AZ Köln weiterhin bedroht

Erstveröffentlicht: 
04.10.2011

Autonome mischen Politiker auf

Tumultartige Szenen auf der Kalker Bezirksvertretung: Besucher des Autonomen Zentrums störten mit Pöbeleien und Zwischenrufen die Diskussion. Die Stadtteil-Politiker sprachen sich mehrheitlich für einen Abriss der ehemaligen KHD-Kantine aus.

 

Kalk - Das hat es in der bisherigen Geschichte der Kalker Bezirksvertretung noch nicht geben: Nach massiven Störungen aus dem Publikum wurde die Sitzung von Bezirksbürgermeister Markus Thiele für eine gute halbe Stunde unterbrochen. Mit Zwischenrufen, lautstarken Protesten und Pöbeleien hatten rund 50 Verantwortliche und Besucher des Autonomen Zentrums ihren Unmut zur Diskussion der Bezirksvertreter über die Zukunft der ehemaligen KHD-Werkskantine geäußert. Mehrere Hinweise von Thiele, dass Sitzungsbesucher nur still zuhören, aber nicht diskutieren dürfen, wurden missachtet.

 

"Zur Not hätte ich den Saal mit Hilfe der Polizei räumen lassen", sagte Thiele später. "Ich habe absolut kein Verständnis dafür, wie seitens der AZ-Nutzer mit einigen Bezirks- und Pressevertretern umgegangen wurde." So waren der stellvertretende Bezirksbürgermeister Timon Delawari von den Grünen und CDU-Mann Jörn Schade massiv beschimpft worden, Pro-Köln-Vertreter Markus Wiener wurden von hinten mit Wasser überschüttet.

 

Grüne für Erhalt


In der Sitzungspause redete Thiele auf die Besucher ein, versuchte Grünen-Vertreterin Ilkay Erduran-Demirci die aufgebrachten Gemüter zu beschwichtigen und diskutierten Clemens Müller (CDU) und Bürgeramtschef Michael Eppenich mit den Sprechern des Zentrums. Danach konnte die Sitzung, wenn auch mit einigen weiteren Störungen fortgesetzt werden. Während Heinz Peter Fischer von den Linken betonte, dass die Unterstützung seiner Partei für das Autonome Zentrum nicht bröckele, plädierten die Grünen für einen Erhalt der Kantine. Erduran-Demirci: "Das sind doch Werte, die eine Historie haben. Zudem wurde von den Nutzern in den Brandschutz und in die Heizungsanlage investiert."

 

Ein klares Bekenntnis für das Zentrum gab es von den grünen Bezirkvertretern, die zuvor ihren Antrag auf Teilerhalt des Gebäudes zurückgezogen hatten, aber nicht. "Wir werden schon von den Grünen gestützt", sagte später AZ-Sprecher David Gilles. "Aber von denen auf höchster Stadtebene. Da stehen noch Gespräche an."

 

Bürgeranhörung im Dezember


So auch in Kalk. Schließlich ist die Mehrheitsentscheidung von SPD, CDU und FDP, dass die Stadt bei der weiteren Planung die Variante ohne die Werkskantine favorisieren und an deren Stelle einen Grünzug planen solle, erst der erste Schritt im anstehenden Bebauungsplanverfahren. "Es gibt die Bereitschaft der Fraktionen zu einer weiteren Diskussion über das Autonome Zentrum", sagte Thiele. Zudem soll im Dezember eine Bürgeranhörung stattfinden, bei der jeder seine Vorstellungen über die Zukunft des Geländes zwischen Kalker Hauptstraße, Wiersbergstraße, Dillenburger Straße und Neuerburgstraße einbringen kann.

 

"Kernpunkte der Planungen sind die Erweiterung des Kaiserin-Thephanu-Gymnasiums und der Abenteuerhalle sowie der langfristige Erhalt der benachbarten Industriebetriebe", sagte Elke Müssigmann vom Stadtplanungsamt. "Da geht es darum, das Miteinander auch mit den umliegenden Wohnsiedlungen konfliktfrei zu gestalten." Als Abgrenzung zwischen Schule und Wohnungen auf der einen, Industrie und Gewerbebetrieben auf der anderen Seite ist von der Wiersbergstraße zur Neuerburgstraße ein neuer Grünzug vorgesehen - und für diesen soll die Werkskantine und damit das AZ abgerissen werden.

 

"Wir brauchen für Kalk ein Konzept und eine große Lösung", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Oliver Krems. "Wir wissen um das Gründefizit in Kalk und wollen etwas tun, damit die Lebensqualität steigt."