Risse an Rohren --- Teil-Baustopp an AKW in Finnland

Erstveröffentlicht: 
14.05.2009

STOCKHOLM taz | Beim umstrittenen Neubau des Atomkraftwerks (AKW) im finnischen Olkiluoto hat die Strahlenschutzbehörde STUK am Dienstag einen teilweisen Baustopp angeordnet. An Rohren des primären Kühlkreislaufsystems waren millimetertiefe Risse entdeckt worden. Da es sich laut Petteri Tiippana von der STUK hierbei "um das wichtigste Rohrsystem im gesamten AKW" handelt, müsse jetzt untersucht werden, ob es sich bei diesen bis zu zwei Millimeter tiefen Rissen nur um eine oberflächliche Rissbildung an den acht Zentimeter dicken Rohren handelt oder ob sich diese auch tiefer im Material finden. Auch müsse erst geklärt werden, wie es zu diesen Rissen gekommen sei und warum diese erst jetzt festgestellt worden seien. Bis dahin werde die Behörde einen Weiterbau an diesem Komplex des Reaktors untersagen.

Greenpeace fordert dagegen einen umfassenden Baustopp. Die Regierung müsse den Weiterbau verbieten, bis alle bisherigen Mängel an diesem Neubau untersucht worden seien, betonte Lauri Myllyvirta von Greenpeace Finnland. Schließlich gingen von einem AKW Gefahren für Leben und Gesundheit von Millionen von Menschen aus. Das Baukonsortium habe nunmehr zur Genüge bewiesen, dass es nicht über das notwendige Sicherheitsdenken und die Qualifikationen verfüge, um den weltweit größten Atomreaktor bauen zu können.

Areva-Siemens, die in Finnland den Prototyp einer neuen Reaktorlinie, den EPR ("Europäischer Druckwasserreaktor"), errichten wollen, sind seit Beginn der Bauarbeiten im Jahre 2005 mehrfach wegen Mängeln und Verstößen gegen die Bauvorschriften kritisiert worden. Im Fundament war fehlerhafter Beton verbaut worden, beim Skelett des Reaktorgebäudes waren vorschriftswidrige Schweißarbeiten vorgenommen worden und Stahlelemente im Reaktorschutzbehälter waren mangelhaft. Auch bei einem anderen EPR-Neubau, dem im französischen Flamanville, hat es Probleme gegeben.

Dabei gilt Olkiluoto als Prestigeprojekt. Britische Medien berichteten nun am Wochenende von wachsenden Zweifeln im Zusammenhang mit den Plänen der französischen EDF, in Großbritannien vier EPR-Reaktoren von Areva errichten zu wollen. Von einem "unerwarteten und potenziell verheerenden Schlag" schrieb der Independent: "War doch eines der wichtigsten Verkaufsargumente der neuen europäischen Druckwasserreaktoren, dass ihre Sicherheitssysteme wesentlich besser sein würden als die in den aktuellen Reaktoren."