Nachbereitung Antifaaktionstag in Rastatt & Söllingen

Alle Fotos: Antifaschistische Initiative Heidelbergwww.autonomes-zentrum.org/ai

Am 23.10.2010 fand in Rastatt und Söllingen der Aktionstag gegen Nazistrukturen und das Nazizentrum in Rheinmünster statt. Wir möchten mit einer kurzen Nachbereitung unsere Einschätzung des Kampagnenauftaktes „Weg mit dem Nazizentrum in Söllingen“ wiedergeben.

 

Die Situation:

 

Seit März 2010 haben Neonazis aus dem Spektrum der Rastatter Kameradschaft (NS Rastatt) und der Karlsruher Kameradschaft (Karlsruher Netzwerk) den ehemaligen Gasthof "Rössle" in der 800 EinwohnerInnen Gemeinde Söllingen  angemietet (etwa 60 Kilometer von Karlsruhe entfernt). Mehrfach pro Monat finden hier Konzerte (u.a. Noie Werte, Endstufe, Kategorie C, Kommando Skin), Kameradschaftsabende und Schulungsveranstaltungen statt.

 

Das Zentrum muss weg!

 

Im Sommer entstanden deshalb die Bündnisse “Rössle: Schachmatt!“ und kurz darauf das Aktionsbündnis gegen das Nazizentrum in Söllingen“. Während  das aus Antifagruppen bestehende Bündnis „Rössle Schachmatt“ bereits im Sommer mehrere kleine Aktion wie die antifaschistische Spontandemo in Söllingen am 21.08.2010, umfangreiche Pressearbeit zu aktuellen Naziaktivitäten sowie die Herausgabe einer Broschüre über die Hintergründe des Zentrums durchführte, entstand das zweite Bündnis vor allem im Hinblick auf eine breitgetragene Demonstration vor Ort. Hier beteiligten sich sowohl antifaschistische Gruppen als auch Gewerkschaften, Parteien und Vereine.

Einigkeit herrschte in beiden Bündnissen darüber, dass mit einer kurzfristigen Schließung des Zentrums nicht zu rechnen ist. Zum einen bedingt durch einen unzurechnungsfähigen Vermieter und die abgeschiedene, dörfliche Lage, zum anderen durch die Erfahrungen der involvierten Nazistrukturen mit bereits drei gescheiterten Nazizentren in der Region. Deshalb wurde der Fokus darauf gelegt, mit einer breiten Aufklärungskampagne auch bei Menschen mit geringer oder keiner politischer Erfahrung ein Bewusstsein für die Situation zu schaffen und perspektivisch lokale Strukturen aufzubauen. Vor diesem Hintergrund wurden tausende Flugblätter  und Broschüren in den Dörfern verteilt, Infostände und eine mit 80 Personen gut besuchte Infoveranstaltung mit Robert Andreasch in Stollhofen organisiert

 

Im Vorfeld des 23.10.:

 

Mit dem herannahenden Aktionstag stellte sich auch für die hauptsächlich aus lokalen Parteifunktionären bestehende Söllinger Aktionsgemeinschaft gegen Neonazis die Frage nach ihrem Verhältnis zur Demonstration. Diese hatte  bisher lediglich mit einer Veranstaltung für Aufmerksamkeit gesorgt, bei der ein Referent des Landeskriminalamtes über Neonazis aufklären sollte. Das interessierte diesen jedoch herzlich wenig und  führte letztendlich nur zur Beschwörung der Gefahr durch „Linksextremismus“ und der Warnung vor gemeinsamen Aktivitäten mit antifaschistischen Gruppen. Folgerichtig distanzierten sich fast alle Parteienvertreter der Initiative  von der Demonstration. Einzige Ausnahme bildete die auch im „Aktionsbündnis gegen das Nazizentrum“ vertretene Rheinmünsterer SPD.

Die Nazis reagierten mit dem durchschaubaren Versuch, durch die Anmeldung einer Demo in Offenburg unter dem Motto „Sicherheitsverwahrung ist legitim – keine Freiheit für Schwerststraftäter“, den antifaschistischen Widerstand am 23.10 spalten. Als sich abzeichnete, dass dieses Manöver erfolglos bleiben würde, brachten die verzweifelten Kameraden ein mehr als lächerliches Flugblatt im Namen des „Rössle Schachmatt“ Bündnisses heraus, indem zur Zerstörung des Dorfes während der Demonstration aufgerufen wurde.  Wirklich überraschend kam diese Aktion der „Kreativabteilung“ des „Karlsruher Netzwerkes“ nicht, da  sich die Kameraden seit 2 Jahren regelmäßig darin üben, qualitativ schlecht gefakte Flugblätter im Namen antifaschistischer Gruppen herauszugeben.

 

Rastatt & Söllingen:

 

In Rastatt  versammelten sich knapp 500 Menschen zur Auftaktkundgebung am Hauptbahnhof.  Auffällig war schon hier, dass sich die TeilnehmerInnen hauptsächlich  aus Antifas  und jungen Menschen zusammensetzten. Es ist uns nicht im erhofften Ausmaß gelungen, ein breiteres Spektrum in angemessener Anzahl zu mobilisieren. Ob dies an Fehlern unserer Mobilisierung oder an der schlechten Presse im Vorfeld lag, können wir noch nicht abschließend erklären.

Die Demo begann dennoch lautstark und kraftvoll in der Rastatter Innenstadt - die vom Ordnungsamt genehmigte Route führte aber zunehmend in menschenleere Seitenstraßen. Hier wurde von uns versäumt, alle rechtlichen Mittel im Vorfeld auszuschöpfen und eine tatsächlich öffentlichkeitswirksame Demostrecke durchzusetzen. Trotzdem erntete die Demo viel Beifall von migrantischen Passanten und konnte zumindest bei der Zwischenkundgebung in der Fußgängerzone  viele Menschen erreichen. An der Kanzlei Harsch & Kollegen wurde auf die Verstrickungen des Anwaltsbüros in die Rastatter Kameradschaftsszene hingewiesen. Harsch (CDU) wirbt beim „Deutschen Rechtsbüro“ für seine Dienste, sein Kompagnon Markus Merklinger vermietete ein Haus an die Rastatter Kameradschaft und Nicole Schneiders war Mitglied im Aktionsbüro RheinNeckar.

Anschließend begaben sich die meisten AntifaschistInnen zu den Bussen, um nach Söllingen zu fahren. Im Gegensatz zu Rastatt beteiligten sich hier viele EinwohnerInnen an der Kundgebung. Auch konnten wir zum ersten Mal seit unserem Bestehen ein Deeskalationskonzept der Polizei gegenüber einer Demonstration in der Region erkennen. Ob dies gewollte Linie der Einsatzleitung war oder eher Resultat der Vielzahl an polizeilichen Großeinsätzen in Baden Württemberg,  bleibt fraglich. Zwar war das Rössle mit zweifachen Hamburger Gittern umstellt,  aber nur von etwa 30 BeamtInnen direkt geschützt, während die meisten Einheiten auf einem Sportplatz um die Ecke geparkt waren.  Zu Beginn der Kundgebung versuchten zum ersten Mal einige vermummte Neonazis aus dem Zentrum zu kommen. Im weiteren Verlauf provozierten immer wieder vermummte Nazis vom Dach des ehemaligen Gasthauses und versuchten TeilnehmerInnen zu filmen. Zum Selbstschutz vermummten sich nun auch viele AntifaschistInen und es flogen vereinzelt Wurfgeschosse.  Diese Situation führte zu teils hitzigen Diskussionen.  Auf der einen Seite ist es uns wichtig, zu betonen, dass die Demo als möglichst offen für breite gesellschaftliche Kreise konzipiert war. Deshalb war  es stellenweise kontraproduktiv, auf alle Provokationen zu reagieren. Auch sollten sich einige Menschen fragen, was sie mit gewissen Parolen eigentlich bezwecken wollen und wen sie damit vielleicht von der Teilnahme an der Kundgebung abschrecken. Andererseits können wir es  gut nachvollziehen, wenn sich Menschen aus Selbstschutz vor Nazifotografen vermummen und die Naziauftritte nicht unbeantwortet lassen wollen. 

 

Fazit:

 

Insgesamt werten wir den 23.10 als Erfolg für die antifaschistische Bewegung in der Region: Zeitgleich zur Kundgebung in Söllingen stellten sich 500 Menschen in Offenburg nach kurzer Mobilisierungszeit dem kläglichen Haufen von 40 Neonazis entgegen. Die Mobilisierung zu beiden Aktionen verlief solidarisch und führte letzlich zu einem schlechten Tag für die Naziszene. Vollkommen klar ist aber auch, dass sich das Nazizentrum nach dem 23.10. nicht in Luft auflösen wird und es weiterer gemeinsamer Anstrengungen bedarf, den Nazis die Räume dichtzumachen und es am Ende tatsächlich heißt:  „Rössle: Schachmatt“. Wir bedanken uns bei allen, die am Samstag mit uns den ersten Schritt  in diese Richtung gemacht haben.

 

Autonome Antifa Karlsruhe

www.antifaka.blogsport.de


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Fotos aus Offenburg gibt es hier.

Ist zwar schon ein paar Jahre her, zeigt aber doch deutlich, was für ein Verein das LKA Baden Württemberg ist:

"Ein Agent als Nazi - Undercover soll ein Beamter des LKA die rechte Szene in Karlsruhe aufgebaut haben, um sie dann zu beobachten:
[..]Reicherts Mission lautete, „vorbeugend Straftaten mit erheblicher Bedeutung zu bekämpfen sowie Gefahren für den Bestand oder die Sicherheit des Bundes oder eines Landes abzuwehren“. Als ersten Schritt sollte der Staatsschützer „das militante rechtsextremistische Spektrum“ einer ominösen Neonazi-„Kameradschaft“ in Karlsruhe aufhellen.
Das Problem: Die Gruppe gab es nicht wirklich. Als der Verdeckte Ermittler kam, traf er nur ein Häufchen demotivierter Saufbrüder an. Als er zwei Jahre später wieder abtauchte, hinterließ er die Truppe wohl strukturiert und schlagkräftig[...]
http://www.focus.de/politik/deutschland/rechtsradikale-ein-agent-als-naz...

"Auch sollten sich einige Menschen fragen, was sie mit gewissen Parolen eigentlich bezwecken wollen und wen sie damit vielleicht von der Teilnahme an der Kundgebung abschrecken."

 

es sind ja immer die gleichen hammpelMÄNNER aus dem "anitdeutschen"spektrum der linken die in dieser richtung auffallen. und mit  auffallen meine ich nicht nur politisch andere parolen sondern der grundlegede stil den diese herren an den tag legen ein zutiefst pöbelhaftes verhalten gepaart mit vernichtungsphantasien und einem mackertum den ich nach 10 bier in der dorf kneipe nicht an den tag lege

ich beziehe diese kritik nicht auf alle antideutschen ich rede von einer ganz bestimmten personen gruppe

in diesem sinne bleibt das UFO vielleicht nächstes mal einfach daheim

 

 

 

Man kann sich auch über scheiß aufregen. Meint ihr wirklich, dass ein paar Parolen, die ihr nich so cool findet irgendwen von der Demo abhalten? Wer die Ironie in den Parolen (falls wir hier von den selben sprechen) nicht erkennt ist selber schuld. Genauso könnte man argumentieren, dass Parolen wie "Gebt den Nazis die straße zurück, stein für stein" leute abschrekcn würden weil sie ja so militant sind. Ich glaube wie gesagt, dass ein paar Demoparolen die Welt nciht ändern werden. Von daher kann man da auch etwas entspannter rangehen.

 

Ansonsten: Zur vermummung muss man denke ich nix sagen. Der Selbstschutz in der Situation war mehr als angebracht und kann denke ich nciht auf bloßes mackertum reduziert werden. Und die paar hampelmänner und frauen die nicht verstehen wollen, das nciht jeder lust hat seinen Kopf hinzuhalten muss man nicht ernst nehmen.

Was noch anzumerken bleibt, ist dass es traurig war, dass sich die organisatoren dazu habenhinreißen lassen in einer völlig unangebrachten weise andere Teilnehmer zu sabotieren, statt solidarisch miteinander gegen die Nazis zu demonstrieren. die "deftigen Diskussionen" wie ihr sie nennt waren da völlig fehl am Platz und haben meiner Meinung nach dazu geführt, dass die Kundgebung in Söllingen weit hinter ihren Möglichkeiten zurück geblieben ist. Man hätte das Nazizentrum ja nciht direkt abfackeln müssen, aber es hätte deutlich mehr gehen können. Und das schreibe ich nciht, weil ich gewalt so toll finde und mcih dann super männlich fühle, sondern weil ich denke es wäre wochtig gewesen, den Nazis zu zeigen, dass sie nicht sicher sind. Und das auch andere Gruppen wie die Gewerkschaften und andere bürgerliche Bündnisse sich nciht dazu hinreißen lassen das ganze zu spalten, nur weil sie einen anderen Aktionskonsens haben. das ganze hatte natürlich seine vor und nachteile. Einige Anwohner wären sicher abgeschreckt worden, aber das hätte nichts daran geändert, dass auch die keine Lust auf das Nazizentrum haben.

Aber das Nazizentrum steht ja auch nachts noch. Und wenn die Gewerkschafter sich jetzt selber auf die Schulter klopfen, weil sie ja so toll die Gewalt verhindert haben, dann kann man ihnen diese Freude ja lassen. Immerhin haben sie dann mal irgendwas verhindert. Nicht so wie bei den Arbeitskämpfen.