Die Palästinensische Autonomiebehörde hat ihre Beziehungen zu Israel eingefroren – und sofort kommen die Stimmen, die beide Seiten zur Mäßigung aufrufen. Dabei werden Ursachen und Wirkung verwechselt, meint Daniel Killy.
Hannover. Mahmoud Abbas, Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, hat alle Kontakte zu Israel eingefroren – aus Protest gegen die Beschränkungen für muslimische Gläubige am Tempelberg. Und er hat sich an die UNO gewandt, die prompt zur Deeskalation aufrief. Der Schwarze Peter liegt wieder einmal bei Israel, das scheinbar Gläubige an der Ausübung ihrer Religionsfreiheit hindert. Doch wie häufig lohnt ein zweiter Blick auf die Dinge.
Mahmoud Abbas, der in einigen Teilen der Welt, auch bei uns, als „gemäßigt“ gilt, war unter seinem Kampfnamen „Abu Mazen“ Finanzchef und ein Kopf des Olympia-Massakers von 1972. Seine Doktorarbeit schrieb Abbas in Moskau über „Die geheimen Beziehungen zwischen dem Nazismus und der Führung der zionistischen Bewegung“, die krude Theorie also, dass die Juden den Mord am eigenen Volk nur inszeniert hätten. In Deutschland säße er dafür als Leugner des Holocausts im Gefängnis. Außenminister Gabriel bezeichnet ihn aber durchaus schon mal als „meinen Freund“.
Dieser Freund der Demokratie also hatte zum „Tag des Zorns“ aufgerufen. Aus Protest gegen die Sicherheitsmaßnahmen am Tempelberg. Seit Jahren ist die Al-Aksa-Moschee, als dritthöchstes Heiligtum des Islam eigentlich per Definition ein Ort des Friedens, Ausgangspunkt schwerer Krawalle, da das Gotteshaus regelmäßig als Waffendepot missbraucht wird. Sie kamen bisher recht unkontrolliert dorthin. Nach dem Mord an zwei Polizisten nahe dem Tempelberg hatte Israel Metalldetektoren an den Zugängen zum Tempelberg aufgestellt. Metalldetektoren übrigens, die Juden schon seit Jahren passieren müssen, wollen sie zu ihrem größten Heiligtum, der Klagemauer. Auch der Tempelberg, der Name sagt es schon, ist Juden heilig. Standen hier doch der Überlieferung nach der erste und zweite Tempel, dessen letzter Rest die Klagemauer bildet. Doch Juden dürfen gar nicht zum Gebet auf das Hochplateau. Es ist nach und nach arabisiert worden und steht als Nachwirkung der jordanischen Besetzung Jerusalems bis 1967 unter jordanischer Verwaltung.
Ein Metalldetektor, bevor man beten geht – für die Juden in Jerusalems Altstadt ein Alltagsphänomen, für Abbas und seine Leute aber eine Unzumutbarkeit, die mit dem „Tag des Zorns“ beantwortet werden sollte. Und natürlich mit Gewalt auf den Straßen im ganzen Land endete. Drei junge, aufgehetzte Palästinenser ließen bei den Attacken auf israelische Sicherheitskräfte völlig sinnlos ihr Leben. Und abends erstach ein weiterer aufgehetzter 19-jähriger Araber einen israelischen Vater und seine zwei Kinder, die beim feierlichen Sabbat-Mahl in ihrer Küche saßen. Die Familie des Mörders wird jetzt von Abbas’ Autonomiebehörde eine lebenslange Märtyrerrente erhalten. Und die Terrororganisation Hamas, als Regierungspartei im Gazastreifen Teil des sogenannten Palästina, bezeichnete die Bluttat als „notwendige Reaktion“ auf die Sicherheitsmaßnahmen am Tempelberg.
Es ist halt so eine Sache mit Ursachen und Wirkung ...
Von Daniel Killy/RND