Sperrmüll gegen Luxuswohnungen

Am Dienstag den 16.02 protestieren Anwohner gegen die steigenden Mietpreise in Flinger. Sie errichten auf der Lindenstraße neben einem neu entstehenden Luxus Wohnprojekt ein Sperrmüll Wohnzimmer. Foto: Kai Kitschenberg / WAZ FotoPool
Erstveröffentlicht: 
16.02.2011

Düsseldorf. Initiative protestierte mit einem Wohnzimmer auf der Straße gegen preistreibende Luxuswohnungen

 

Es war ein gemütlicher Fernseh-Abend mit Kindern, Hund und vielen Nachbarn. „Das ist ja selten geworden“, meint Ani Dießelmann von der Initiative „Freiraum für Bewegung“. Die hatte eingeladen, und mehr als 50 Interessierte kamen: Sie bauten in strömendem Regen ein Wohnzimmer aus Sperrmüll auf dem Bürgersteig an der Lindenstraße, um auf die zunehmend teuren Wohnungen in Flingern aufmerksam zu machen.

 

Der Regen konnte die Bewegten nicht stören: Ein Zweisitzer aus Leder, etwas angeschabt, eine breite Gartenbank, Tisch, Stehlampe, Strom aus einem Generator und eine Leinwand wurden fix aufgebaut. Nebenan die Baustelle, auf der Makler Ralf Schmitz Luxuswohnungen im Gründerzeit-Stil hochzieht.

 

„Immer mehr luxuriöse, teure Wohnungen zu unerschwinglichen Preisen prägen dieses Viertel“, kritisiert Dießelmann. „Die Entwicklung im Wohnungsmarkt ist ja nicht für Leute, die hier wohnen, sondern für Menschen mit höchstem Einkommen.“

Makler Schmitz wird neben der Schule an der Lindenstraße 18 Wohnungen jeweils um die 170 Quadratmeter anbieten, die meisten von ihnen sind bereits verkauft. Es sind keine Schnäppchen-Objekte des Maklers, sie beginnen bei etwa 4000 Euro pro Quadratmeter.

 

Die „Freiraum“-Initiative zeigte mit ihrem Sperrmüll-Wohnzimmer eine Entwicklung, die Unterbilk, der Hafen, zum Teil auch Flingern hinter sich haben: Ehemalige Sozialwohnungen mit jungen Mietern werden renoviert, solvente Mieter folgen, auch der Luxus in der Umgebung treibt die Mieten hoch.

 

Makler Schmitz wirbt für seine Prachtbauten „Unter den Linden“ mit einem Filmausschnitt aus „Notting Hill“ mit Hollywoodstar Hugh Grant. Der Film erntete auf dem verregneten Bürgersteig, im Sperrmüll-Wohnzimmer, sarkastische Lacher. „Das hat alles nichts mehr mit unserer Wirklichkeit zu tun“, sagt Dießelmann traurig.