Mathias Brodkorb und die "Extremistenjäger"

VS_Tagung_Brodkorb

Mathias Brodkorb, der SPD Landtagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende sowie Betreiber des Portals Endstation Rechts, hat seit Jahren ein großes Steckenpferd. Neben seinem Hang zur Verharmlosung der sogenannten „neuen Rechten“ und der Verkürzung des modernen Nationalismus zur mimetischen Übernahme vermeintlich linker Kulturpraktiken hat es ihm vor allem der Kampf gegen alle Extremist_innen angetan. Hierzu arbeitet er gerne mit dem Verfassungsschutz und einschlägigen Epigonen der Extremismus-Theorie zusammen.

 

Vor einigen Monaten durfte er seine schon bei der Brandenburger Verfassungsschutz Tagung „Schwarze Blöcke links und rechts“ vorgetragene Auseinandersetzung (1) mit Mimikry, Nazis und Autonomen, was auch sonst, in Hannover erneut halten. Zwar wurde er im Reader zur Brandenburger Tagung (2) und bei Endstation Rechts (3) schon veröffentlicht, aber Brodkorb göhnt sich ja sonst nix, und erzählt einfach den selben Scheiß nochmal. Vielleicht in der Hoffnung, daß er doch noch als ernstzunehmender Wissenschaftler entdeckt wird, egal ob von Verfassungsschützer_innen oder den Extremismusforscher_innen.

 

Sehr viel interessanter als seine kruden biologistisch-politischen Ideen ist aber seine neueste Veröffentlichung im obskuren Adebor Verlag unter dem Titel „Extremistenjäger!?“, die allerdings nur sehr schwer zu bekommen ist. Was aber angesichts der Intransparenz des Verlages und der komplex strukturierten Geschäftsführung sowie der Redaktion nicht verwunderlich ist. In der Broschüre sind die Beiträge der sogenannten „Extremismuswoche“ (4) zur Auseinandersetzung mit der Extremismus-Forschung plus ein weiterer neuer Beitrag enthalten.

 

Der Adebor Verlag existiert seit April 2008 und läuft auf den Pressesprecher des Mecklenburg-Vorpommerschen Finanzministerium Stephan Bliemel. Schon im November 2007 hatte der den Stephan Bliemel Verlag gegründet, der allerdings nie als eigenes Unternehmen, ganz im Gegensatz zum Adebor Verlag, angemeldet wurde. Eine gesonderte Homepage des Verlages existiert nicht. Der Adebor Verlag scheint identisch mit dem Horizonte Magazin zu sein.

 

Adebor ist im übrigen ein Mythenwesen aus der plattdeutschen Sagenwelt (5). Der Vogel kommt im mittelalterlichen „Plattdütsch Billerbauk“ (Plattdeutschen Bilderbuch) vor und wurde in einigen Versen gesondert erwähnt. Adebor ist in der Sage ein Storch mit langen Beinen. Die Verbindung zu Mathias Brodkorbs Endstation Rechts Merchandise Projekt Storch Heinar scheint mehr als nur zufällig.

 

Der Verlag wurde 2008 offiziell durch Bliemel als Gewerbe angemeldet. Brodkorbs Storch Heinar Kampagne startete ebenfalls Mitte des Jahres 2008. Ein weiteres Indiz, daß eigentlich Brodkorb sowohl hinter dem Adebor Verlag als auch der Horizonte Reihe steckt, ist, daß die Domain horizonte-magazin.de im Mai 2010 auf seinen Namen angemeldet wurde. Bei seiner eigenen Homepage ist er im Übrigen erstaunlich vorsichtig. Er läßt sie, ganz im Gegenteil zur Homepage des Horzionte Magazins, in Dänemark hosten. Hinzu kommt außerdem, daß Horizonte erstmals auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung mit Thor Steinar um sein vermeintliches Satire-Projekt erscheint, das allerdings immer offenen Nazi-Symbolik verwendet.

 

Brodkorb legt mit dieser Reihe also in seiner selbstzentrierten publizistischen und (sub-) kulturellen Aktivität nach und forciert seine Wahrnehmung als ernsthafter Publizist und intelligenter Antifaschisten auch in den bürgerlichen Medien. Die Berichte über Storch Heinar und das Lob zu seinem Sieg über die geschäftstüchtigen Nazis in sämtlichen bürgerlichen Blättern, zum Beispiel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (6), muß seinem Ego mächtig geschmeichelt haben. Vor allem war er nun als Gesprächspartner nicht nur in der „Jungen Freiheit“ und der Nazi-Postille „Sezession“ angekommen, sondern auch die Süddeutsche, die FAZ und andere entdeckten den Provinz-Politiker für sich.

 

Brodkorb hat sich, wie sich zunehmend zeigt, längst aus der breiten antifaschistischen Bewegung verabschiedet. Mit jedem neuen Beitrag und jeder publizistischen Verteidigung der Schröder'schen Extremismusklausel, Überwachung und Kontrolle der antifaschistischen Zivilgesellschaft sowie verharmlosender Publikation zur sogenannten „neuen Rechten“ distanziert er sich weiter. Die Diffamierung und Kriminalisierung von Blockaden und anderen Aktionen des zivilen Ungehorsams als vermeintliche Bausteine in der „Konfrontationsgewalt“ und der Dekonstruktion der „wehrhaften Demokratie“ (beides Jargon des VS) sind ein Zeichen dafür, daß sich Brodkorb vom antifaschistischen Protest längst verabschiedet hat und die Distanzierung zu Gunsten einer positiven Wahrnehmung seiner politischen, kulturellen und publizistischen Arbeit in den konservativen Medien, der staatsnahen Wissenschaft und den Sicherheitsbehörden sucht.

 

Brodkorb liegt bezüglich seines Engagements gegen Extremist_innen und Nazis nicht mal mehr auf SPD Linie. Sein Portal ist eine schlechte Zitate-Sammlung, oft ohne Quellennachweise. Längst kommen von ihm keine nennenswerten Berichte und Analysen mehr über die aktuelle Befindlichkeit der sogenannten „neuen Rechten“, der NPD oder anderer nationalistischer Parteien und Gruppen, außer verharmlosende Rezensionen und oberflächlich gleichmachende Analysen. Brodkorb ist irrelevant geworden. Seine Diskurse sind wenig hilfreich und lenken ab. Er reproduziert immer offener Verlautbarungen und taktische Hinweise der Sicherheitsbehörden. Brodkorb ist ein Teil der neuen, mediengerechten VS-Architektur.

 

Keine Zusammenarbeit mit Brodkorb!

Endstation Rechts isolieren!

 

 

Quellen

(1) siehe Indymedia Bericht
(2) Download beim Verfassungschutz hier (Vorsicht beim runterladen)

(3) siehe „Von der Täuschung des Gegners – Autonome Nationalisten als Form politischer Mimikry“ in drei Teilen, I + II + III

(4) siehe Extremismus Wochen 2010 bei Endstation Rechts

(5) siehe auf Dokumentation des „Plattdütsch Billerbauk“ auf wikisource

(6) FAZ, So intelligent kann Antifaschismus sein (11.08.2010)