A. Paul Weber: Kritische Auseinandersetzung unausweichlich

Erstveröffentlicht: 
10.12.2012

PINNEBERG. Ein wenig Aufregung merkte man den Gästen an, die sich am Sonnabend um 16 Uhr in der Drostei eingefunden hatten, um an der Eröffnung der Ausstellung "Drei Orte: A. Paul Weber - Gerüchte, Abgründe, Paragraphenschlüpfer" teilzunehmen. Bereits im Vorfeld hatte es Kritik an der Ausstellung von Seiten der Antifa Pinneberg gegeben. Diese hatte in einem offenen Brief dazu aufgefordert, die Ausstellung noch einmal zu überdenken und die Werke A. Paul Webers, der während des Dritten Reichs auch nationalistische Werke gefertigt hatte, nicht unkommentiert der Öffentlichkeit zugänglich zu machen (diese Zeitung berichtete).

 

In ihrer Eröffnungsrede stellte Stefanie Fricke, künstlerische Leiterin der Drostei, klar, dass sie die Werke Webers durchaus nicht un kritisch betrachte. Weber sei ein Mensch mit guten und schlechten Seiten gewesen, mit Widersprüchen und mit Fehlern während seines fast 90-jährigen Lebens. Er habe jedoch die Fähigkeit besessen, "in Bildern zu denken", sein Umfeld genau zu beobachten und dieses in seinen Lithografien zu verarbeiten. Das dabei entstandene Gesamtwerk eines Mannes, der zwei Weltkriege, ein Kaiserreich, die Weimarer Republik, das Dritte Reich und die Bundesrepublik Deutschland mit erlebt habe, ermögliche den Besuchern der Ausstellung eine interessante Auseinandersetzung mit der Zeit geschichte. 

Auch die Journalistin Jutta Kürtz, die Weber in seinem letzten Lebensjahrzehnt persönlich kennen gelernt hatte, hob in ihrer Rede hervor: "Sich A. Paul Weber anzuschauen, das bedeutet eine Anstrengung, eine Auseinandersetzung, der man sich zwangsläufig unterziehen muss." Sie hoffe, dass alle Besucher der Drostei beim Anblick der Bilder zum Nachdenken aufgerufen würden und innerlich berührt nach Hause gingen, das hätte sich auch Weber gewünscht.

Der Kreispräsident und Vorsitzende der Stiftung Landdrostei Burkhard E. Tiemann (CDU) wandte sich in seiner Ansprache einem anderen Aspekt zu und gab einen spannenden Einblick in die Entstehung des Kreiswappens, dessen Entwurf und Reinzeichnung man ebenfalls als Original in der Ausstellung betrachten kann. Dass Weber mit dem Wappen beauftragt wurde sei ein Zufall gewesen: Während der ersten Sitzung des Kreistags nach dem Zweiten Weltkrieg habe über das Kreiswappen und über die Nominierung eines Landrats abgestimmt werden sollen. Die Abgeordneten, die von den englischen Alliierten eingesetzt wurden, seien überwiegend sozialdemo kratisch und kommunistisch gewesen und hätten deswegen den Sozialdemokraten Walter Damm für den Landtag nominieren wollen. Mit dieser Wahl hätten sie jedoch gegen den konservativen Hermann Wuppermann gestimmt, der 1945 von den Alliierten als Landrat eingesetzt worden sei. Um auszuprobieren, welche Konsequenzen es habe, gegen den Vorschlag der Alliierten zu stimmen, entschieden sich die Abgeordneten, auch in der ersten Abstimmung anders als diese vorschlugen abzustimmen. Sie hatten Erfolg und so wurde Weber beauftragt, ein Wappen für den Kreis Pinneberg zu entwerfen. Dieses sei übrigens bis heute nicht genehmigt worden, da die goldenen Baumwurzeln im silbernen Boden gegen heraldische Regeln verstießen. <ZuVor></ZuVor>Die Ausstellung in der Drostei ist noch bis zum 27. Januar 2013 jeweils von Mittwoch bis Sonntag zwischen 11 und 17 Uhr geöffnet.