Das Wagenburgleben ist kein Ponyhof

Schattenparker-Revier
Erstveröffentlicht: 
07.10.2011

Die Schattenparker sollen ein Grundstück räumen und aufs benachbarte Areal ziehen / Mietvertrag noch immer in der Schwebe
Von unserer Redakteurin Simone Höhl
Nächsten Freitag soll es ein Gespräch zwischen Stadtverwaltung und Schattenparkern geben. Das Mietverhältnis der Wagenburg am Flugplatz hängt in der Luft. Der Vertrag der Schattenparker ist am 31. August ausgelaufen, aber sie haben die Septembermiete überwiesen und eine Duldung. Doch noch immer wird gerungen. Es gibt Differenzen.

Seit fünf Jahren besteht die Wagenburg auf städtischem Grund. Genauer: auf zwei benachbarten Grundstücken — dem "Ponyhof" und "Himmelfall" . Das soll sich ändern: Der Gemeinderat hatte im Februar beschlossen, dass die Stadtverwaltung ihre Grundstücke an der Hermann-Mitsch-Straße arrondieren soll, um sie als Gewerbefläche zu vermarkten. An der neuen Möbelmeile liegen Ikea, Möbel Braun und bald "XXXLutz" — und direkt an der Straße das Grundstück "Ponyhof" .

Von dort sollen die Wagenburgler auf die andere Seite des Sträßchens "Am Eselwinkel" ziehen, auf das Gelände der Fallschirmspringer, neben ihren Platz "Himmelfall" . So hätten sie ein Grundstück am Stück, auf dem ein Vereinsheim mit Wasser und sanitären Anlagen steht. Ein weiterer Vorteil aus Rathaussicht: Kinder queren nicht mehr das private Sträßchen, über das Lastwagen Möbel Braun beliefern. Da habe es schon öfter gefährliche Situationen gegeben.

Für das Vorhaben sind die Fallschirmspringer bereits aufs Flugplatzgelände gewichen. Der Wagenburg-Mietvertrag, der mit dem neuen Arrangement von fünf auf acht Jahre verlängert werden soll, ist noch offen. "Die Vorgespräche liefen einvernehmlich" , sagt Gerhard Meier, Chef des Liegenschaftsamts. Doch statt der Unterschrift hätten die Schattenparker eine Änderung zurückgeschickt und wesentliche Teile gestrichen. Die Wagenburgler sagen, sie seien mit dem städtischen Entwurf zu einem Anwalt für Mietrecht und hätten nach der Beratung Änderungsvorschläge gemacht, um sie zu erörtern — um welche Punkte es geht, sagen sie nicht. Die Verhandlungen stockten schon im August. Das Rathaus hatte vorgeschlagen, dass ein Teil der in Vauban geräumten Wagenburg Kommando Rhino zu ihnen zieht, beide Seiten lehnten ab. Meier glaubt, dass sich Schattenparker und Verwaltung diesmal einigen. Doch er betont: Der neue Platz soll nicht nur bezogen, der Ponyhof auch geräumt werden.

Bei all dem steht im Raum, im Schattenparker-Revier stünden zu viele Wagen. Die Verwaltung gibt in ihrer Verfügung zur umstrittenen Polizeipräsenz während der Papstmesse an, dass die dortige Wagenburg aus über 80 Fahrzeugen besteht. Die Schattenparker glauben, da wurde die benachbarte Wagenburg "Eselwinkel" mitgezählt. Das betreute Wohnprojekt hat gut 20 Wagen und mit ihnen nichts zu tun. "Die Anzahl unserer bewohnten Wagen beläuft sich auf 45." Mehr erlaubt der Vertrag nicht. "Als wir wegen Rhino verhandelt haben, waren es schon 60" , sagt dagegen Annette Schubert, persönliche Referentin des Oberbürgermeisters. Eine Überbelegung ist aus Brandschutzgründen nicht zu dulden, erklärt Meier. "Und es gäbe auch den Wunsch nach Ausdehnung." Der Gemeinderat habe aber festgelegt, dass es keine neue Flächen für Wagenburgen geben soll.