International bekannt – und doch nur 26 Jahre alt geworden. Die erste Frau der Welt, die direkt im Gefecht des spanischen Bürgerkriegs fotografierte – und durch einen tragischen Unfall ums Leben gekommen ist. Geboren in Stuttgart hat sie auch drei Jahre in Leipzig gelebt – und wird hier geehrt. Gerta Pohorylle – besser als Gerda Taro für viele politisch Interessierte ein Begriff, nicht zuletzt, weil in Leipzig eine Straße ihren Namen trägt. Am 26. Juli jährt sich zum 80. Mal ihr Todestag.
Das ist Anlass für den Bund der Antifaschisten und den Bürgerverein Messemagistrale in Leipzig, sie zu ehren, sich ihrer zu erinnern, ihre bewegte Entwicklung zu skizzieren. Auf einer gemeinsamen Veranstaltung mit Informationen und Lesungen soll ihr mutiges Wirken vorgestellt werden. „Sie ist zwar nicht sehr alt geworden, aber erlebte dennoch eine ganze Menge“, sagt Bärbel Dittrich. Sie hat seitens des Bürgervereins, dessen Vorstandsmitglied sie ist, den „Hut“ für diese Gedenkfeier auf .
„Wir wollen einen anschaulichen und möglichst authentischen Einblick vermitteln, wie es Gerda Taro ergangen ist“, erklärt die ehemalige Geschichtslehrerin. Deshalb ist eine Art szenische Lesung geplant. „Vier Frauen gestalten sie. Dabei werden Fragen in die Runde gestellt, die dann mit literarischen Passagen aus ihrem Leben beantwortet werden.“ Grundlage für dieses Vorhaben sind zwei Bücher: „Gerda Taro, Fotoreporterin im spanischen Bürgerkrieg – Eine Biografie“ von Irme Schaber (Jonas-Verlag 1994) und der Roman „Warten auf Robert Capa“ von Susana Fortes (Ebersbach & Simon 2016).
Dabei werden zahlreiche Abschnitte ihres 26-jährigen Lebens aufgegriffen und Fragen in den Mittelpunkt gerückt. Wie zum Beispiel: Woher, aus welcher Familie stammt Gerda Taro? War sie eine gute Schülerin? Was hat sie nach Leipzig verschlagen? Wie politisch aktiv ist sie gewesen? Weshalb flieht sie 1935 nach Paris? Bei welcher Gelegenheit lernte sie die Schriftsteller Anna Seghers, Bert Brecht und Egon Erwin Kisch kennen? Wie begegnete sie dem ungarischen Fotografen André Friedmann – besser bekannt als Robert Capa? Wodurch wurde sie zur aktiven Antifaschistin? Was bewog sie, mit Capa zusammen das zu schaffen, was heute moderne Kriegsfotografie genannt wird?
Als Capa und Taro im Sommer 1936 nach Spanien gingen, um als Fotografen am spanischen Bürgerkrieg (17. Juli 1936 bis 1. April 1939) teilzunehmen, nahmen sie leichte Kleinbildkameras mit und begleiteten republikanische Truppen bis an die Front. Die Nähe und das Risiko waren ein Novum. Damit haben sie dieses fotografische Genre bis heute beeinflusst.
„Die Idee für die Lesung hatten der Bund der Antifaschisten und wir vor einem Jahr“, sagt Dittrich. Zwischen den einzelnen literarischen Abschnitten werde auch Musik eingespielt und so für zusätzliche Unterhaltung und Kurzweil gesorgt. Anmeldung für die Veranstaltung ist nicht erforderlich, die Teilnahme ist kostenlos.
Die Gedenkfeier „Wir ehren Gerda Taro“ findet am Mittwoch, dem 26. Juli, statt. Beginn im Stadteilzentrum Messemagistrale, Straße des 18. Oktober 10 a, ist um 18 Uhr (Dauer voraussichtlich anderthalb Stunden).