Einige Hundert Demonstranten wollen heute durch die Stadt ziehen

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Erstveröffentlicht: 
19.01.2013

Bündnis "Magdeburg nazifrei" und Bündnis gegen Rechts rufen erneut zu Veranstaltungen auf / Polizei rechnet nicht mit Störern

 

Magdeburg l Keine Aufmärsche von Rechtsextremen, keine Blockaden und auch keine Meile der Demokratie - einen quasi Ausnahmezustand wie vor einer Woche wird Magdeburg heute aller Voraussicht nach nicht erleben. Dennoch sind auch für den heutigen Sonnabend noch zwei größere Kundgebungen im Nachhall zu den Veranstaltungen rund um den Jahrestag der Bombardierung Magdeburgs am 16. Januar 1945 angekündigt. So ruft das Magdeburger Bündnis gegen Rechts zu einem Gedenkweg in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus auf. Beginn ist um 12.30 Uhr auf dem Willy-Brandt-Platz. Dann geht es mit Halt an den Stolpersteinen über die Kantstraße, Otto-von-Guericke-Straße und Große Münzstraße zum Synagogenmahnmal. Den Gedenkweg veranstalten das Bündnis gegen Rechts, der Förderverein "Neue Synagoge Magdeburg" e.V., Fraktionen des Stadtrates und die Stadtbibliothek Magdeburg gemeinsam. Polizeisprecher Andreas von Koß sagte gestern, man rechne bei dieser Veranstaltung in der Innenstadt mit rund 100 Teilnehmern. Einige mehr dürften es bei der zweiten werden, die das Bündnis "Magdeburg nazifrei" organisiert hat. Unter dem Titel "Gegen die Kriminalisierung von Antifaschismus - Ziviler Ungehorsam ist ein Grundrecht" wollen die Teilnehmer sich gegen Mittag zunächst am Buckauer Bahnhof treffen und danach durch die Stadt ziehen. Zwischenkundgebungen sind u. a. am Innenministerium in der Halberstädter Straße, vor dem Sitz der Polizei in der Hallischen Straße sowie am Hauptbahnhof geplant. Der Demonstrationszug soll mit einer Abschlusskundgebung gegen 15.30 Uhr am Alten Markt enden. "Wenn 200 bis 300 Leute den Protestzug begleiten, wäre das schon ein gutes Ergebnis", sagte gestern der Sprecher vom Bündnis "Magdeburg nazifrei" Thomas Schulz auf Volksstimme-Nachfrage. Der Protest richte sich u.a. gegen die "eskalative Polizeitaktik" bei den Gegendemos und Blockaden des Naziaufmarschs am vergangenen Sonnabend, so Schulz. Er behauptet: "Es melden sich noch immer Betroffene bei uns, die bei den Polizeieinsätzen verletzt wurden." Man werde die Polizei deshalb auch mit Anzeigen überhäufen, kündigte er an. Die Demonstranten wollen heute auf ihrer Kundgebung ihren Unmut gegen die von ihnen kritisierte Praxis von Innenministerium und Polizei kundtun. Sie fordern außerdem die Kennzeichnung von Polizeibeamten auch bei solchen Einsätzen und eine Entkriminalisierung "antifaschistischen Engagements und zivilen Ungehorsams", wie es auf der Internetseite vom Bündnis heißt.

 

Polizeisprecher Andreas von Koß bestätigte, dass sich die Gruppe "Nazis wegbassen", die auch schon an den Gegenaktionen in der Vorwoche beteiligt war, der heutigen Veranstaltung vom "Bündnis nazifrei" angeschlossen hat. Die Musiker wollen bereits ab 12 Uhr vor dem Buckauer Bahnhof auf die Veranstaltung einstimmen. Um 13 Uhr beginnt nach einer Ansprache der Protestzug durch die Stadt, sagte Bündnis-Sprecher Thomas Schulz.

 

Die Polizei rechnet nicht mit Störungen aus der rechten Szene. "Es sind keine gegnerischen Lager angemeldet, die Rechtsextremen haben ihre zunächst angekündigte Demo ja auch abgesagt", so von Koß. Die Beamten rechnen mit 100 bis maximal 200 Teilnehmern beim Protestzug ab Buckau. Er werde von der Polizei begleitet.

 

Eine massive Polizeipräsenz werde es diesmal in der Stadt aber nicht geben, so der Polizeisprecher. Größere Verkehrsbehinderungen sind deshalb auch nicht zu erwarten. Von Koß: "Je nach tatsächlicher Teilnehmerzahl werden wir zeitweise und örtlich begrenzt Straßenräume für die Demonstranten freihalten."

 

Vollsperrungen seien hingegen nicht geplant.