Vermummte werfen Brandsätze auf Polizeiwache

Erstveröffentlicht: 
11.04.2011

Berlin (RPO). Nach einem Angriff mit Brandsätzen und Steinen auf eine Polizeiwache in Berlin-Friedrichshain wird wegen versuchten Mordes ermittelt. Eine 26 Jahre alte Reinigungskraft sei dem Anschlag nur durch das schnelle Eingreifen von Polizeibeamten unversehrt entgangen, sagte ein Polizeisprecher.

 

Unbekannte hatten am Montagmorgen das Gebäude in der Wedekindstraße attackiert. Laut Polizei waren die vermummten Täter vor dem Haupteingang aufgetaucht und hatten Brandsätze und Steine geworfen.

Polizisten retten Reinigungskraft vor Flammen

Ein Brandsatz ging im Vorraum der Polizeiwache in Flammen auf, wo der 26 Jahre alte Mitarbeiter einer Reinigungsfirma auf Einlass wartete. Die Beamten hätten geistesgegenwärtig gehandelt und den Mann in das Gebäude gezogen, sagte der Sprecher. Er sei nicht verletzt worden, die Situation sei aber sehr gefährlich gewesen, da ihm durch die Flammen der Fluchtweg versperrt war. Ein Brandsatz entzündete sich auf der Treppe. Dadurch wurde die Eingangstür stark verrußt.

Durch die Steinwürfe gingen auch mehrere Fensterscheiben zu Bruch. Als der Wachleiter, der in seinem Büro im Hochparterre saß, dies bemerkte, öffnete er ein Fenster, sprang hinaus und nahm die Verfolgung der Täter auf.

Laut Polizei gelang es ihm zunächst, einen Täter zu fassen. Ein Komplize drehte aber um und befreite den Mann. Der Beamte zog sich leichte Verletzungen zu. Anschließend flüchteten die Angreifer auf Fahrrädern. Vor der Attacke auf die Polizeiwache hatten die Täter an vier umliegenden Kreuzungen sogenannte Krähenfüße auf die Fahrbahn gelegt. Die zusammengeschweißten, verbogenen Nägel sollten wohl anrückende Polizeifahrzeuge behindern. Die Polizisten konnten die Krähenfüße jedoch rechtzeitig wegräumen.

Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sprach von einem offensichtlich geplanten Verbrechen, warnte aber vor voreiligen Schlüssen zu den Hintergründen der Tat. Er neige dazu, erst Fakten zusammenzustellen, ehe er mögliche Zusammenhänge herstelle etwa zu einem geräumten Haus "in der unmittelbaren Nachbarschaft" oder zum 1. Mai. Anfang Februar war in der Friedrichshainer Liebigstraße ein linksautonomes Wohn- und Kulturprojekt geräumt worden. Dagegen hatte es gewaltsame Proteste gegeben.


Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch sagte, der Vorfall sei Teil einer Reihe von Angriffen auf Polizisten, Dienststellen und Autos. Er weise in seiner Dimension eine "erhöhte Angriffsqualität" auf, da die Täter Personenschäden in Kauf genommen hätten. "Die Täter hätten wissen müssen, dass das Leben der Reinigungskraft gefährdet ist." Nach den Worten des Polizeipräsidenten entstand durch die insgesamt drei Brandsätze auch erheblicher Sachschaden.

Vorwarnung auf den 1. Mai

Nach Angaben des Polizeisprechers ist es der dritte Angriff auf eine Polizeidienststelle in diesem Jahr. Da eine politische Tatmotivation nicht ausgeschlossen werden kann, ermittelt der Staatsschutz.

Der Berliner CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende Frank Henkel nannte den Anschlag auf die Polizeiwache "beängstigend". Dieser Vorfall zeige, dass "der Kampf gegen die vermutlich linksextremistischen Staatsfeinde nicht zu Ende" sei und die gewaltbereite Szene jederzeit zuschlagen könne. Gerade angesichts des bevorstehenden 1. Mai müsse dieser Vorfall als Warnung verstanden werden. Rund um den Tag der Arbeit kommt es in Berlin seit Jahren zu Ausschreitungen Linksautonomer.

Der Grünen-Innenexperte Benedikt Lux sagte, seine Fraktion verurteile diesen "feigen Anschlag". Es sei wohl nur ein Zufall, dass es keine Verletzungen bei den Reinigungspersonen gegeben habe.                DDP/felt