[Wien] (Uni-)Kämpfe und Engagement - (Internationale) Entwicklung in Wien

Uni brennt

Von Typen* denen`s ums Ganze geht, Feministinnen* die Drecksarbeit machen und einem Studium das einigen ein Dorn im Auge ist. Motivation für diesen Text war einerseits immer noch bissi eine fehlende Reflexion der #unibrennt-Sache aus einer autonomen Perspektive einige Zeit danach, ein Phamplet über autonome Politik in Wien ("Das Kochen organisieren") und der wiederaufflammenden Konflikte wegen dem ie-Studium an der Uni Wien. 

 

 

Aktuelle Situation/Proteste Internationale Entwicklung

Am 8.April 2001 veröffentlicht die Bassisgruppe ie eine Presseaussendung mit dem Titel "Studium Internationale Entwicklung vor dem Aus - Breiter Protest: Uni Wien dreht 3000 Studierenden den Geldhahn ab" darin wird erläutert das der Rektor den Masterstudiengang doch nicht einführen möchte - und am Besten das Bachelorstudium auch nicht weiterführen will. Auch andererseits möchten einige das Studium liebend gerne Tod sehen. So wurde kurze Zeit nach einer Protestaktion am 1.April vor dem Rektorat auf der FPÖ-Propaganda-Seite "unzensuriert.at" mit Unterstützung der Burschi-ÖH-Gruppe RFS (Ring freiheitlicher Studenten) verkündet das am Besten alle Proteste an der Uni verboten gehören, und "Der Lehrplan für die Fortführung ist einerseits inhaltlich umstritten, andererseits fehlt es der Uni ganz einfach an Geld, um hier ein weiteres Fach mit recht begrenztem Nutzen zu finanzieren."

Wir dürfen gaspannt ob sie auch nach dem Aktionstag am 13.4. "Werbung" machen.

[http://ie.bagru.at/master-2011/presseaussendungen/presseaussendung-08042011 / hxxp://www.unzensuriert.at/content/003991-Internationale-Entwicklung-Viel-Laerm-um-seltsames-Studium]

 

 

Kurze ie-Geschichte

Die ie ist aus einem genehmigten "Individuellen Diplomstudium" 2002/03 enstanden beim dem zu Beginn weniger als 100 Studis lernten. Es ist sozusagen aus einem nicht-institutionalisierten Projekt von unten entstanden, und vor allem durch politisches Engagement 07/08 von Leuten aus dem bagru.ie Dunstkreis durch Unterschriftenaktionen, Hörer_innenversammlungen und einer Demo ist klar gemacht worden das ein eigenes Institut und fix angestelltes Lehrpersonal eingerichtet werden muss.

Aus diesen Protesten entwickelte sich ein politisches (Uni-)Netzwerk mit emanzipatorischen Anspruch - dem widerstands-cafe - deren Aktive auch maßgeblich an den #unibrennt Aktivitäten mitmischten.

 

 

die #unibrennt-Sache

Wie viele andere losere Uni-Netzwerke (irdei, netzwerk emanzipatorische bildung, keineUni) war auch das widerstands-cafe einer der wichtigen initiativen die wohl maßgeblich am Anrollen der #unibrennt Protest-Welle beteiligt - danach aber in der Form nicht mehr existent waren.

Viele emanzipatorische, radikale, autonome Kräfte wirkten während den Protesten 2009 mit - seien es Infostände mit autonomen/anarchistischem Lesematerial - in mühsamen Anspruchs-Diskussionen während Plena oder vor allem auch in Sexismus-Debatten.

Rudi-Dutschke-Like Macker-Attitüden wurde durch enormes Engagement, vor allem von Feministinnen*, immer wieder durch Plakate, Artikel, Diskussionen, und einem FLIT-Flat entgegen gewirkt. (Der FLIT-Tag im Umsonst-Projekt "die Schenke" scheint einer der tollen und wichtigen Überbleibsel dieser Zeit zu sein :). 

In Angesicht der dahinschwindenden Kräfte der Aktivist_innen, der Zermürbungstaktik vieler Verantwortlichen und den immer mehr perspektivlosen

herumgetümpel sinnloser Plena, idiotischen Flash-Mobs und "unbelehrbaren" Mackern verschwanden viele Personen mit emanzipatorischen, libertären, radikalen Ansprüchen wieder aus der "#unibrennt-Bewegung" - die immer mehr zu einer peinlichen Vorstellung einer autokratischen und selbstdarstellerischen AG Presse + AG Doku + AG Kreative Aktionen + ? wurde, die immer wieder vehement ein "sauberes Bild nach Aussen" forderten.

Höhepunkt dieser Tendenz war vielleicht die Gründung einer AG Imagebildung die bei einem Plenum Mitte November 09` im Audimax folgenden Antrag einbracht: "„Blockaden öffentlicher Verkehrsmittel sollen tunlichst unterbleiben. Bei Demozügen ist darauf zu achten, dass Demonstrationszüge nicht öffentlichen Verkehrsmitteln in die Quere kommen.“ 

 

 

reaktionäres post #unibrennt gestammel

Ausser einer nervigen AG Doku die auf Demos anscheinend gerne LVT-Arbeit macht, indem sie Aktivist_innen identifizierbar ins Netz stellen, sollte vielleicht auch noch auch die die kritisch-unabhängige Studierendenzeitung "über.morgen" Erwähnung finden. Nicht nur bei der Extremismus-Debatte wird hier kräftig mitgemischt "Eine Stadt gegen den Extremismus / wenn der schwarze Block zu Last wird", sondern der Grundkonsens bei den Schreiber_innen liegt wohl irgendwo zwischen Österreich und Krone, falls es den überhaupt irgendeinen gibt. 

Feministischen tatsächlich gar keinen, wenn ein Typ sich auf die 100jährige 8.März Demo verirrt, einen Artikel mit dem Titel "Ein Penis Auf der Frauendemo" 1000-fach publizieren kann, und sich auf facebook folgend verhält: "Unabhängig davon ob jemand es sinnvoll findet, dass Menschen andere davon abhalten wollen sie in ihren (berechtigten) Anliegen zu unterstützen, spricht der Kommentar Frauen nicht das Recht ab, alleine auf die Straße zu gehen. 

Es kommt aber schon darauf an, auf welche Art man einen Mann, der eine solche Demo unterstützen will, darauf hinweist, dass man heute unter sich sein will." 

Angesicht der Mainstream-Anbiederung und Projekten wie der "über.morgen" sollte sich die waghalsige These annehmen lassen, dass das Publizistik-Studium bereits an einer bologna-förmigen Jenseitigkeit angekommen ist, wo es viellt. sinnvoll sein kann zum Schutz vor zukünftigen reaktionären

Scheissdreck das Institut abzureissen. 

[http://www.grundrisse.net/grundrisse36/das_kochen_organisieren.htm / http://unibrennt.at/wiki/index.php/Plenum_Uni_Wien unter 16.11.2009 / im n3tw0rk "Übermorgen = reaktionäres Drecksblatt!" / http://www.uebermorgen.at/PDF/uebermorgen_11-02_web.pdf / http://www.uebermorgen.at/PDF/uebermorgen_11-03_web.pdf / facebook]

 

 

ausgebrannt und trotzdem unglücklich?

Und trotz dieser Ganzen reaktionären Scheisse haben sich hunderte Menschen mit radikaleren Ansätzen in dieser #unibrennt-Bewegung engagiert weil die emanzipatorische Veränderung der Gesellschaft eben nun mal ein Prozess ist, auch wenn viele danach ausgebrennt waren, und von Kämpfen an den Unis vielleicht die Schnauze voll haben. Viele Menschen haben sich auf eine bemerkenswert selbstermächtigende Weise politisiert, neue Projekte sind entstanden, viele Themen haben eine breitere Sensibilisierung erfahren - Allein diese Fakten sollten klar machen das es Sinn gemacht hat sich in einem "Freiraum" zu engagieren - auch wenn er sich nicht Kommunismus nennt. 

Abgesehen das es auch äusserst sinnvoll erscheint von den eigenen Lebensverhältnissen auszugehen, und in Anbedracht dessen das ein Großteil der Aktiven autonomer Politik wahrscheinlich Studis sind oder waren, sprechen viellt. auch noch einige andere Aspekte dafür das Terrain der Hochschule nicht kampflos aufzugeben. Schon gar nicht ein Studium wie das der Internationalen Entwicklung. 

 

 

...auf ein neues?!

Die Demontage der öffentlichen höheren Bildung der letzten zehn Jahre im EU-Raum sollte in einen gesellschaftlichen Zusammenhang gestellt werden, in dem Unternehmen im Zuge der Globalisierung Arbeiter_innen aus der ganzen Welt deren Arbeitskraft abpressen können und Prekarität als permanente Bedingung von Beschäftigung etabliert sowie konstante Requalifizierung erzwungen wird. Die Finanzkrise verschlimmert die Krise der Universitäten und die Trends im Bereich der Akkumulationsprozesse, der Organisation von Arbeit, Lernen, Leben und zerstört schlicht und einfach Wissen. In dem Sinn haben die heutigen Kämpfe an den Unis viellt. weniger nur das öffentliche Bildungswesen als die Veränderung der Machtverhältnisse gegenüber Staat und Kapital sowie die Wiederaneignung von Arbeit, Lernen und Leben zum Ziel.

Neben Lohnarbeits- und/oder AMS-Terror kann Studienalltag doch noch ein wenig mehr an "Freiraum" bedeuten, um sich das Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Klar darf nicht verdeckt werden das Universitäten Orte der Wahrheitsproduktion und Produktionsstääten von Eliten und Expert_innen sind, und dass sie immer mehr einer derartigen direkten Ökonomisierung ausgesetzt sind, das die Universitäten im Kapitalismus immer mehr zu direkten kapitalistischen Universitäten werden.

Gab es vor einigen Jahren an der Philosophie noch einen kleinen Skandal weil einer von der ERSTEN-Bank eine Vorlesung gehalten hat, wird dieses Semester an der Theater- Film- und Medienwissenschaften eine noch derbere PR-Aktion mit direkter Verwertungslogik des LV-Engagements der Studis passieren wenn mensch nichts dagegen unternimmt. Die Lehrveranstaltung des Masterstudiums "Ästhetik und Poetik" (sic!) ist von Feh gesponsert, im Zentrum soll die Entwicklung und Konzepterstellung für einen Werbespot und die Frage, wie ein Alltags-Produkt als Requisite ins Zentrum der Aufmerksamkeit des Publikums gelangen kann, stehen.

Das macht vielleicht die andere Bandbreite der pluralen Landschaft an den Unis (in Wien) auf - wenn es Sinn macht für Universitäten zu kämpfen dann viellt. weniger für die Heranzüchtung neuer reaktionärer Journalist_innen, als für zumindestens eine teilweise Transformation mancher Studiengänge im Sinne einer solidarischen Universität.

Wie die FPÖ-Heinis von "unzensuriert.at" treffend mit "[...] um hier ein weiteres Fach mit recht begrenztem Nutzen zu finanzieren." so schön formuliert haben scheint das ie-Studium mit den transdisziplinären Analyse und kritische Reflexion globaler Ungleichheitsverhältnisse einer solidarischen Uni-Fakultät noch am ehesten gerecht zu werden um die kämpfen sich lohnt. So oder so. 

[„Wir sollten mal dringend miteinander reden“-Reader von afa und aua / Silvia Federici in "Wir kommen in Bewegungen mit all den Narben…" / Brigitte Kratzwald: Was heißt solidarische Ökonomie der Universität? / 170001 SE MA (T) 2.1. "Ästhetik und Poetik" - P.R. Oh It's a Feh]