Brandstiftung in Wörther Asylbewerberunterkunft - Polizei: „Wir ermitteln in alle Richtungen“

Erstveröffentlicht: 
06.11.2012

Von Horst Müller.
Die Polizei hat noch keine heiße Spur, wer für den Brand in der Asylbewerberunterkunft in Wörth verantwortlich ist. Da an insgesamt drei Stellen Feuer gelegt wurde, geht die Kripo nach wie vor von Brandstiftung aus. "Es gibt keine neuen Erkenntnisse. Wir ermitteln in alle Richtungen", teilte Pressesprecher Alexander Schraml vom Polizeipräsidium Niederbayern am Montag auf Anfrage unserer Zeitung mit.

 

Wie bereits berichtet, hatte in der Nacht zum Samstag eine Bewohnerin der Asylbewerberunterkunft den Rauchmelder gehört und gegen 1 Uhr die Einsatzzentrale der Polizei in Straubing alarmiert. Bewohner der Unterkunft - zur Brandzeit befanden sich laut Polizeiangaben elf Personen in dem ehemaligen Gasthaus an der Landshuter Straße - konnten den Hauptbrandherd in der Küche noch vor dem Eintreffen der Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst löschen, indem sie die brennenden Gegenstände kurzerhand aus dem Fenster warfen. Verletzt wurde niemand, auch die Beschädigung des Gebäudes hält sich in Grenzen.

Die Feuerwehren unter Leitung von Kommandant Robert Taglinger von der Freiwilligen Feuerwehr Wörth entdeckten bei der Suche nach weiteren Gefahrenquellen, dass auch in einer Garage, in der Möbel untergestellt sind, und vor dem Gebäude im ehemaligen Biergarten Feuer gelegt worden war.

Die in dem Heim wohnenden Asylbewerber hatten sich angesichts der Gefahr in ihren Zimmern verschanzt und die Türen verbarrikadiert. Wie aus Kreisen der Feuerwehr zu hören war, sei dies eine richtige Verhaltensweise gewesen: Hätte sich das Feuer weiter ausgebreitet, hätten die Bewohner bis zum Eintreffen der Hilfskräfte Schutz gefunden, die die bedrohten Menschen dann über die Fenster gerettet hätten.

So klein wie der materielle Schaden ist, der durch das Feuer angerichtet wurde, so groß ist derzeit noch das Rätselraten, wie es zu dem Brand kommen konnte. Die Ermittler der Kripo Landshut, die in Absprache mit der Staatsanwaltschaft den Fall übernommen haben, gehen jedenfalls unverändert von vorsätzlicher Brandstiftung aus. Täter und Tatmotiv sind dagegen auch drei Tage nach dem glimpflich verlaufenen Vorfall unklar. Zumindest bleibt das Polizeipräsidium bei seiner Linie, "aus ermittlungstaktischen Gründen keine weiteren Details" zu veröffentlichen.

Erste Mutmaßungen, denen zufolge ein ausländerfeindlicher Hintergrund nicht auszuschließen sei, kann die Polizei bislang zumindest nicht bestätigen. Dies gilt auch für ein weiteres Gerücht, das zwischenzeitlich die Runde macht: So wird mittlerweile kolportiert, dass möglicherweise ein oder mehrere Bewohner nicht ganz unschuldig am Ausbruch des Brandes gewesen sein sollen. Doch auch für diese Behauptung gibt es seitens der Polizei bisher keine Bestätigung. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir noch nichts ausschließen, wir ermitteln in alle Richtungen", fasst Polizeisprecher Schraml zusammen.

Unbestätigt bleibt vorerst auch die Information, dass die Spuren, die der oder die Brandstifter am Tatort hinterlassen haben, nicht die Handschrift von Profis tragen sollen. So soll es keine Hinweise dafür geben, dass bei der Ausführung der Tat möglicherweise Brandbeschleuniger zum Einsatz kamen.

 

Auch der Zeugenaufruf hat die Polizei bei ihren Ermittlungen noch nicht weiter gebracht. Aus der Bevölkerung seien jedenfalls keine Hinweise eingegangen, die den Beamten neue Erkenntnisse zur Aufklärung der mysteriösen Brandstiftung geliefert hätten. Der Aufruf der Kripo ist deshalb weiter aktuell: Wer am Samstag in der Zeit von 0.45 bis 1 Uhr in der Landshuter Straße in Wörth oder im näheren Umfeld verdächtige Personen oder Fahrzeuge festgestellt hat, soll sich bei der Kripo Landshut unter Telefon 0871-92520 melden.

Die Asylbewerberunterkunft in Wörth sorgt nicht zum ersten Mal für Schlagzeilen. Im Zusammenhang mit der vom Landratsamt Landshut praktizierten dezentralen Unterbringung von Asylbewerbern sah sich Landrat Josef Eppeneder des Vorwurfs der Vetternwirtschaft ausgesetzt, weil das ehemalige Wirtshaus, das zwei seiner Kinder gehört, vom Landratsamt als Flüchtlingsherberge angemietet wurde. Die Regierung von Niederbayern hat jedoch festgestellt, dass keine Bevorzugung der Landratskinder zu erkennen gewesen sei.

Im Mai fanden darüber hinaus im Internet üble Drohungen sowie Beleidigungen und Schmähungen von Landkreispolitikern und Mitarbeitern des Landratsamtes rasche Verbreitung und auch umgehend Eingang auf Internetseiten und Internetforen rechtsradikaler Kreise. Die Geschäftsleitung des Landratsamts hatte daraufhin die Staatsanwaltschaft Landshut eingeschaltet. Der Landshuter Medienrechtler und Rechtsanwalt Prof. Dr. Ernst Fricke hat schließlich die Löschung vieler Internet-Einträge erwirkt, darunter auch Schmähungen auf den Internetseiten renommierter überregionaler Medien.