Delitzsch: Rechtsextreme bedrängen Leipziger Juso-Chef

Erstveröffentlicht: 
25.07.2017

Offenbar rechtsextreme Täter haben den Leipziger Juso-Vorsitzenden in Delitzsch angegriffen. Außerdem posteten persönliche Daten im sozialen Netzwerk Facebook. Es wurde eine Anzeige wegen Nötigung und Verleumdung gestellt.

 

Leipzig/Delitzsch. Offenbar aus der rechtsextremen Szene stammen die Täter, die am Wochenende den Leipziger Juso-Chef Marco Rietzschel (20) und eine Freundin bedrängten. Die beiden waren laut Rietzschel am frühen Samstagmorgen in Delitzsch auf dem Weg von einer Geburtstagsfeier zum Bahnhof. „Es war kurz nach null Uhr, wir wollten mit dem Zug zurück nach Leipzig fahren“, erklärte Leipzigs Juso-Vorsitzender gegenüber der LVZ.

 

Auf dem Weg zum Bahnhof seien die beiden von einer Personengruppe aufgehalten und angesprochen worden. „Die wollten unsere Personalausweise haben.“ Die sechs bis acht Leute hätten offensichtlich der rechten Szene nahe gestanden, zumindest hätte einer der Beteiligten ein einschlägiges T-Shirt getragen, berichtete Rietzschel. Seine Begleiterin und er hätten sich auch körperlich bedroht gefühlt. Was ganz genau gesagt wurde, daran könne er sich nicht erinnern.

 

„Es ging alles sehr schnell. Und wir waren mitten in der Nacht in Delitzsch, es war weit und breit kein Mensch zu sehen.“ Man habe keinen anderen Weg gesehen, als die Ausweise rauszurücken, um sich aus der Lage zu befreien. Bevor die beiden ihren Weg fortsetzen konnten, habe man ihnen mit auf den Weg gegeben, sich nie wieder in Delitzsch blicken zu lassen. Die Dokumente seien von der Gruppe abfotografiert worden. Anschließend tauchten die Bilder bei Facebook auf – inklusive kompletter Wohn-Adresse. 

 

Widersprüchliche Aussagen


Einer der mutmaßlichen Neonazis – er soll auch zu den Tatverdächtigen im Zusammenhang mit dem Neonazikrawallen am 11. Januar 2016 in Connewitz gehören – postete: „Die Jugendlichen sprühten diverse Sprüche an Hauswände und machten die AfD-Plakate schwarz. Ich hab ihnen die Spraydose weggenommen.“ Rietzschel weist das von sich. „Wir sind einfach nur zum Bahnhof gelaufen.“

 

Von beschädigten Plakaten wusste Volker Wauter, Chef des AfD-Kreisverbandes Nordsachsens gestern noch nichts. Im Vorfeld einer AfD-Veranstaltung mit der Europaabgeordneten Beatrix von Storch am Montagabend habe die Partei in Delitzsch 46 Plakate aufgehängt. „Nach der Veranstaltung haben wir die Plakate wieder abgenommen, da fehlten sechs. Möglicherweise waren da auch einige beschmierte Plakate dabei.“

 

Der Juso-Mann hat nach eigenen Angaben eine Online-Anzeige aufgegeben. Bislang sei eine solche Anzeige aber noch nicht im System eingegangen, so die Polizei auf Nachfrage. Rietzschel will zudem einen Anwalt einschalten. „Das ist für mich sehr belastend“, sagte er. Er wolle sich aber weiterhin engagieren und sich nicht einschüchtern lassen.

 

Björn Meine und Frank Döhring