Weilheim - In Berlin räumt die Polizei ein besetztes Haus - in Weilheim beschmieren Unbekannte wenig später den Bahnhof und das Gebäude der Bundespolizei. Zufall? Nein, glaubt die Kriminalpolizei.
Wer am Donnerstagmorgen am Weilheimer Bahnhof ankam oder abfuhr, dem bot sich kein schönes Bild: Rote Schmierereien und Schriftzüge, über den gesamten Bahnhof verteilt. Unbekannte Täter griffen in der Nacht - vermutlich zwischen 1.45 und 3 Uhr - zur Graffiti-Dose. Mit roter Farbe besprühten die Bahnhofs-Unterführung, mehrere Fahrkartenautomaten, die Wände des Bahnhofs- und Bundespolizeigebäudes sowie einen Regionalzug, der über Nacht im Bahnhof abgestellt war. Auch zwei Dienstwägen der Bundespolizei, die auf dem Dienststellenparkplatz abgestellt waren, wurden wild beschmiert. Die Randalierer schlugen außerdem das Sicherheitsglas an der Frontscheibe eines Polizeiwagens ein. Über den Schriftzug „Polizei“ an den Fahrzeugen schmierten die Täter das Kürzel „ACAB“: „All Cops are Bastards“. Übersetzt: „Alle Polizisten sind Bastarde“ - ein typischer Schriftzug aus der linksautonomen Szene.
Ein weiterer Schriftzug, den die Schmierfinken hinterließen, gibt der Kripo Aufschluss darüber, was die Täter zu ihrem Wutausbruch getrieben hat: Auf dem Zug, in der Unterführung und auf dem Bahnhofsgebäude ist das Kürzel „L14“ zu lesen. „Das bezieht sich vermutlich auf das besetzte Haus in der Liebigstraße 14, das am Mittwochabend von einem Großaufgebot der Polizei geräumt wurde“, sagt Kriminalhauptkommissar Andreas Pätsch. In der Liebigstraße 14 in Berlin-Friedrichshain hatten die Polizei 25 linksalternative Bewohner aus dem seit 20 Jahren besetzten Haus entfernt. Bei Protestaktionen gegen die Räumung wurden 82 Personen festgenommen und mehrere Polizisten verletzt.
Den Schaden, der der Deutschen Bahn und der Bundespolizei in Weilheim entstand, muss die Kripo noch ermitteln. Die Polizei sucht Zeugen: Hinweise können unter Telefon 0881/ 64 00 gemeldet werden.