Informationen zu den Massenfestnahmen und Räumungen in Athen

Massenfestnahmen und Räumungen in Athen

Chronologie der Angriffe des Staates auf die anarchistische / antiautoritäre Bewegung Athens seit dem 20. Dezember. Linkliste zu Solidaritätsaktionen und Informationsquellen.

 


Die Räumung der Villa Amalias

Am 20. Dezember 2012, Morgens um 7 Uhr durchsuchten und räumten die Polizeikräfte das seit 22 Jahren besetzte Haus Villa Amalias. Dieses Projekt wurde wurde für unzählige Veranstaltungen genutzt und bot die wesentliche Infrastruktur für die anarchistische Bewegung in Athen. Eegainst schreiben ihm ihrem Solitext, der noch am Tag der Räumung erschienen ist :

 

"In den besetzten Freiräumen fanden hunderte politische und kulturelle Veranstaltungen (Konzerte, Theater- und Filmaufführungen usw.) statt. In diesen Räumen hat die antikommerzielle Kultur, die ein Gegengewicht zu der auf Verkauf, Profit, Macht und Eigentum orientierten Kultur ist, ihren Platz gefunden." Nicht vergessen sollte die Bedeutung dieses Projekts für das Zusammenleben der Menschen in Zeiten von Pogromen. Um es in den eigenen Worten der Villa Amalias anlässlich der Hetzjagd auf Menschen auszudrücken, die vom feigen Mob für die Krise des Systems verantwortlich gemacht werden. „Was fehlt ist die Courage des Kontaktes und der Assoziation mit dem Anderen, der gegenseitige Selbstrespekt und Würde, die Versuche einer überkulturellen Koexistenz und eine (substantielle, nicht parastaatliche) Selbstorganisierung, welche viele Wunden unsere multikulturellen/proletarischen Nachbarschaften heilen kann.“ „

 

Das Haus wurde versiegelt und wird bis heute polizeilich bewacht. Der Vorwand für diese unterdrückerische Zurschaustellung der Macht war eine “anonyme Beschwerde” bei der Polizei. Acht GenossInnen, die sich im besetzten Haus befanden, wurden festgenommen und in die Polizeihauptwache GADA in der Alexandras Allee verschleppt, wo sie bis zum 24.12. festgehalten wurden. Drei von ihnen konnten ohne Auflagen gehen, die anderen fünf müssen sich einmal im Monat auf der örtlichen Polizeiwache melden. Ihnen wird die neben Ordnungswidrigkeiten auch die Straftat des Herstellens von explosiven Materialien und weiterer Ordnungswidrigkeiten vorgeworfen. Der Vorwurf basiert auf leeren Glasflaschen und einer "verdächtigen" Flüssigkeiten, die angeblich von der Polizei in den Räumen der Villa sichergestellt wurden. Hierbei handelt es sich um die Flüssigkeit zur Reinigung der Druckerpresse. In einer Erklärung der Villa Amalias heißt es zu diesen haltlosen Anschuldigungen:

 

Welcher logische Spagat erkennt leere Bierflaschen als „Material zur Konstruktion von Molotow-Cocktails?“ Ist es ungewöhnlich an einem Ort, der einen Konzertraum und ein Café/eine Bar beherbergt, eine größere Anzahl Bierflaschen zu haben? Woraus besteht „entflammbares Material“? Beziehen sie sich auf die Reinigungsflüssigkeit für die Druckerpresse, die in dem besetzten Haus im Betrieb ist? Sollten wir über die Gas-Masken sprechen, die jeder Protestierende, der um seine Gesundheit besorgt ist, bei einer Demo mit sich tragen sollte? Sollten wir über die elementare Bedeutung von Selbstverteidigung (die nachgemachten Blitzknallkörper, Zwillen usw. ) in einen Raum reden, der wiederholt durch parastaatliche Banden angegriffen wurde. (Brandanschläge, Messerstechereien, Prügeleien) mit dem Höhepunkt im Jahre 2008, als der damalige Minister für öffentliche Ordnung und Bürgerschutz die „EinwohnerInnen“ von Agios Panteleimonas besuchte und ein Angriff erfolgte, kurz nachdem er gegangen war.

 

Bereits am Abend kam es in zahlreichen Städten zu Solidaritätsdemonstrationen. In Athen selbst gingen 1500-2000 AnarchistInnen nach ihrer Versammlung in der "University of Economics an Business" in einem Demonstrationszug zur Villa Amalias. Auf Indymedia Athens erschienen in den Tagen nach der Räumung unzählige Solidaritätsbekundgebungen.

 

Razzia auf dem Gelände der ASOEE

Am 28. Dezember führt die Polizei auf dem Gelände der Athener „University of Economics and Business (ASOEE)“ in der Patission Straße eine Razzia gegen "illegale Straßenhändler" durch. Die Betroffenen wurden u.a. von der motorisierten Einheit der Polizei "Dias" gejagt, körperlich misshandelt und 16 Personen fesgenommen. Ziel dieser Aktion war von Beginn an auch die Anarchistische / Antiautoritäre Bewegung und ihre Räume. Es wurden eine Gebäudedurchsuchung durchgeführt. Neben 5-10 leeren Bierflaschen, einige Fahnen/Transpis und Gasmasken für den Gebrauch bei Demonstrationen wurde auch die technische Ausstattung (Radioantenne, Transmitter, Soundanlage) des Freien Athener Radios 98 FM konfisziert.Der Sender ist bis heute als Livestream im Internet zu hören.

 

Die Wiederbesetzung der Villa Amalias, Besetzung der Parteizentrale der DIMAR, Räumung des Skaramanga

Am Mittwoch, dem 9. Januar 2012 beteiligten sich am frühen Morgen dutzende Menschen an der Wiederbesetzung der Villa Amalias. Ein Banner auf dem “Squat Forever – Villa Amalias” steht, wurde an der Dachbrüstung befestigt. Die starken Polizeikräfte, die das Gebäude umstellten, warfen wiederholt Tränengas hinein. Gegen 9:20 Uhr wurden Einheiten der MAT und YMET gemeinsam mit der „antiterroristischen“ Einheit EKAM in dem Gebiet eingesetzt. Sie zerstörten die Fensterscheiben des Gebäudes und führten erneut eine Razzia durch, bei der sie alle BesetzerInnen festnahm.Während sie von den Bullen verhaftet wurden, erhoben die GenossInnen der versuchten Villa Amalias-Wiederbesetzung und der symbolischen Besetzung der DIMAR-Büros laut Berichten ihre Fäuste und riefen laute Sprechchöre. Unterdessen versammelten sich fast 200 GenossInnen auf dem Victoria Platz, nahe der Villa Amalias, um ihre Solidarität mit den HausbesetzerInnen auszudrücken.

 

Das Gericht hat am 10.01.2012 entschieden, dass alle 93 AnarchistInnen, die am Vortag in der Villa Amalias festgenommen wurden, für zwei weitere Nächte in Haft bleiben und am kommenden Samstag, dem 12. Januar dem Staatsanwalt vorgeführt werden. An diesem Tag sind dann alle 93 BesetzerInnen mit Auflagen aus der Haft entlassen wurden. 

 

Außerdem besetzten am 9. Januar im Stadtteil Metaxourgeio rund 40 Solidarische die Parteizentrale der DIMAR (Demokratische Linke Partei), die Teil der Regierungskoalition ist. Das geschah auch mit der Absicht zur Teilnahme an der Solidaritätsdemonstration für besetzte Häuser und selbst organisierte Räume am 12. Januar in der Innenstadt von Athen aufzurufen. Allerdings räumte auch hier die Polizei das Parteibüro und nahm die BesetzerInnen fest. Sie wurden inzwischen wieder frei  gelassen.

 

Für 15 Uhr wurde zu einer Versammlung im Athener Polytechnikum aufgerufen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. 

Fast 150 solidarische Menschen hielten eine spontane Protestkundgebung vor dem Wirtschafts- und Finanzministerium auf dem Syntagma Platz ab. Dort griff die Polizei die Kundgebung an und vertrieb die Leute. 1500 Leute versammelten sich dann am frühen Abend an der Polizeihauptwache zu einem Protestzug. 

 

Nach der Räumung der Villa Amalias und den dortigen Massenfestnahmen wurde im besetzten Haus Patission 61 & Skaramaga eine Razzia statt. Auch dieses Häus wurde vesiegelt und wird von der Polizei bewacht. Gegen 15 Uhr traten Antiriot-Einheiten die Tür ein und stürmten das Gebäude. Es wurden keine Anwälte im besetzten Haus zugelassen.  Im Rahmen ihrer Durchsuchung fotografierte die Polizei die Räume und konfiszierte einige Computer. Die sieben GenossInnen, die sich während der Polizeinvasion im Skaramaga Squat befanden wurden über Stunden, wie Geiseln, in einem Mannschaftswagen der Polizei vor dem besetzten Haus festgehalten. Anschließend wurden sie der Bullenstation in Omonia überstellt. Inzwischen sind alle 7 AnarchistInnen aus dem Skaramanga entlassen, am 24. Januar haben sie einen Gerichtstermin.  

 

Erklärung aus dem Skarmaga Squat zu der Razzia:

 

Heute um 15 Uhr fand eine polizeiliche Hausdurchsuchung im besetzten Haus Patission 61 & Skaramaga statt. Im Gebäude befinden sich sieben GenossInnen (die als Zeugen die Durchsuchung des Squats durch die Polizei beobachten). Der repressive Einsatz kam rachsüchtig, wenige Stunden nach der Wiederbesetzung der Villa Amalias und der Besetzung der DIMAR-Parteizentrale. Diese beiden Einsätze endeten mit Räumungen, bei denen etwa 150 GenossInnen festgenommen oder verhaftet wurden.

 

Die Dreiparteienregierung, die Polizei und die NAT (der Pensionsfonds der kaufmännischen Seeleute, der das Eigentum an dem Gebäude beansprucht) sind in der Hauptsache verantwortlich für diesen Angriff. Wir werden uns ihnen entschlossen entgegen stellen.

 

Hände weg von den besetzten Häusern! Sofortige Freilassung aller Festgenommenen/Verhafteten!
Sofortiger Rückzug der Repressionskräfte aus beiden, dem Villa Amalias Squat und dem Skaramaga Squat!


Die HausbesetzerInnen haben ihre eigenen Archivfotos vom Gebäude veröffentlicht und erklären der Öffentlichkeit ihre vielfältigen Aktivitäten als Reaktion auf die Bilder der Polizei und der reißerischen Berichterstattung der Massenmedien, die nicht zögern, sie als ‘Kriminelle’ zu porträtieren. Schaut euch die Bilder hier an.

 

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Für Samstag, den 12. Januar wurde  12 Uhr zu einer großen Solidaritätsdemonstration an der Propylea in Athen aufgerufen. Auf Linksunten gibt es eine

Video- und Bildersammlung zu dieser Demo, an der sich ungefähr 10.000 Menschen beteiligten. Sie begann an den Propyläen der Athener Universität und führte über die Patission Allee zum Evelpidon Gericht. Auch in anderen griechischen Städten kam es heute zu Solidaritätsaktionen für besetzte Häuser, z. B. in Thessaloniki (1500), Patras (700), Chania, Rethymnon und Heraklion (auf Kreta), Mytilini (auf Lesvos) und auf Naxos.

 

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„Lelas Karagianni 37″

Am 15. Januar begann die Polizei um 11:30 Uhr  mit der nächsten Räumung in Athen. Nach einer halben Stunde drangen sie in das „Lelas Karagianni 37″ (ältestes seit 1988 besetztes Haus in Athen) ein und verhafteten 14 Personen innerhalb des Gebäudes und Menschen auf dem Dach. Außerhalb des Gebäudes sammelten sich in kurzer Zeit mehrere hundert Personen, welche versuchten die Räumung noch zu verhindern. Alle Verhafteten wurden nach wenigen Stunden entlassen und von  ca. 200 Solidarischen vor dem Polizeipräsidium in der Alexandra Str. erwartet. Das LK 37  wurde um 17 Uhr, kurz nachdem sich die Polizei aus seiner Nähe zurückgezogen hatte, wiederbesetzt.  

 

Mehr Infos folgen.

 

von:http://de.contrainfo.espiv.net

 

 

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Berlin: Solidaritätsaktion im griechischen Konsulat

 

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Berlin: 17.1. Spontane Demo für Squats in Athen

 

Solidaritätserklärung vom Autonomen Zentrum Köln

 

Solitext der FAU Teil 1 / Teil 2

 

Mexiko City: Solidarität kennt keine Grenzen

 

Brisbane:Solidarität der Brisbane Anarchist Summerschool

 

Linksunten: Griechenland: Repression und Widerstand, umfangreiche kommentierte Linksammlung mit Hintergrundinfos, deren Inhalte hier mit eingeflossen sind.

 

Soliaktion vor griechischer Botschaft in Wien

 

San Franzisco: Griechisches Konsulat aus Solidariät mit dem anarchistischen Squat Villa Amalias mit Farbbeuteln angegriffen

 

Berlin: Solidaritätsdemo

 

Berlin: Liebig34 zeigt sich mittels Transparent solidarisch mit der Villa Amalias

 

HB: Solikundgebung für griechische BesetzerInnen

 

HH: Kundgebung für Genoss_innen in Athen

 

Bielefeld solidarity with Villa Amalias

 

Solidarität mit der Villa Amalias (Berlin-Rigaer94)

 

Solidarity with Villa Amalias (Athens)! (Friends of Fritz Scherer)

 

UPDATES sind auch hier zu finden:


 

(griechischsprachig, auch Bildmaterial)
https://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1447379

 

(englischsprachig)
Indymedia Athen:

https://athens.indymedia.org/?lang=en

 

Occupied London (dort auch immer wieder eine Art Ticker geschaltet)
http://blog.occupiedlondon.org/

 

Contrainfo
http://en.contrainfo.espiv.net/

 

(deutschsprachig)

Contrainfo
http://de.contrainfo.espiv.net/

 

Blog Anarchistischer Funke

http://afunke.blogsport.de/

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In Wien gibt es morgen (Do 10.1.2013) um 15 Uhr eine Solikundgebung vor der griechischen Botschaft:

https://linksunten.indymedia.org/en/node/75534

 

Berlin?

[22.28pm] Das Athener Gericht entließ schließlich alle verhafteten GenossInnen, sie wurden von knapp 250 solidarischen Menschen begleitet.

 

Berlin: Liebig34 zeigt sich mittels Transparent solidarisch mit der Villa Amalias

die Information über die Entlassung aller Verhafteten war bereits im Text berücksichtigt.

 

Die Solidaritätsaktion der Liebig 34 ist inzwischen ergänzt. Danke für die Info.