Kulturmacher verurteilen Pauschalisierung

Erstveröffentlicht: 
14.07.2017

Reaktionen auf Generalverdacht gegen Connewitz

 

Auf die Überlegungen von Bundes- und Landes-Innenminister, in Connewitz gegen autonome Strömungen vorzugehen und alternative Kulturzentren zu schließen, reagieren Leipziger Kulturmacher mit deutlichen Worten So findet der seit Jahren in Hamburg lebende, gebürtige Leipziger Sänger Johannes Kirchberg: „Das, was hier eskaliert ist, als willkommenen Vorwand zu nutzen, um gegen sogenannte ,Bandentreffs’ vorzugehen, ist politisch nicht korrekt. Und meiner Meinung nach auch falsch. Man schießt nicht mit Pflastersteinen auf Polizisten. Aber man schließt auch kein Kulturzentrum.“

 

Jürgen Zielinski, Intendant am Theater der Jungen Welt, mahnt Differenzierung an. „Wo etwas in der Gesellschaft auseinanderdriftet und simple Schwarz-weiß-Muster zunehmen, werden nicht nur Integrationsmaßnahmen in der Breite notwendig, sondern auch im Sinne der Wiederbelebung einer differenzierten demokratischen Diskussionskultur!“ Als früher in Hamburg Lebender weiß er: „Unerreichbare in der autonomen Szene hat es immer gegeben! Das ist ein ziemlich anderes Handlungsfeld.“

 

Peter Hinke trägt den Stadtteil nicht nur im Namen seiner „Connewitzer Verlagsbuchhandlung“, sondern ist dort aufgewachsen und hat dort beruflich angefangen. „Die Forderung von Herrn de Maizière ist purer Aktionismus. Schon der Leipziger CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Feist hat vor längerer Zeit gefordert, das Conne Island von Förderungen auszuschließen. Es wird hier sehr pauschal gesprochen und vergessen, dass sowohl das Conne Island als auch das Werk 2 wichtige Adressen für die Stadt sind und Aufgaben in der Jugendarbeit übernommen haben.“ Natürlich gebe es Reibungspunkte wie in jedem anderen Viertel – „aber hat nicht auch die Stadt, besonders in den frühen 90er Jahren, als das alternative Connewitz Freiwild rechter Schläger zu werden drohte, das Viertel mit seinen Problemen allein gelassen?“

 

Falk Elstermann, naTo-Geschäftsführer, sieht „im Generalverdacht gegen Connewitz und der Anregung, Kulturzentren den Hahn zuzudrehen wollen, ein mangelndes Demokratieverständnis“. Thorsten Giese, Schauspieler und Chef der Theaterturbine, spielt lustvoll mit De Maizières Äußerung: „Vollkommen richtig – man kann nicht hinnehmen, dass nur in Connewitz so großartige Arbeit Richtung offenen Denkens geleistet wird. Da sind alle anderen Stadtteile und ganze Städte in der Pflicht, diesen Riss in der Welt der schlichten Reaktionen ebenso voranzutreiben. Denn wenn das einmal eingerissen ist, ist nicht so leicht wieder zu lösen.“

 

MaD, jaf