Gentrifizierung - Black Triangle: Solidarische Haus-Besetzungen in Leipzig

Erstveröffentlicht: 
31.07.2017

Die Räumung des „Black Triangle“ war in den vergangenen Tagen immer wieder erahnt worden, nun scheint sie unmittelbar bevorzustehen. Zumindest könnte es in den nächsten Stunden hektisch um die Arno-Nitzsche-Str. 41 werden. So gehen zumindest die Menschen, welche heute selbst 12 Häuser in Leipzig in einer Art Solidaritätsaktion kurzzeitig besetzt hatten, davon aus, dass die Räumung ab Montag, dem 31.07, ab 4:00 Uhr unmittelbar bevorstehen dürfte. Mit den weiteren kurzzeitigen Hausbesetzungen in verschiedenen Teilen der Stadt und einer Demonstration vor dem Tor des Geländes der Deutschen Bahn versuchen die Aktivisten, auf die Räumung aufmerksam zu machen und rufen nun zur Solidarisierung auf.

 

„Wir haben in den frühen Morgenstunden des Sonntags 12 Gebäude in Leipzig für kurze Zeit besetzt. All diese Häuser und Hallen haben gemein, dass sie seit Jahren leer stehen und entweder saniert werden sollen oder weiterhin ungenutzt verfallen. Entgegen der Pläne von Spekulant*innen und Investor*innen, möglichst viel Kapital aus den Objekten zu schlagen und im Zweifelsfall Jahrzehnte zu warten, bis der stetig steigende Mietspiegel aufwändige Renovierungsarbeiten zulässt, haben wir uns diese Räume angeeignet.“

 

So lautet ein Schreiben, welches die Hausbesetzer heute an die Presse verschickt haben. Allerdings ging es wohl eher um die Bilder, welche von der Aktion entstanden – denn die Aktivisten sind längst wieder fort und haben sich zur Stunde zu einem Barbeque im „Schwarzen Dreieck“ zusammengefunden.

 

Weiter heißt es: „Da Besetzer*innen allerdings mit massiver Repression rechnen müssen, haben wir die Gebäude nach kurzer Zeit wieder verlassen. Mit diesem Akt der temporären Aneignung möchten wir auf die Entwicklungen auf dem Leipziger Wohnungsmarkt aufmerksam machen, vor allem aber zu einem alternativen Blickwinkel auf das räumungsgefährdete Black Triangle beitragen.“

 

Geblieben ist dennoch die Befürchtung, dass es bereits am morgigen Montag vorbei sein könnte mit dem Projekt „Black Triangle“, welches nach 20 Jahren Verfall im Juni letzten Jahres von den ersten Menschen besetzt und seither systematisch benutzbar gemacht wurde. Verhandlungsversuche mit der Deutschen Bahn scheiterten ebenso, wie die Bitte um Unterstützung bei dem Vorhaben an die Stadt Leipzig.

 

Nun droht aus Sicht der Macher der Verlust der Räume, welche zunehmend für Kulturveranstaltungen wie Vorträge, Konzerte, Kino und Workshops, von Gartenbau bis IT-Technik genutzt werden. „Auch gebaut wurde fleißig. So konnten neben Wohnräumen auch eine Sauna, ein Fitnessraum, Bandproberäume sowie eine Bar eingerichtet werden.“, so die Aktivisten am heutigen Tag.

 

Die Entwicklung Leipzig als Ganzes sehen die Besetzer kritisch bis dunkelrot. „Statt bezahlbarem Wohnraum, an dem es ohnehin schon mangelt, werden Luxusimmobilien geschaffen. Eine Erhöhung des Mietspiegels und die Verdrängung aller, die nicht mit den rasant steigenden Kosten Schritt halten können, in die Außenbezirke der Stadt, sind die Folge. Gleichzeitig stehen unzählige Häuser und Wohnungen in Leipzig leer. Dabei spielt die Stadtverwaltung eine entscheidende Rolle.“

 

Nach zahlreichen Hinweisen soll die Arno-Nitzsche-Str. 41 nun jedoch in der kommenden Woche geräumt werden. Doch man möchte sich offensichtlich mit friedlichen Mitteln gegen die polizeilichen Maßnahmen stellen und übte heute nochmals Kritik am Umgang mit dem Projekt: „Denn wenn sich eine Gruppen von Menschen zusammenschließt und ein seit Jahrzehnten vergessenes Gebäude wieder salonfähig macht, scheint der einzige Umgang von Seiten der Stadtverwaltung und des Landes Sachsen die Räumung unter Nutzung eines wahrscheinlich martialischen Polizeiaufgebotes zu sein.“

 

Mit der Räumung ist laut Angaben der Hausbesetzer des Black Triangles ab Montag, dem 31.07, ab 4:00 Uhr, an der Arno-Nitzsche-Str. 41 zu rechnen. Aktuelle Informationen finden sich auch während der Räumung hier: www.aktionsticker.org