Sächsische Spezialkräfte machten bei den G-20-Krawallen im Hamburger Schanzenviertel regulären Polizeieinheiten den Weg frei. SEK-Chef Mewes beschreibt den „sehr, sehr robusten“ Einsatz als vollen Erfolg.
Der Kommandoführer des sächsischen SEK hat den Einsatz der Spezialeinheiten bei den Krawallen rund um den G-20-Gipfel in Hamburg als Erfolg bezeichnet. Obwohl ein solcher Einsatz ursprünglich gar nicht vorgesehen war, habe die Lage im Schanzenviertel so rasch beruhigt werden können, sagte Polizeidirektor Sven Mewes. Er lobte die Hamburger Einsatzführung für die Entscheidung.
Mewes war mit seinem Kommando und Mitgliedern der österreichischen Cobra-Einheit in der Nacht zum vergangenen Samstag als Erster gegen extrem gewaltbereite G-20-Gegner vorgegangen, die – postiert auf Häuserdächern – den Einsatz regulärer Polizeieinheiten über Stunden blockiert hatten.
„Nachdem wir das erste Haus durchsucht hatten, war es mein Gefühl, dass absolute Stille im Schanzenviertel vorherrschte“, sagte der 57-jährige SEK-Chef. Er habe danach weder weitere Steinwürfe noch Randalierer wahrgenommen. „Auf jeden Fall war die Dynamik der Straftäter absolut raus.“
„Sofort auf den Boden gelegt, gefesselt und abgeführt“
Grund dafür sei nicht nur das martialische Auftreten der schwer bewaffneten Spezialeinheiten gewesen. Sie seien beim Durchkämmen besetzter Häuser auch „sehr, sehr robust vorgegangen“, hätten verschlossene Türen mittels spezieller Munition aus Pumpguns aufgeschossen und zur Ablenkung auch Pyrotechnik eingesetzt. „Es war sicher auch akustisch noch sehr weit im Schanzenviertel zu hören, dass jetzt andere Einsatzkräfte, aber auch andere Einsatzmittel angewendet werden.“
Gegenwehr habe es nicht gegeben. „Wir haben in den ersten beiden Gebäuden auf dem Dach Straftäter stellen können, die sich, als sie uns sahen, sofort ergeben haben. Insgesamt haben wir sechs oder sieben Häuser durchsucht.“ Jeden mutmaßlichen Straftäter hätten sie „sofort auf den Boden gelegt, gefesselt und anschließend abführen lassen“. Der Einsatz seines Kommandos habe allein zu 13 Festnahmen geführt.
Insgesamt habe sich ihm in dem linken Hamburger Szeneviertel ein „bizarres“ Bild geboten. So habe er viele „Zuschauer, viele Gaffer, gesehen, die mit Handys Fotos gemacht, Bier getrunken und auch noch versucht haben – so kam es mir zumindest vor –, Gewalttäter und Polizisten gegeneinander anzustacheln, zur Höchstleistung anzutreiben.“
„Solche Gewalt in mehr als 30 Jahren noch nie erlebt“
Eigentlich seien die Spezialkommandos nicht für das Demonstrationsgeschehen, sondern für den Fall eines Terroranschlags oder einer Terrordrohung im Hamburger Stadtgebiet in Bereitschaft gehalten worden. „Die Vorbereitungen, die wir im Vorfeld getroffen hatten, zielten auch nicht auf solche Einsätze ab.“
Das, was er im Schanzenviertel gesehen habe, sei aber auch kein Demonstrationsgeschehen mehr gewesen. „Das war deutlich weiter fortgeschritten.“ Solche Gewalt habe er auch in mehr als 30 Jahren als Polizist noch nie erlebt. „Und von daher war das für uns auch gefühlsmäßig kein Vorgehen gegen Demonstranten, sondern gegen Rechtsbrecher, mögliche Verbrecher, die versucht haben, sowohl Polizeibeamte als auch die Bevölkerung an Leib und Leben zu schädigen – möglicherweise sogar lebensgefährlich zu verletzen.“
Die Hauptaufgabe von Spezialeinheiten sei die Rettung gefährdeter Menschenleben. „Und genau das haben wir in dem Moment getan“, sagte Mewes.