In die Freude darüber, dass die Nazis der Kurstadt am ersten Augustwochenende wohl auch ein weiteres Mal fernbleiben, mischt sich ein perfider Angriff auf die Jüdische Gemeinde und alle freiheitlich denkenden Bad Nenndorfer: Über das Wochenende verteilt sind mehrere Gebäude und Gegenstände mit Hakenkreuzen verunstaltet worden.
BAD NENNDORF. Marina Jalowaja, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Bad Nenndorf, ist entsetzt. Gleich zweimal ist der Versammlungsort der Gemeinde an der Straße Am Thermalbad beschmiert worden. In der Nacht von Freitag auf Sonnabend wurde die Eingangstür mit dem verfassungsfeindlichen Zeichen markiert. Eilig angebrachte Poster, um es zu verdecken, wurden in der darauffolgenden Nacht wieder abgerissen. Und am Montagmorgen wurde ein weiteres Hakenkreuz an der Scheibe des ehemaligen Restaurants entdeckt.
"Das ist einfach nur dämlich und doof“
Auch an zwei Stromkästen, dem jüdischen Mahnmal, am Bewegungspark und am Winckler-Bad sind die Unbekannten ihrem üblen Handwerk nachgegangen, wie Axel Bergmann, Sprecher der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg, berichtete. Aufgrund des Verwendens des verfassungsfeindlichen Kennzeichens ist der Staatsschutz eingeschaltet worden. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, so Bergmann. . Es sei nicht auszuschließen, dass die Taten in Zusammenhang mit dem Stamm-Termin des Naziaufmarsches stehen.
Jalowaja glaubt weiterhin, dass die Rechten am 5. August nicht in der Kurstadt aufmarschieren. Genau deswegen könne es sein, dass einige Neonazis trotzdem ein Zeichen setzen wollten, mutmaßt Jalowaja. Auch Samtgemeindebürgermeister Mike Schmidt geht zwar davon aus, dass die Schmierereien im Zusammenhang mit dem ersten Augustwochenende stehen, die Lage sich dadurch aber nicht verändert habe. Ferner spricht er von einer „verwerflichen Straftat. Das ist einfach nur dämlich und doof“, so Schmidt.
Nicht die erste Provokation
Alle Hakenkreuze sind in goldener Farbe angebracht worden. „Die kommen bestimmt von hier“, sagt die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde. Und: „Es steht ja nirgends dran, dass hier die jüdische Gemeinde ist.“ Auch die Polizei geht davon aus, dass es sich um ein und dieselben Täter handelt.
Es ist nicht die einzige Provokation, die die Jüdische Gemeinde in der Vergangenheit zu ertragen hatte. Erst zum Jahreswechsel waren Schweinefleisch und Bregenwurst in den Briefkasten des Sitzes der Gemeinde gesteckt worden. Für Juden ist Schweinefleisch eine unreine Speise.Außerdem erinnert das Beschmieren von prägnanten Punkten in der Stadt an die Anfangszeit der Nazi-Aufmärsche, als etwa der Pavillon im Kurpark mit braunen Hakenkreuzen beschmutzt wurde.
Die Polizei bittet um Mithilfe aus der Bevölkerung – womöglich hat jemand gesehen, wie der oder die Unbekannten in den Nächten von Freitag auf Sonnabend, Sonnabend auf Sonntag und Sonntag auf Montag Dinge mit Hakenkreuzen besprühten.