"Deutschland lieben lernen" bringen sie dir auch gleich bei.
Trägst du gerne schwarze Klamotten? Juckt es dich in den Fingern, wenn du an einer Deutschland-Fahne vorbeigehst? Kriegst du erhöhten Blutdruck, wenn dir ein Polizist entgegenkommt? Dann hast du vielleicht ein Antifa-Problem. Aber keine Sorge! Die AfD kann dir helfen.
Das ist zumindest das Versprechen, das der bayerische Landesverband der AfD auf seiner neuen Webseite antifa-ausstieg.de macht. "Deutschland lieben lernen!" steht da in großen Lettern und darunter "Mein Weg zurück zur Demokratie". Ein kurzer Text erklärt, was aus Sicht der AfD das Problem mit Antifaschismus ist. "Bei der Antifa mitzumachen scheint zunächst nicht verwerflich", heißt es da. "Doch erfahrungsgemäß führt die weitere Entwicklung meist in die Kriminalität." Später wird es dann noch etwas persönlicher: "Wenn du betroffen bist: Übernimm Verantwortung in der Gesellschaft. (...) Nimm dein Leben in die Hand und nicht den nächsten Pflasterstein."
Zugegeben: Ein bisschen witzig ist das schon. Darunter steht in Großbuchtsaben: "Wir hören zu, wir helfen dir!" Und dann kommen Eingabefelder, in denen man Namen, E-Mail-Adresse und Hilferuf hinterlassen kann. Dabei ist ziemlich unwahrscheinlich, dass ein echter Linker sich als Erstes bei der AfD meldet, wenn ihm die letzte Demo ein bisschen zu krakeelig war.
Die AfD besteht aber darauf, dass es sich dabei keinesfalls um eine reine PR-Aktion handelt. "Klar ist das mit einem Schmunzeln aufgezogen, aber das Anliegen ist absolut ernst", sagt Petr Bystron, der Chef des bayerischen Landesverbands. "Da sind wirklich Leute für die Hilfe abgestellt. Wenn sich jemand meldet, wird dem geantwortet und geholfen."
Das Interesse sei jetzt schon groß, sagt Bystron. "Wir haben schon am ersten Tag mehrere Hundert E-Mails bekommen – das meiste ist aber Spam, keine ausstiegswilligen Antifanten. Außerdem wird wahnsinnig versucht, die Seite zu hacken." Dass der Verfassungsschutz vor Jahren schonmal ein (damals aber vollkommen ernstgemeintes) "Aussteiger-Telefon" für Linksextreme eingerichtet hatte und das eingestellt werden musste, weil fast niemand ernsthaft angerufen hat, habe er nicht gewusst, sagt Bystron.
Wie die AfD den Leuten eigentlich beibringen will, "Deutschland zu lieben", kann Bystron nicht im Detail erklären. "Das muss man dann sehen, je nachdem, was die brauchen: Rechtsbeistand, psychologische Hilfe, vielleicht ein paar Tipps." Vielleicht reicht es für den Anfang aber auch, jeden Morgen Liegestütze zur Nationalhymne zu machen.
Bleibt die Frage, warum die AfD findet, dass man Antifaschismus abschaffen muss. Gibt es denn keinen Faschismus mehr, den man bekämpfen müsste? "Doch, genau da, bei der Antifa!", sagt Bystron. "Das sind die Faschisten von heute! Was die machen ist aktive, militante Unterdrückung von missliebigen Meinungen." Die seien sogar schlimmer als die NPD, weil sie "staatlich unterstützt" würden. Und für Hamburg sei "die Antifa" natürlich auch verantwortlich.
Allerdings: Wenn die Antifa-Leute die neuen Faschisten sind und die AfD sich gegen die Antifa engagiert, macht das die AfD dann nicht zu Antifaschisten? Muss man sich das Ganze vorstellen wie ein Hufeisen, das in der weltanschaulichen Waschmaschine so oft durcheinandergewirbelt wird, dass am Ende niemand mehr weiß, ob er jetzt eigentlich Faschist oder Antifaschist sein wollte? Oder arbeitet hier jemand daran, den Faschismus-Begriff so lange aufzuweichen, bis er völlig sinnlos geworden ist und nicht mehr gegen ihn verwendet werden kann?