Er tötete neun Menschen in München, ehe er sich selbst erschoss: Nach Informationen des SPIEGEL zeigen Chatprotokolle die rassistischen Motive von David S. Auch sein Waffenhändler hing offenbar rechtsextremen Gedanken nach.
Der Münchner Amoktäter David S. war stärker von rechtsextremen Motiven geleitet als bislang bekannt. Darauf deuten Chatprotokolle hin, die Ermittler auf dem Computer des 18-Jährigen gefunden haben, wie der SPIEGEL berichtet. Demnach offenbaren die Dokumente einen groß angelegten und rassistischen Terrorplan, in den sich S. in den Tagen vor dem Amoklauf hineinsteigerte, mit Anschlagteams in mehreren Großstädten, gleichzeitigen Amokläufen an bayerischen Hauptschulen und einem Bombenanschlag mit einem Lkw.
Ziel der tödlichen Pläne waren meist Ausländer. "Wir treffen mit nur einer Bombe sehr viele Drogen-Kanaken", heißt es in den Protokollen. Nachdem die Ermittler des Bayerischen Landeskriminalamts am 27. Juli 2016, fünf Tage nach dem Amoklauf am 22. Juli 2016 mit neun Toten und mehreren Verletzten, auf die Protokolle gestoßen waren, setzten sie eine dringende Warnmeldung an das Bundeskriminalamt und andere Behörden ab. Später kamen sie zu dem Schluss, dass S. die Chatprotokolle wahrscheinlich komplett selbst geschrieben hat. (Lesen Sie hier die ganze Geschichte im neuen SPIEGEL.)
Auch Philipp K., der Händler, von dem S. im Darknet die Tatwaffe gekauft hatte, hing offenbar rechtsextremen Gedanken nach. In Chats schwadronierte der heute 32-Jährige über das "Antanzer-Raub-Vergewaltiger-Gesocks", über "Kanacken", "Türkenratten" und "Niggeraffen" und beendete die Einträge gerne mit "Sieg" oder "Hitler lebt". Auf einem Video sieht man, wie er den Hitlergruß zeigt.
Er habe, erklärte K. der Polizei, über seine Handlung "nicht nachgedacht". Die Ermittler halten das für gelogen. K. muss sich ab dem 28. August vor dem Münchner Landgericht verantworten, unter anderem wegen des Vorwurfs des unerlaubten Waffenhandels, der fahrlässigen Tötung von neun Menschen sowie Körperverletzung in fünf Fällen.