Das Missverständnis mit der Rohrbombe

Erstveröffentlicht: 
06.07.2017

Proteste radikaler Gruppen sind in Connewitz keine Seltenheit. So gingen die Menschen dort auch am Freitag unter anderem gegen den anstehenden G20-Gipfel auf die Straße. In der Berichterstattung darüber entstanden daraufhin einige Ungereimtheiten.

 

Überall in Deutschland protestierten die Menschen in den vergangenen Tagen wegen des G20-Gipfels in Hamburg. Der große organisatorische Aufwand und die Anwesenheit Donald Trumps waren die zwei Hauptgründe für den Widerstand. Mancherorts liefen die Proteste friedlich ab, an anderer Stelle mit gewaltsamen Ausschreitungen. So auch im linksorientierten Leipziger Stadtteil Connewitz. Dort sollen bei einer, als "Spontandemo" betitelten Demonstration, an der auch Antifa-Gruppen beteiligt waren, Steine und Rohrbomben unter anderem auf einen Bus der LVB geworfen worden sein. So berichteten es zumindest die BILD, die LVZ und weitere Nachrichtenmedien im Verlauf der Woche. 

 

Die Gegendarstellung der Antifa


Am Mittwoch stellten Vertreter der Antifa-Gruppierungen auf der linksradikalen Internetseite Indymedia  klar, dass sie weder Rohrbomben benutzt, noch Steine auf den LVB-Bus geworfen hätten. Darüber hinaus kritisierten sie die Aussagen der Polizei, die laut ihnen bei der Demo nicht vor Ort gewesen sei. Sie bezeichneten die Polizei in ihrer Gegendarstellung unter anderem als "Märchenonkel", revidierten diese Aussage allerdings im Anschluss. Starke Kritik und klare Vorwürfe kamen auch von der Linken-Politikerin Juliane Nagel:

 

Ein bisschen muss man sich doch fragen, warum dieses Wort Rohrbombe in Umlauf gebracht wurde, ob es hier nicht darum geht die linke Szene zu diskreditieren. Und das gerade in einer Zeit, wo in Hamburg gegen G20 protestiert wird und die Stimmung sowieso sehr aufgeheizt ist.

Juliane Nagel, Die Linke

 

Nachdem die LVZ in einem Artikel vom Montag noch von Rohrbomben sprach, wurde die Bezeichnung in einem weiteren Artikel von Mittwochabend korrigiert. In den Zylindern befand sich nun kein Sprengstoff mehr, sondern Pyrotechnik. Somit traf die Bezeichnung "Bombe" nicht mehr zu. Laut LVZ wollte die Polizei diesen Begriff gar nicht erst in Umlauf bringen, da es für sie aus der Ferne nur so aussah, als wären es Rohrbomben. 

 

Polizei wünscht sich mehr Sachlichkeit


Der Vorwurf, der nun ziemlich allgegenwärtig im Raum steht, lässt sich mit "Die Polizei hat Behauptungen aufgestellt, die sie nicht beweisen kann." zusammenfassen. Sämtliche Kritik stützt sich dabei aber nur auf die Medienberichte über die Demonstration. Laut Uwe Voigt, Pressesprecher der Polizeidirektion Leipzig, seien diese Medienberichte allerdings nicht korrekt:

 

Da gibt’s ne Zeitung mit vier großen Buchstaben und die hat dieses Wort 'Rohrbombe' zuerst geschrieben, ohne das zu hinterfragen. [...] Das wurde einfach in diesem Artikel erwähnt. Also ist dieses Wort bereits am 1. Juli gefallen, allerdings nicht seitens der Polizei.

Uwe Voigt, Pressesprecher Polizeidirektion Leipzig

 

Der Konflikt, der sich auf die falsche Berichterstattung der BILD und Übernahme der Falschinformation durch die LVZ stützt, hat dazu beigetragen die Beziehungen zwischen dem linken Spektrum und der Polizei zu verschlechtern. Laut Voigt seien diese ohnehin nicht besonders gut gewesen:

 

Wir wissen ja selber, dass 'Bullen' in Connewitz nicht gerne gesehen werden. Da geht das dann schon los und da sollten wir auch mehr Sachlichkeit reinbringen.

Uwe Voigt

 

Seiner Aussage nach sei es akzeptabel, dass man der Polizei genau auf die Finger schaue, aber er akzeptiere es nicht, wenn man der Polizei einfach so die Verbreitung von Fake-News unterstelle. Die Tumulte und Sachbeschädigungen seien Fakt, mehr habe die Polizei nicht behauptet. Zuletzt sagte er, er sei sich ziemlich sicher, dass es sich bei der Demonstration nicht um eine "Spontandemo" gehandelt hätte, sondern um eine nicht angemeldete, die schon länger geplant gewesen sei.