Kontroverse Ausstellung kommt

Erstveröffentlicht: 
11.01.2013

BARMSTEDT. Das vierte Leuchtturmprojekt des Kreises Pinneberg beschäftigt sich mit dem Grafiker A. Paul Weber (1893-1980). Die Gemeinschaftsausstellung in der Pinneberger Drostei, dem Torhaus Elmshorn und der Galerie Atelier III im Gerichtsschreiberhaus auf der Schlossinsel in Barmstedt steht unter der Überschrift "Gerüchte, Abgründe und Paragraphenschlüpfer". Satirische, humorvolle, kritische Grafiken sowie Illustrationen werden gezeigt. 


Ermöglicht durch die Kulturförderung des Kreises präsentieren die drei Kulturstätten unterschiedliche Arbeiten des Künstlers mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten. Als "Schlusslicht" eröffnet die Galerie in Barmstedt ihren Ausstellungsteil am Sonntag, 20. Januar, um 15 Uhr. Nach der Begrüßung durch den Kreispräsidenten Burkhard E. Tiemann, den Vize-Bürgermeister Ortwin Schmidt und der Künstlerin und Leiterin der Galerie, Karin Weißenbacher, kommt die Journalistin und Autorin Jutta Kürtz zu Wort, die mit Weber persönlich befreundet war. Musikalisch umrahmt Maria Livaschnikowa am Piano das Programm. Der Eintritt ist frei. 

Selten war eine Ausstellung bereits im Vorwege so umstritten wie diese. Die Antifa Pinneberg hatte in einem offenen Brief darauf aufmerksam gemacht, dass Weber während des Nazi-Regimes auch nationalsozialistische Werke gefertigt habe. "Diese Ringausstellung, die wir nicht unkritisch betrachten, muss in der Gesamtheit gesehen werden", sagte Stefanie Fricke, künstlerische Leiterin der Drostei, während der Barmstedter Ausstellungsvorstellung im hiesigen Rathaus. 

"Wir gehen offen mit dem Thema um und zeigen in der Drostei mit einer Auswahl von Gemälden den künstlerischen Bruch des Grafikers." Der Betrachter sei bei den verschiedenen Schwerpunkten in der Lage, sich ein Urteil zu bilden, so Fricke. 

In Barmstedt liegt der Schwerpunkt auf der speziellen Drucktechnik Webers, der Lithographie. "Es werden Original-Lithographiesteine ausgestellt und dem Publikum die komplexen Vorgänge eines der ältesten Flachdruckverfahren näher gebracht", so Weißenbacher. Weber habe mittels des Verfahrens mit großer Liebe zum Detail und dem Blick für Zusammenhänge auf einzigartige Weise Missstände in Politik, Gesellschaft, Kirche und Justiz verdeutlicht und menschliche Schwächen aufgedeckt. Weber denke in Bildern. 

Kulturausschussvorsitzender Michael Schönfelder freut sich auch auf den satirischen Schwerpunktteil "kritischer Umweltkomplex". Tiemann, der die Ringausstellung angeschoben hatte, lobte Weißenbacher für ihre Flexibilität, zum zweiten Mal am Leuchtturmprojekt teilzunehmen.