(Wien): Bundesheer "zum Angreifen"

Bundesheer zum Angreifen: Babywelpen des Militärhundezentrums.

Bundesheer "zum Angreifen" - Unsere Nation ist keine Nation! Dezentrale Aktionen gegen den Nationalstaatswahnsinn am 26. Oktober

Unter diesem Motto wurde auch dieses Jahr am Heldenplatz in Wien anlässlich des Nationalfeiertages eine im wahrsten Sinn des Wortes "gewaltige" Zeltstadt errichtet. Das Bundesheer und zahlreiche Ministerien nutzten die ihnen gebotene Präsentationsplattform, um sich in Szene zu setzen und den Besucher_innen der Veranstaltung bestmöglich die nationalstaatliche, militärische Propaganda zu unterbreiten.

 

Hunderttausende Menschen, die an einem weitestgehend lohnarbeitsfreien Tag offenbar nichts besseres zu tun hatten, als ihrer Pflicht als "gute" Staatsbürger_innen nachzukommen und der Einladung der Staatsgewalt zu folgen, spazierten am Heldenplatz zwischen Panzern, Militärflugzeugen, Imbissständen, Polizist_innen und Soldat_innen umher und bestaunten die Waffen und Kriegsgeräte. Währenddessen wurden sie von Schüssen und Detonationen, die im Rahmen der "dynamischen Leistungsschau" des Heeres fielen und detaillierten Erklärungen der Kriegsgeräte beschallt und unterhalten.

 

Unser Vorhabend das Motto "Bundesheer zum Angreifen" wörtlich zu nehmen fiel angesichts des etwas ungleichen Größen- und Kräfteverhältnisses zwar harmlos aus, aber nichtsdestotrotz fanden den ganzen Tag über spontane dezentrale Aktionen statt um den Nationalstaatswahnsinn zumindest nicht ganz unwidersprochen geschehen zu lassen.

 

In unmittelbarer Nähe zum Heldenplatz wurde bereits am Vormittag ein Infozelt aufgebaut und anti-nationale Flyer verteilt.

Um die "Angelobung" von beinahe tausend Soldat_innen zu stören und die Zuschauer_innen mit der Absurdität dieser Demonstration nationalistischer Macht und Gewalt zu konfrontierten, begannen mehrere Aktivist_innen während der "Angelobung" und den Reden davor, wiederholt laut zu lachen. Es war auch nicht besonders schwer die tausend "freiwillige Wehrpflichtige" die einem Vorschreier nachriefen: "Ich gelobe, mein Vaterland, die Republik Österreich, und sein Volk zu schützen und mit der Waffe zu verteidigen (...)" lustig, oder erschreckend lächerlich zu finden. Die Reaktionen der Besucher_innen reichten von verbalen bis hin zu physischen Angriffen auf die Aktivist_innen, die ihre Aktion mit Flyern unterstützt hatten. Da die Situation zu bedrohlich wurde, zogen sich die Aktivist_innen schließlich zurück.

 

Zwischendurch fand um 13.30 Uhr eine Kundgebung und schließlich von der Polizei blockierte Demonstration statt, die zum Ziel hatte, einen Haufen rechter Initiativen, die sich am Stephansplatz versammelt hatten, zu stören.

 

Am Nachmittag gab es zwischen den ganzen Panzern und des stolz präsentierten Eurofighters einen Flashmob: Ca. 30 Personen starben unter lauten Schmerzensschreien und zogen die Blicke der Passant_innen auf sich. Diese Aktion führte zu mehr Diskussionsbereitschaft unter den Besucher_innen. Besonders schön war die Reaktion eines kleinen Kindes: "Mama, warum liegen die Leute hier am Boden und alle gehen vorbei."

 

Zwischendurch gab es zur Stärkung eine Vokü. Aber die Pause war nicht lange. Kurz vor Abbau der militärischen Zeltstadt kletterten einige Aktivist_innen auf einen Panzer, der vorher als Kinderspielplatz missbraucht wurde und entfalteten ein Transpi mit der Aufschrift "Mord ist geil", während um den Panzer herum etwa 50 Menschen antinationale Spruchchöre riefen. Insofern vor allem erfolgreich, weil kurzfristig Kinder und Kriegsbegeisterte von den Panzern heruntergeholt wurden. Die anwesenden Soldaten und Polizisten (es wurden nur Männer beobachtet) waren offensichtlich im Unklaren über ihre Kompetenzen und überfordert mit der Situation.

 

Sämtliche Aktionen wurden von den Besucher_innen und Veranstalter_innen wahrgenommen konnten die nationale Idylle, wenn schon nicht abschaffen, dann wenigstens stören.

 

Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat! Keine Grenzen, keine Schranke, Österreich ist nur ein kranker Gedanke!

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Klasse Aktion, würde mich freuen, sollte man aus Wien wieder ähnliches hören. Eine kleine Anmerkung am Rande: Im Sprachgebrauch des "Österreichischem" bedeutet "Angreifen"  (für den vermeintlich unwissenden Sprecher eines anderen "deutschen" Dialektes) in dem Kontext in erster Linie Anfassen.  Dass es da noch andere Interpretationen geben kann, ist im Artikel ja deutlich geworden.

ein video von der transpiaktion am panzer: https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=E09trE3e4RY

Mich freut es riesig, dass sowas mal in Östereich gemacht wird. Ich dachte schon, die linke Szene dort sei "ausgestorben". Vor allem dieser Flashmob war ein riesiger Erfolg. Ich hoffe, dass ich von noch weiteren, antimilitaristischen Aktionen hören werde.