Nach Moschee-Anschlag in Dresden - Kein rechtes Terrornetz, aber mögliche Komplizen

Erstveröffentlicht: 
11.07.2017

Der mutmaßliche Moschee-Attentäter von Dresden, Nino K., bleibt weiter in Untersuchungshaft. Das hat das Recherchenetzwerk "Correctiv" in Erfahrung gebracht. Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Oliver Möller hat das Oberlandesgericht Dresden bereits im Juni einen sogenannten Haftfortdauerbeschluss erlassen. Damit sei der dringende Tatverdacht gegen den Beschuldigten bestätigt worden. Nino K. sitzt seit sieben Monaten in Haft.

 

Weitere Sprengsätze sichergestellt


Nach Angaben des Recherchenetzwerkes verfügte Nino K. außerdem über zwei weitere Sprengsätze, wie es in einem bisher unveröffentlichten Dokument des Oberlandesgerichts Dresden heißt. Der erste Sprengsatz sei demnach in K.s Wohnung gefunden worden. Den zweiten soll er "aus nicht bekannten Gründen an einem nicht bekannten Ort in die Elbe geworfen haben". Vier Tage nach seiner Festnahme wurde dieser Sprengsatz flussabwärts gefunden. Auf beiden Sprengsätzen ließ sich nach Angaben des Oberlandesgerichts die DNA von Nino K. nachweisen. 

 

Ermittler rekonstruieren Explosionen


Unmittelbar nach den Anschlägen wurden laut Möller außerdem die Reste der Sprengsätze an den Tatorten sichergestellt. Mit den Teilen konnten Spezialisten des Landeskriminalamtes die Sprengsätze rekonstruieren und sie unter fachmännischer Aufsicht zur Explosion bringen. Die dabei erzielten Ergebnisse fließen nun in die abschließende Bewertung der Ermittler mit ein.

 

Zu den laufenden Ermittlungen machte Oberstaatsanwalt Möller keine konkreten Angaben. Er sagte lediglich, dass kein Zusammenhang zwischen den Anschlägen und einem rechtsterroristischen Netzwerk bestehe. Dies schließe weitere Ermittlungen gegen andere Personen - etwa wegen eventueller Beihilfehandlungen - jedoch nicht aus, so Möller. 

 

Verdächtiger im Dezember festgenommen


Der mutmaßliche Attentäter Nino K. wurde am 8. Dezember 2016 auf einer Baustelle in Hessen festgenommen. Gegen ihn wird wegen versuchten Mordes in Tateinheit mit dem Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und einer versuchten schweren Brandstiftung ermittelt. Er steht im Verdacht, am 26. September 2016 in Dresden zwei Anschläge verübt zu haben.

Ein Sprengsatz detonierte vor der Tür der Fatih Camii Moschee im Stadtteil Cotta. Kurze Zeit später gab es eine Explosion auf der Terrasse des Kongresszentrums. Verletzt wurde niemand, obwohl sich zum Zeitpunkt des Anschlags auf die Moschee sowohl der Imam als auch seine Frau und seine beiden Kinder in dem Gebäude aufhielten.

 

Knapp zwei Wochen nach der Festnahme von Nino K. war ein weiterer Mann aus Dresden ins Visier der Ermittler geraten. Ein Richter erließ einen Haftbefehl gegen den zweiten Verdächtigen, der jedoch nicht vollzogen wurden. Es habe keine Fluchtgefahr bestanden, erläuterte die Generalstaatsanwaltschaft.