Vom 24. bis zum 29. September hat die bundesweite Aktionswoche für militärfreie Bildung und Forschung stattgefunden. Von der Kampagne „Schulfrei für die Bundeswehr“ wurde dazu aufgerufen, im Zeitraum dieser Woche, durch Aktionen und Veranstaltungen die Themen Bundeswehrbesuche an Bildungseinrichtungen und militärische Forschung an Hochschulen in die Öffentlichkeit zu bringen. Es hätte ein kleiner Schritt der antimilitaristischen Bewegung aus der Defensive, hin in Richtung Offensive, werden können.
Die Aktionswoche in Stuttgart:
In Stuttgart gründete sich ein lokales Aktionsbündnis, welches eine Infoveranstaltung mit Michael Schulze von Glaßer sowie eine Kundgebung mit Aktionsbeiträgen organisierte und die kommende Demonstration am 20. Oktober vorbereitet. Während der Bündnistreffen zeigte sich durch die fluktuative Beteiligung einiger Bündnispartner_Innen wie wichtig es ist, dass es aktionsfähige und kontinuierlich antimilitaristische Arbeit leistende Strukturen wie das „Offene Treffen gegen Krieg und Militarisierung–Stuttgart“ gibt. Ohne das hätten die Aktivitäten nicht so von statten gehen können wie sie getan haben.
Hier folgt nun eine kurze Zusammenfassung der Aktivitäten in Stuttgart:
Am Montag, den 24. September wurde die Aktionswoche mit der Veranstaltung „Bundeswehr im Klassenzimmer“ eröffnet, die einen Überblick über die Werbestrategien der Bundeswehr schaffte. Gerade für Menschen, denen das Thema noch mehr oder weniger fremd war, konnte der Referent Michael Schulze von Glaßer (Informationsstelle Militarisierung Tübingen e.V.) neue Informationen sowie Daten und Fakten liefern. So wurde deutlich gemacht, dass die Bundeswehr unter dem Aspekt der direkten Kriegsführung mehr oder weniger gezwungen ist, an Schulen und in die Öffentlichkeit zu gehen. Denn sowohl für die Aufstockung der sich im Ausland befindenden deutschen Soldaten von 7.000 auf 10.000, sowie für die der Freiwilligendienstler von 5.000 auf 10.000, benötigt die Bundeswehr neue Rekruten.
Die Veranstaltung war ein gelungener Einstieg in die Aktionswoche.
Am Dienstag, den 25. September wurde die Bundeswehr bei einem Schulbesuch in Ludwigsburg gestört und Flyer an die Berufsschüler_Innen verteilt. Über den ganzen Tag hinweg ist es immer wieder gelungen eine Gegenpräsenz zur Bundeswehr zu schaffen - und dies trotz Personenkontrollen durch die Polizei und Hausverboten und von Seiten der Schulleitung.
Dass die Bundeswehr durch derartige Aktionen angreifbar ist, zeigt sich immer wieder an der empfindlichen Reaktion der Jugendoffiziere. Es ist möglich und einfach die Militärpräsenz zu stören und ihrem Bild vom sympathischen Soldaten und dem attraktiven Arbeitgeber Bundeswehr etwas entgegen zu setzen und so ihre Ziele zu durchkreuzen.
Link zum Bericht: https://linksunten.indymedia.org/de/node/68980
Am selben Tag wurde abends das Kultusministeriums Baden-Württemberg in der stuttgarter Innenstadt als Kriegstreiber markiert. Mehrere Antimilitarist_Innen klebten Plakate, die auf die Zusammenarbeit zwischen Kultusministerium und Bundeswehr hinwiesen, an das Gebäude.
Die Aktion wurde mit einem Video dokumentiert: http://www.youtube.com/watch?v=f7qBC3cRMGw
Einen ausführlichen Bericht findet ihr hier: https://linksunten.indymedia.org/de/node/67871
Am Freitag, den 28. September fand die Aktionswoche in Stuttgart, mit einer Kundgebung in der Innenstadt, ihren vorläufigen Abschluss. Diese war durch ihren vielseitigen und kreativen Charakter für viele Menschen eine attraktive Möglichkeit sich über die Bundeswehr kritisch zu informieren. Durch die von Straßentheaterinszenierung, großflächigen Parolen mit bunter Kreide und informativen Stellwänden geprägte Außenwirkung, war es möglich bei den von Shoppingwahn getriebenen Passant_Innen der Königsstraße Interesse und Offenheit für die Thematik der Kundgebung zu erwecken und sie zum Stehenbleiben zu bewegen. Dies sollte in Zukunft bei ähnlichen Veranstaltungen öfters bedacht und umgesetzt werden.
Link zum Bericht: https://linksunten.indymedia.org/de/node/68092
Zusammenfassend kann man sagen:
In Stuttgart ist es durch die Aktivitäten in der Aktionswoche teilweise gelungen kleine Erfolge zu erzielen, indem innerhalb der Stuttgarter Linken der Kampf gegen die Bundeswehr und ihre Werbeversuche sowie gegen die dahinter stehende Kriegspolitik Deutschlands präsenter gemacht wurde. Dies erkennt man zum Beispiel an dem gewachsenen Interesse am Offenen Treffen gegen Krieg und Militarisierung. Zudem konnten Erfahrungen mit neuen Aktionsformen gesammelt werden.
Dennoch ist es wichtig zu bemerken, dass der Anspruch einer bundesweiten Aktionswoche nicht erfüllt wurde, obwohl sie auch in anderen Städten wie zum Beispiel in Heilbronn aufgenommen wurde. Das Ziel den Themenbereich Antimilitarismus zu fördern und aus der Defensive zu holen wurde nicht erreicht. Dies hängt einerseits mit einer unzureichenden Mobilisierung zusammen, vielleicht auch mit der Überlagerung der Proteste gegen das GÜZ, dessen Mobilisierung breite Kreise gezogen hat, aber andererseits vor allem mit einem grundlegenden Problem des Themenbereichs:
Durch die Tatsache, dass viele Kriege trotz Proteste statt finden, ist eine gewisse Ohnmacht und eine daraus resultierende Trägheit innerhalb der Linken weit verbreitet. So war es auch in unserer Stadt schwierig Menschen zu mobilisieren. Hinzu kommt, dass die Kriegstreiber ihre Propaganda immer geschickter und professioneller betreiben, in dem sie ihre Einsätze als notwendig und im Interesse der Menschenrechte darstellen. Dies konnte man zum Beispiel an den bundesweit schwach ausgefallenen Protesten gegen die Intervention der NATO in Libyen deutlich sehen.
Wir haben also als Antimilitarist_Innen viel Arbeit noch vor uns, bis sich eine dynamische antimilitaristische Bewegung entwickelt, mit der die imperialistische Kriegspolitik Deutschlands effektiv angegriffen werden kann. Für dies sind kontinuierlich arbeitende Strukturen von enormer und zentraler Bedeutung.
Antimilitaristische Strukturen auf- und ausbauen!
Einzelne, terminbezogene Kampagnen wie zum Beispiel die vergangene Aktionswoche sind wichtig um punktuell Akzente zu setzen und so Aufmerksamkeit zu erzeugen. Gerade jetzt ist dies dringlicher denn je, niemals gab es mehr bewaffnetet Konflikte als es aktuell der Fall ist. Um nationale sowie internationale Kapitalinteressen durchzusetzen werden Kriege geführt und geschürt und zur Rechtfertigung dieser werden verlogene moralische Argumente angebracht. Damit einhergehend findet eine stetige Militarisierung des Inneren und der Gesellschaft statt.
Kriege liegen in der Natur des auf Profitmaximierung und Ausbeutung basierenden kapitalistischen Systems, Frieden und Kapitalismus sind also ein unlösbarer Widerspruch. So müssen wir als Antimilitarist_Innen versuchen Perspektiven jenseits des Kapitalismus aufzuzeigen und erkennen, dass antimilitaristische Arbeit nur erfolgreich sein kann, wenn wir sie mit dem Kampf um eine befreite Gesellschaftsordnung verbinden.
In diesem Sinne: Beteiligt euch an der antimilitaristischen Demonstration am Samstag, den 20. Oktober in Stuttgart!
Gegen imperialistische Kriege und Ausbeutung, für einen klassenkämpferischen Internationalismus!
Sa., 20.10.12 / 14 Uhr / Lautenschlagerstr. HBF Stuttgart / Antimilitaristische Demo
Gemeinsame Zugfahrten zur Demo:
Schwenningen Bf – 11:30
Heilbronn Hbf – 12:40
Gaggenau Bf – 11:21
Rastatt Bf – 11:31
München - 9:35 Uhr bei der großen Anzeigetafe l München HBF
http://antimilaktion.blogsport.de/2012/09/12/aufruf-zur-demo-am-20-10/
Aufruf des Stuttgarter Aktionsbündnis für militärfreie Bildung und Forschung:
https://linksunten.indymedia.org/de/node/66542