mit einem Kameraden am Überlegen, wie wir am besten vorgehen“, so Heintz in einer Mail an Rudolf Schützinger, den Sohn des NPD-Landesvorsitzenden Jürgen Schützinger.
Zeitbomben & Zeitpunkte
Am anderen Ende des Nazispektrums wähnen sich Straßenaktivisten wie Benjamin Hennes, Theodor-Storm-Straße 8, 78234 Engen, „im Krieg“. Der Vorsitzende des NPD Kreisverbands Bodensee-Konstanz ruft im Gespräch mit Alexander Neidlein auf Facebook unverhohlen zum bewaffneten Kampf auf: „Bewaffnet euch, werdet militant und jagd das Pack zur Hölle!“ Alexander Neidlein hingegen hält den Zeitpunkt für falsch, da ein militärischer Aufstand „gegen eine Berufsarmee, den gesamten Polizeiapparat und die Geheimdienste“ schon „in 10 Minuten erledigt“ wäre – „mit Pech ohne Feindverlust“. Während Intellektuelle wie Heintz den Nationalsozialismus gesellschaftsfähig machen wollen, gleichen Kader wie Hennes einer tickenden Zeitbombe. Strategen wie Neidlein hingegen versuchen das Nazispektrum zu einen und lauern geduldig auf ihre Chance. Wir bekämpfen sie alle!
No place to hide!
Autonome Antifa Freiburg
Communiqué vom 14.02.2013
Schöner Artikel
Schöner Artikel. :)
Aktuell spricht sich Alexandra Neidlein bei DS-aktuell bei dem Artikel
"Zur Diskussion: Das richtige System für Deutschland" (ds-aktuell.de/?p=2475) für die Diktatur aus:
"Diktatur.
Nicht, weil ich diese Herrschaftsform für die Beste halte, sondern weil ich alle anderen für noch schlechter halte."
Danke
Wie immer super Recherche!
Danke
+1
Danke!!
auch von mir: +1
Neidlein neuer Vorsitzender der NPD Baden-Württemberg
Quelle: https://autonome-antifa.org/?breve4499