FÜRTH - Völlig überraschend hat am Samstagmittag in der Fürther Innenstadt eine Demonstration von rund 100 Neonazis aus dem süddeutschen Raum stattgefunden, die durch die Straßen zogen und Parolen skandierten. Nach Auskunft der Polizei war eine Eilanmeldung für die Veranstaltung in der Nacht zum Samstag bei der Fürther Inspektion eingegangen.
Laut dem seit einiger Zeit liberalisierten Versammlungsrecht habe man die Demonstration genehmigen müssen, sagte Polizeisprecher Robert Sandmann im Gespräch mit den Fürther Nachrichten. Man habe lediglich mit Auflagen reagieren können; so sei die gewünschte Route durch die Fußgängerzone abgelehnt worden, stattdessen zogen die Rechtsextremen laut Sandmann von der Stadthalle aus durch die Hirschenstraße und die Maxstraße über den Bahnhofplatz bis zur Freiheit.
Angemeldet worden sei die Demo von einem bekannten Vertreter des "rechten Spektrums im Großraum", so Sandmann, dessen Namen er jedoch nicht nennen wollte. In den Reihen der Teilnehmer befanden sich allerdings etliche Vertreter des rechtsextremen "Freien Netzes Süd" um den Stadelner Matthias Fischer.
Hintergrund war ein für diesen Samstag in Dresden geplanter Aufmarsch von Neonazis, gegen den Tausende auf die Straße gingen und der wieder abgesagt worden war. In Fürth war deshalb auch die Bombardierung Dresdens vor 67 Jahren zentrales Thema auf Spruchbändern und in einschlägigen Redebeiträgen.. Aus diesem Anlass waren bereits am vergangenen Montag etwa 1.600 Rechte in der sächsischen Hauptstadt aufmarschiert.
Die Veranstaltung in Fürth sei "störungsfrei" verlaufen, so die Polizei, bei der Bevölkerung sei sie "nur auf geringes Interesse" gestoßen. Wegen der Kurzfristigkeit kam es offenbar auch nicht zu Gegendemonstrationen im üblichen Ausmaß - der Auftritt der rechten Szene war schlichtweg kaum bekannt. Lediglich an der Fürther Freiheit hätten laut Polizei etwa 50 Passanten ihrem Unmut durch Zwischenrufe Luft gemacht.
Anschließend habe die Schlusskundgebung vor dem Fürther Hauptbahnhof stattgefunden. "Nach mehreren Redebeiträgen war die Veranstaltung gegen 14.15 Uhr beendet", vermerkt das Polizeiprotokoll.
Vorwürfe aus Antifa-Kreisen, die Polizei habe versucht, „den Gegenprotest im Keim zu ersticken“, weist Sprecher Sandmann, der selbst vor Ort war, zurück. Davon könne nach seinen Erkenntnissen keine Rede sein.
Bestätigen kann die Polizei dagegen, dass in der Nacht zum Sonntag eine Scheibe des „Infoladens Benario“, eines Treffs der Fürther Antifa-Szene in der Nürnberger Straße, eingeworfen und der Rollladen demoliert wurde. Für die Betreiber des Ladens steht fest, dass die Täter aus dem Neonazi-Lager stammen. Die Polizei hat Spuren gesichert und ermittelt auch in diese Richtung, hieß es am Sonntag auf FN-Anfrage. Anwohner gaben an, gegen zwei Uhr einen Knall gehört zu haben, danach sei ein dunkel gekleiderter Mann davongerannt. Mögliche Zeugen werden gebeten, sich unter der Rufnummer (0911) 21123333 zu melden.
In den vergangenen Monaten waren, wie berichtet, auf das Eigentum von Antifaschisten in der Region mehrere Anschläge verübt worden, die dem rechten Spektrum zugerechnet werden.