Nachdem schon ein anstehender Vortrag der Burschenschaft Rheinfranken auf öffentliche Kritik stieß, hat nun auch die Burschenschaft Germania einen führenden Theoretiker der Neonaziszene eingeladen. Am 24.11.2011 soll Pierre Krebs auf dem Verbindungshaus der Germania sprechen. Krebs ist als Mitbegründer des extrem rechten „Thule Seminars“ bekannt.
Pierre Krebs ist ein französischer Neonazi und Vertreter der sogenannten „Neuen Rechten“, einer Strömung innerhalb der extremen Rechten, die sich vor allem der Modernisierung völkischen Gedankenguts und einer Intellektualisierung der Naziszene verschrieben hat. Mit diesem Ziel hat er das „Thule Seminar“ mitbegründet, welches seit seiner Führung als eines der wichtigsten Theorieorgane der Rechten gilt. Das „Thule Seminar“ propagiert einen heidnischen Neonazismus, der stark rassistische und antisemitische Elemente enthält. Krebs trat unter anderem auch als Referent für die rechte Kulturvereinigung „Gesellschaft für freie Publizistik“ und die NPD auf.
Pressesprecherin der ag5 Sophia Stern dazu: „Angesichts der aktuell öffentlich diskutierten Mordserie durch Neonazis halten wir es für absolut unerträglich, wenn Chefideologen dieser Szene in Marburg ungestört auftreten können! Die Theoretiker des Thule Seminars geben das ideologische Rüstzeug für mordende Rassisten. Dass die Burschenschaften der Deutschen
Burschenschaft nicht davor zurückschrecken, solche Redner einzuladen, zeigt nur zu gut ihre Zugehörigkeit zur extremen Rechten.“
Die Verbindungen der Deutschen Burschenschaft (DB) sorgen immer wieder für
Negativschlagzeilen. Nach der Diskussion um den sogenannten "Ariernachweis“ (Spiegel) wurden vor Kurzem auch rassistische Vorfälle beim vorherigen Burschentag in Eisenach 2009 bekannt. Interne Diskussionen der Teilnehmer thematisierten offen rassistische Ausfälle gegen einen schwarzen Verbindungsstudenten während des Treffens. Auch die Marburger DB- Verbindungen zeigen offen ihre Gesinnung. Neben dem Vortrag mit Pierre Krebs bewirbt auch die DB-Verbindung Rheinfranken einen Vortrag mit Henry Nitzsche, der durch rassistische und homophobe Äußerungen für Schlagzeilen sorgte.
„Wir bleiben bei der Forderung nach einer Auflösung dieser Bünde.", so Sophia Stern, „Die aktuellen Entwicklungen in der DB und ihren Marburger Ablegern werden wir nicht unkommentiert lassen.“